Drolshagen/Berlin. Die Union bringt an diesem Freitag einen Antrag zur Beschleunigung von Straßen- und Schienenprojekten im Bundestag ein. Anlass: die marode A 45.

Florian Müller aus Drolshagen sitzt erst seit ein paar Monaten im Bundestag. Aber das typische Schicksal einer Oppositionspartei ist dem 34-jährigen CDU-Abgeordneten natürlich schon geläufig: Mögen Vorschläge der politischen Minderheit auch noch so vernünftig klingen, die Mehrheit wird sie aus taktischen Gründen trotzdem ablehnen. So dürfte es auch beim Antrag der Union laufen, der heute beraten wird: „Tempo machen bei Verkehrsprojekten – Weitere Beschleunigungspotenziale heben“ steht als Titel drüber. Müller hat das 33 Punkte umfassende Papier federführend für seine Fraktion formuliert.

Wer wollte das nicht? Mehr Tempo beim Straßen-, insbesondere beim Brückenbau. Das Debakel der gesperrten A 45 macht Politikern und Behörden Beine. Die NRW-Landesregierung hat sogar eigens eine Tempo-Woche ausgerufen – zwei Monate vor der Landtagswahl.

Auf Planfeststellungsverfahren verzichten

Einige Forderungen im Antrag von CDU/CSU könnten auch Regierungsparteien locker unterschreiben, andere eher nicht. So schlagen Müller und Kollegen beispielsweise vor, das Bundesfernstraßengesetz so zu ändern, dass im „Falle des Ersatzes einer notwendigen Trasse sowie einer baufälligen Brücke durch ein in Größe und Funktion baugleiches Bauwerk auf das Planfeststellungsverfahren zu verzichten“. Gleiches solle für die Umweltverträglichkeitsprüfung gelten. Das wollen SPD und FDP eigentlich auch, die Grünen eher nicht. Insgesamt sollen die Genehmigungsprozesse verkürzt werden, übrigens nicht nur im Straßenbau, sondern auch in Ausbau des Schienennetzes. Auch gegen eine im Antrag vorgeschlagene weitere Digitalisierung der Planung dürfte niemand Einspruch erheben.

Der heimische Bundestagsabgeordnete Florian Müller (CDU)
Der heimische Bundestagsabgeordnete Florian Müller (CDU) © Steffen Böttcher | Steffen Böttcher

Beim Klagerecht gegen Verkehrsprojekte sieht das schon anders aus. Die Union will, dass die Zahl der Gerichtsinstanzen bei Engpassbeseitigungen auf eins reduziert wird, nämlich auf das Bundesverwaltungsgericht. „Besorgte Interessenvertreter könnten weiter den Klageweg beschreiten, aber wir quälen uns nicht mehr langwierig durch die einzelnen Instanzen“, sagt Müller. Auf Widerstand stoßen dürfte auch eine von der Union angepeilte Stichtagsregelung: Veränderte Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt des Erlasses des Planfeststellungsbeschlusses sollen nicht mehr berücksichtigt werden. Zudem soll aus Sicht der Union Baurecht durch Gesetz in besonderen Fällen geschaffen werden können. Heißt: Der Bundestag schafft das Planrecht für ausgewählte Infrastrukturprojekte per Parlaments­beschluss; Klagen dagegen wären dann nur noch sehr eingeschränkt möglich.

„Immer heißt es nur: Es wird geprüft.“

„Die A 45 ist seit Anfang Dezember gesperrt. Und wir haben von der Bundesregierung immer noch keine konkreten Vorschläge gehört, wie Planungen und Genehmigungen beschleunigt werden sollen“, sagt Müller. „Immer heißt es nur: Es wird geprüft.“ Auch wenn der Antrag im Bundestag abgelehnt werde, erfülle er seinen Zweck: „Die Union hat es geschafft, dass sich die Ampel-Koalition zum ersten Mal im Parlament mit konkreten Vorschlägen auseinandersetzen muss.“

Eigentlich seien sich ja alle Parteien im Ziel einig, sagt Müller: Es soll schneller gehen. Ablehnen wird die Ampel den Antrag trotzdem.