Platte Heide. . Bernd Richter (74) ist Marktmeister auf Platte Heide. Seine Woche ist mit Nebenjob, Fußball, Radfahren und Enkelkindern gut verplant.
Den Berni kennen sie hier alle. Bernd Richter schüttelt auf dem Wochenmarkt Platte Heide eine Hand nach der anderen. Der Postbote schaut vorbei: „Alles im Griff?“ Klar! Der 74-Jährige achtet genau darauf, dass kein Auto hinter das Absperrband fährt. Ordnung muss ja sein. Und später, wenn alle Markthändler weg sind, dann fegt Richter auch mal durch. „Manchmal tue ich auch nur so“, sagt er und schmunzelt. Da blitzt der Schelm in ihm durch.
Bernd Richter ist Marktmeister auf Platte Heide. Er macht das im Auftrag des SBV-Forums. Der ehemalige Bürger- und Siedlerverein hatte den Markt mal ins Leben gerufen. Richter, ein Platte Heider Urgestein, macht den Job seit sieben Jahren. Eigentlich ist der 74-Jährige längst im Ruhestand. Nach der Lehre als Werkzeugmacher arbeitete er bei Schmöle, vor dem Ruhestand noch als Konstrukteur am Computer.
Woche mit klarer Struktur
Die Woche ist jetzt fast genauso durchgeplant wie früher. Montags Fußball. Dienstags Radfahren, manchmal 100 Kilometer mit dem Elektro-Fahrrad. Donnerstags Wochenmarkt am Vormittag und Soccer am Abend. Samstags Fußballgucken. Sonntags frei. „Habe fertig“, sagt Bernd Richter ganz trocken. Und einen Enkeltag gibt’s auch noch. „Meine Frau fragt schon manchmal nach, was ich da so alles noch mache.“
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Beim Fußball, sagen die Freunde, da ist der Berni noch ‘ne Wucht. Als Torwart der Alten Herren des VfL Platte Heide fischt er noch so manchen unhaltbaren Schuss aus der Ecke. Berni ist stolz auf den neuen Kunstrasen auf dem Sportplatz am Hülschenbrauck. Nur für ihn als Torwart sei das Leben auf dem neuen Platz schwerer geworden, sagt der 74-Jährige und ächzt ein wenig: „Der Ball verspringt nicht mehr so oft. Die Stürmer treffen besser.“
Wie stellt sich so jemand die Zukunft vor? „Ich hoffe, dass ich meinen kleinen Nebenjob noch lange machen kann“, sagt Richter. „Danach weiß ich im Augenblick nicht, wie es weitergeht, weil ich mir da noch keinen Kopf drüber gemacht hab.“ Der 74-Jährige nimmt’s so, wie es kommt. Gerade war er zum Urlaub in Bayern („Sehr schön.“).
Nebenverdienst zur Rente
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Berni Richter zeigt sich zufrieden mit dem Leben. Wenn er mal was anderes vorhat, dann hat er eine Vertretung als Marktmeister. Die Nachbarin springt ein. „Nur den Schlüssel für den Stromkasten und das Täschchen für die Standgebühr. Das war’s.“ Der Senior mag die kurzen Wege, das schnelle Zupacken, wenn’s gerade nötig ist.
Auf dem Wochenmarkt ist dieses Mal wenig los. Um 12.30 Uhr ist Aufbruch angesagt. Der Bäcker ist schon weg. Das Pärchen vom Kleidungsstand packt ein. Die Kartoffelfrau rangiert mit ihrem Wagen an den Absperrungen vorbei. Bernd Richter zieht das Band zwischen den beiden Holzböcken wieder gerade. Auf dem Pflaster, wo gerade noch die Kartoffelhändlerin stand, liegt eine kleine Kartoffel. „Mein Lohn“, sagt er, sammelt die Knolle auf und lacht verschmitzt. Tatsächlich gibt’s für den Job als Marktmeister auch einen kleinen Lohn. „Das kann ich schon gut gebrauchen“, sagt der Familienvater. Der Nebenverdienst ermögliche Freiheiten, die er sonst mit der Rente alleine nicht habe. Schon das alleine sei ein Grund, so lange wie möglich bei der Sache zu bleiben.
Marktmeister Berni kämpft um die kleinen Dinge. Er hat bei der Stadt nach einem Halteverbotsschild gefragt. „Zieht sich hin. Aber ich bleibe dran.“ Der Postbote klopft ihm auf die Schulter, der Nachbar auch. Die Anerkennung ist da.