Lüdenscheid. Bundesverkehrsminister Wissing bleibt dabei: Es gibt kein konkretes Datum für den Neubau der A45-Brücke, aber es soll schneller gehen.

Der erste Eindruck vom ersten Auftritt des Bundesverkehrsministers an, oder vielmehr unter der maroden Autobahnbrücke Rahmede in Lüdenscheid war aus Sicht des Wirtschaftsvertreters Adalbert M. Neumann in Ordnung: „Der Minister hat sachlich vorgetragen und war sehr gut informiert.“

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Selbst bei so attraktiven Arbeitgebern wie Busch-Jaeger kündigen die Fachkräfte inzwischen reihenweise ihre guten Jobs wegen der miesen Verkehrsanbindung. Neumann, Geschäftsführer des Technologieunternehmens Busch-Jaeger in Lüdenscheid, nahm für die Unternehmervereinigung Sauerland Initiativ mittags am Spitzengespräch im Lüdenscheider Rathaus teil, zu dem Fachleute der Autobahn GmbH, Abgeordnete aus Bund und Land und auch der NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) gekommen waren.

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Wissings Landespendant hatte es vor dem hohen Besuch im tiefen Tal verbal ordentlich krachen lassen und einen 7-Punkte-Plan in die Öffentlichkeit und Minister Wissing ordentlich angeschossen. Es sei nicht erkennbar, dass das Vorhaben „Rahmede-Talbrücke“ als ein „Sonderfall“ vom Bundesverkehrsministerium beziehungsweise der Autobahn GmbH mit Nachdruck verfolgt werde. Das Papier lässt erkennen, wie intensiv sich Düsseldorf mit der maroden Sauerlandlinie beschäftigt hat – bis hin zu konkreten Forderungen, wie der Baustellenverkehr abzulaufen habe – auf gar keinen Fall über die vorhandenen Umleitungsstrecken. Krischer liegt auf der Linie der heimischen Wirtschaft in Südwestfalen. „Das Wichtigste ist, dass wir heute eine klare Kommunikation und einen konkreten Zeitplan haben, damit sich die Menschen darauf einstellen können“, fordert Busch-Jaeger-Chef Neumann.

Den gab es auch am Ende des Tages nicht. Nach dem Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern sprach Wissing bis in den frühen Abend hinein mit Wirtschaftsvertretern. Deren Kernforderung: Konkrete Zeitpläne offenlegen.

Wissing: „Es wird nicht nach Schema F ablaufen“

Wissing nennt kein Datum für eine Brückeneröffnung, skizziert aber, wie sein Plan ist. „Ich will die Rahmedetalbrücke zum Modellprojekt machen“, versichert er gegen alle Kritik. „Das wird nicht nach Schema F ablaufen.“ Genau deshalb gebe es zum jetzigen Zeitpunkt keinen avisierten Eröffnungstermin für eine neue Brücke. Der Minister überrascht: „Ich habe nie fünf Jahre in den Mund genommen. Mein Anspruch ist es, schneller zu bauen!“ Sechsspurig, zweiteilig. Vierspurig solle der Verkehr zunächst laufen – all dies sehen die Planungen für den Ersatzneubau vor.

Hoffen auf den „Fall unwesentlicher Bedeutung“

Sein Ministerium arbeite daran, den Neubau rechtlich als „Fall unwesentlicher Bedeutung“ deklarieren zu können. Was für Menschen in der Region wie Hohn klingen mag, könnte den Bau beschleunigen, weil kein Planfeststellungsverfahren nötig werde. Bei der Talbrücke Sterbecke, ein paar Kilometer weiter in Richtung Hagen, habe man dies erfolgreich hinbekommen. Es dreht sich in diesen Tagen also um die bange Frage des Baurechts. Im Herbst soll die beantwortet sein. Inzwischen werde eine funktionale Ausschreibung vorbereitet. Mit dem Ziel, dass ein Bauunternehmen dann freier und schneller arbeiten könnte. Erst wenn dieser Auftrag vergeben ist, voraussichtlich im Laufe des kommenden Jahres, wird der Zeitpunkt der Wiedereröffnung greifbar. „Den Zuschlag bekommt, wer den kürzesten Bauzeitraum nennt“, verspricht Wissing, denn Geld und Personalressourcen dürften bei diesem Projekt keine Rolle spielen.

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Wissing blieb beim Tag in Lüdenscheid beim exakten Datum unkonkret, hinterließ im Saal beim Wirtschaftsgespräch Ungewissheit, kam aber der von SIHK-Vizepräsidentin Gudrun Winner-Athens formulierten Forderung „fünf Jahre minus X“ viel näher als seine ausführende Behörde, die Autobahn GmbH.