Innsbruck. Eine offene Rechnung, ein holpriger erster Lauf, dann ein Rekord und der große Triumph. Wie sich Skeletoni „Jacka“ Lölling mit Innsbruck versöhnt.
Sie hüpfte in die Höhe, sie ballte die Faust. Wenig später sagte Jacqueline Lölling lachend und untermalt vom Jubel ihrer Fans: „Ich kann es gar nicht glauben, dass das in Igls möglich ist für mich.“ Zum ersten Mal in ihrer Karriere gewann die Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland ein Weltcuprennen in Innsbruck – und beglich damit einige offene Rechnungen. Ein normales Rennen lieferten sich die Pilotinnen allerdings nicht.
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Lölling als Gesamtweltcup-Führende sowie ihre Verfolgerinnen Janine Flock (Österreich) und Elena Nikitina (Russland) ließen den zweiten Lauf zu einem Skeleton-Krimi werden. Von Flock, die zur Halbzeit auf Rang eins lag, bis zur viertplatzierten Lölling betrug der Zeitabstand lediglich fünf Hundertstelsekunden. In die Phalanx der drei Top-Pilotinnen raste auf Rang drei überraschend die eher unbekannte US-Amerikanerin Megan Henry.
Nur Flock lässt Lölling zittern
„Unglaublich“, sagte Lölling später beim Blick auf das Tableau und die geringen Abstände, „aber so etwas macht ja auch Spaß, wenn es nach Lauf eins so knapp ist.“ Zu diesem Zeitpunkt war die aus Brachbach bei Siegen stammende 24-Jährige ihre Führung im Gesamtweltcup allerdings los.
Doch die Bundespolizistin schlug in Lauf zwei zurück. Auf der „Starterbahn“ in Innsbruck verbesserte sie ihre Startzeit im Vergleich zu ihrem ersten Lauf – und raste mit neuem Bahnrekord von 53,62 Sekunden ins Ziel.
Anschließend musste Lölling in der so genannten Leaderbox zittern. Doch die US-Amerikanerin leistete sich schnell zu viele Fehler, der Russin Elena Nikitina erging es ebenso. Nur Janine Flock kratzte bis zuletzt an Löllings Zeit. Am Ende musste sich Flock auf ihrer Heimbahn mit 0,02 Sekunden Rückstand mit dem zweiten Platz begnügen. Nikitina fiel sogar hinter Henry (+0,26 Sekunden) auf Rang vier zurück. Tina Hermann (Königssee) und Susanne Kreher (Sachsen Oberbärenburg) fuhren auf die Plätze fünf und sechs.
„Ich hatte mir heute fest vorgenommen, endlich mal zwei konstant gute Läufe in Igls zu treffen“, sagte Lölling nach ihrem zweiten Weltcupsieg in dieser Saison. Der erste gelang ihr zum Auftakt in Lake Placid, es folgten die Plätze zwei (in Lake Placid), vier (in Winterberg) und drei (in La Plagne).
Lölling verteidigt das Gelbe Trikot
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Mit dem Sieg in Innsbruck beglich die amtierende Vize-Weltmeisterin zudem alle ihre offenen Rechnungen mit dem Eiskanal in Innsbruck. Dort startete sie 2012 ihre internationale Karriere mit der Goldmedaille bei den Olympischen Jugend-Winterspielen – und stand nach ihrem Sprung in die Weltspitze trotzdem nie ganz oben auf dem Podest. Bis zu diesem Freitag. Rang neun bei der WM 2016, Rang neun im Weltcup 2017: Erst in der zurückliegenden Saison sprang Lölling als Dritte zum ersten Mal auf dem Treppchen in Innsbruck-Igls.
„Ich habe immer das Gefühl, als hätte ich mit Innsbruck noch eine Rechnung offen“, sagte sie vor dem Rennen. Es waren mehrere – und diese sind beglichen. Durch den Sieg vor Janine Flock baute Lölling auch den Vorsprung vor der Österreicherin im Gesamtweltcup auf jetzt 22 Punkte nach fünf von acht Rennen aus und startet am Königssee wieder im Gelben Trikot.