Neuastenberg. . Snowboarderin Julia Hennecke war einst im Boardercross erfolgreich. Nun hat die 26-Jährige beim SC Neuastenberg-Langewiese ein ehrgeiziges Ziel.

Sie überlegt. Einen Moment lang, einen klitzekleinen Moment lang. Denn, hey, es ist Freitagnachmittag, der Schnee auf der Postwiese in Neuastenberg taugt – und der Andrang ist überschaubar. „Ich glaube, ich mache noch ein paar Abfahrten“, sagt Julia Hennecke und grinst. Auf ihrem Snowboard steht sie bereits. Deshalb wird die Verabschiedung kurz, sie winkt – und ab geht’s.

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Bei der 26-Jährigen ist die Leidenschaft für den Schnee und das Board schließlich nicht erloschen, nur weil sie ihre aktive Karriere im Boardercross austrudeln ließ. Im Gegenteil: Hennecke liebt ihren Sport – und möchte andere für ein besonderes Projekt begeistern. Sie will der Snowboardszene im Sauerland neues Leben einhauchen und gemeinsam mit dem SC Neuastenberg-Langewiese wieder ein Snowboard-Team auf die Beine stellen.

Bei FIS-Rennen erfolgreich

Rückblende. Im März des vergangenen Jahres saßen sie alle rund um einen Tisch: Selina Jörg, Ramona Hofmeister, Stefan Baumeister, kurzum: Die Elite der deutschen Snowboarder im Parallelslalom. Aus dem Fenster fiel der Blick auf den Poppenberghang in Winterberg, dem Ort des Weltcup-Finales. Alle Anwesenden schwärmten von der Piste, von der Atmosphäre im Ziel, vom Hochsauerland, von Rolf Dickel. Rolf Dickel? Der 72-Jährige mit den langen weißen Haaren ist bekanntermaßen der Mann, der das Snowboard im Sauerland salonfähig gemacht hat und Ende der 1990er Jahre beim SCNL eine Mannschaft gründete, die unter seine Regie und der Mithilfe von Matthias Leber etliche sportliche Erfolge erreichte.

Rolf Dickel machte das Snowboard salonfähig im Sauerland.
Rolf Dickel machte das Snowboard salonfähig im Sauerland. © Ralf Rottmann

Bei Rennen des Weltverbandes FIS fuhren Sauerländer unter die Top Ten. Sebastian Leber, Alexander Krengel und Charlotte Haas gehörten zu den Erfolgreichsten aus dem Team. Julia Hennecke ebenfalls. Sie gewann unter anderem bei den Olympischen Jugendspielen 2009 in Szczyrk/Polen die Silbermedaille im Snowboardcross.

Aber, das wurde Rolf Dickel im März des vergangenen Jahres gefragt, bei aller Euphorie rund um den Weltcup mit nationalen und internationalen Stars – wo sind die heimischen Helden und woher sollen sie kommen, da doch seit einiger Zeit kein Team mehr existiert?

Talente gibt es vor der Haustür

Seine Hoffnung damals hieß Julia Hennecke. Sie war zwar seit etwa drei Jahren nicht mehr selbst in den höherklassigen Rennserien aktiv, aber immer noch eine leidenschaftliche Snowboarderin und dem Sauerland als gebürtige Westfelderin verbunden. Sie wolle ein neues Team gründen, verriet Dickel.

Zurück ins Jetzt. „Ich möchte einfach dem Verein und allen, die mich damals so unterstützt haben, etwas zurückgeben“, erzählt Julia Hennecke beim Treffen in der „Lawine“ oberhalb der Postwiese. Sie berichtet von den ersten Schritten, von der Unterstützung, die ihr viele Seiten zukommen lassen. „Sebastian Leber steht hinter dem Projekt, der Verein und sogar der Verband“, sagt sie.

Für das Weltcup-Finale, das in diesem Jahr am 23. und 24. März in Winterberg ausgetragen wird, fertigt Rolf Dickel sogar eigene Trophäen.
Für das Weltcup-Finale, das in diesem Jahr am 23. und 24. März in Winterberg ausgetragen wird, fertigt Rolf Dickel sogar eigene Trophäen. © Ralf Rottmann

Der Verband, damit meint Julia Hennecke den Snowboard Verband Deutschland, der auch unter Snowboard Germany firmiert. „Es gibt zwar einen Scout im Sauerland, aber durch ein neues Team erhofft sich der Verband natürlich eine noch bessere Nachwuchsförderung“, sagt die 26-Jährige. Talente – gibt es nicht nur in Süddeutschland, sondern auch im Sauerland mit dem vielbevölkerten Ruhrgebiet vor der Haustür. Das wissen die Snowboard-Bosse. Mit Bernard Loer stammt sogar ein Bundestrainer vom Möhnesee.

Training immer freitags bei Flutlicht

So wie damals Dickel will nun Hennecke ein neues Team etablieren. Dafür sucht sie begeisterte Kinder zwischen 8 und 13 Jahren. „Sie sollten schon mal auf dem Brett gestanden haben und sich weiterentwickeln wollen“, sagt sie. Trainiert wird immer freitags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr bei Flutlichtbetrieb auf der Postwiese. Anmeldungen und Infos gibt es bei Julia Hennecke (0151/27248377 oder juliahennecke@web.de) oder über den SC Neuastenberg-Langewiese.