Gevelsberg. Brenn-Meister Michael Habbel freut sich, mit Whiskey ein Produkt zu erzeugen, das auch in vielen Jahren Menschen noch eine Freude bereiten wird.
Manche Menschen schreiben ein Buch, andere einen Song, der unvergessen bleibt. Michael Habbel brennt Whisky. Und auch wenn der irgendwann ausgetrunken ist: „Ich freue mich, dass mein Produkt Freude bereitet, auch wenn ich dann schon lange nicht mehr da bin.“
Ein guter Whisky muss reifen, mindestens sieben Jahre. Und so manch einen Jahrgang, der in den Fässern der Destillerie Habbel lagert, wird der 70 Jahre alte Brennerei-Chef wohl nicht mehr erleben. „Aber irgendwann hat jemand das Getränk in der Hand und sagt, ,den hat damals der alte Habbel gemacht’“, sagt er und lacht.
Im Jahr 1977 brannte er seinen ersten, übrigens den ältesten Whisky Deutschlands. Warum er sich nicht weiterhin auf Schnäpse, Brände und Liköre beschränkt habe, wie schon sein Vater und Großvater? Weil er schon damals geglaubt habe, dass der Whisky im Kommen sei. Eine Renaissance, die derzeit der Korn erlebt und die der Wacholderschnaps schon hinter sich hat. Gin, nichts anderes als ein Brand aus Wacholder, angereichert mit zusätzlichen Kräutern und Aromen, sei heute in aller Munde. Mehr noch: Der Juli in diesem Jahr ist der erste Monat in der langen Geschichte der Destillerie Habbel, in der mehr Gin als alles andere verkauft wurde. Das gab es seit 1912 noch nie.
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Zeit, zu reifen
„Guter Geschmack und gute Qualität sind entscheidend“, sagt Michael Habbel. Das war damals so, und werde auch immer so bleiben. „Wichtig ist, um zukunftsfähig zu sein, dass man immer weiter am Produkt arbeitet“, sagt Michael Habbel. Die Rezeptur des Schokoladenlikörs, eines der Verkaufsschlager der Brennerei, habe er bereits mehrere Male verfeinert, ohne dass es jemand gemerkt habe. Und trotzdem sei er aus seiner Sicht besser geworden.
Fünf, sechs Zutaten, davon besteht jede aus vielen Dutzenden Aromen, dazu Wasser und etwas Zucker: Das seien – in der Regel – die Bestandteile einer Spirituose. Dazu die Art der Lagerung, die Dauer: „Der Vielfalt bei der Zubereitung sind keine Grenzen gesetzt“, sagt Michael Habbel. „Nur vom Geschmack und natürlich dem Geldbeutel des Kunden.“ Ein Whisky, der 30 Jahre lagert, koste dann eben auch mal mehrere 100 Euro.
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Michael Habbel sind jetzt Aufzeichnungen seines Großvaters in die Hände gefallen. Und auch er selbst schreibt seiner Tochter Michaela viele verschiedene Rezepturen auf, die noch in seinem Kopf sind oder die von seinem Vater stammen. Sie wird zum Ende des Jahres den Familienbetrieb übernehmen. Es ist dann die vierte Generation bei den Habbels.
Über Jahrzehnte hinweg könne sie immer wieder auf etwas altes, neues zurückgreifen, sagt Michael Habbel. Denn auch wenn aktuell 100 verschiedene Spirituosen im Sortiment sind, hunderte schlummern noch im Verborgenen.
Lagerung im Bergbaumuseum
Aktuell versuche sich die Destillerie an Mate, Goi-Beeren und Ölen als Zutaten. Viele Trends kommen, wenige bleiben. In 30 Jahren, so ist sich der Brennmeister sicher, werde immer noch gerne guter Alkohol getrunken. Die Menschen konsumieren bewusster, achten auf Qualität. Lila Bier wird sicher niemand haben wollen, aber guten Whisky, einen aromatischen Gin oder einen schmackhaften Kräuterlikör.
In zwei Jahren werden die Habbels einen ganz besonderen Whisky abfüllen, der seit Jahren im Keller des Bergbaumuseums Bochum reift. Ein ganz besonderer Whisky-Jahrgang stammt aus dem Jahr 1999, er wurde an dem Tag der Sonnenfinsternis gebrannt. „Wenn ich glaube, dass er den richtigen Geschmack hat, erst dann geht er in den Verkauf.“ Auch während der Mondfinsternis im Juli wurden Fässer gefüllt. Was der Whisky jetzt noch braucht, ist Zeit zu reifen, um das richtige Aroma zu entwickeln. Irgendwann.