Winterberg. . Seit 2007 wartete Selina Jörg auf ihren zweiten Weltcup-Sieg. Erst endete die Medaillen-Durststrecke bei Olympia – und nun die sieglose Zeit.
Selina Jörg ballte die Fäuste – und ließ sich erstmal rücklings in den Schnee fallen. „So seh’n Sieger aus“, dröhnte es währenddessen aus den riesigen Lautsprecherboxen, und rund um den Zielauslauf feierten die Fans bei leichtem Schneefall und Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts die im Schnee liegende Snowboarderin. Bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea hatte die 30-jährige aus Bad Hindelang die Silbermedaille gewonnen, nun krönte Jörg ihre starke Saison mit dem Sieg beim Heim-Weltcup im Parallel-Slalom in Winterberg.
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„Die Olympia-Medaille, die lang ersehnte, ist endlich da. Ein Sieg bei einem Heim-Weltcup, was nochmal etwas ganz, ganz besonderes ist – es ist einfach nur traumhaft“, sagte Jörg nach der Siegerehrung glückselig. Besonders, weil ihr bisher einziger Weltcupsieg aus dem Jahr 2007 datiert.
Im Finallauf setzte sie sich gegen die Russin Alena Zavarzina ebenso souverän durch, wie sie zuvor die Konkurrenz dominierte. „Selina ist wie auf Schienen gefahren“, kommentierte Anke Wöhrer, die auf Grund ihrer Schwangerschaft auf einen Start verzichtete, die Vorstellung ihrer Mannschaftskollegin. Wöhrer ergänzte: „Sie hat absolut verdient gewonnen.“
Ester Ledecká nur Zuschauerin
Dass ihr die harte Piste im Hochsauerland liegt, stellte Jörg bereits in der Qualifikation unter Beweis, in der sie die schnellste Zeit schaffte. „Da hat sie bereits gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist“, sagte Wöhrer. Die Doppel-Olympiasiegerin und Gesamt-Weltcupsiegerin Ester Ledecká aus Tschechien kam wegen Rückenproblemen nur als Zuschauerin nach Winterberg, und um bei der Siegerehrung die große Kristallkugel entgegen zu nehmen.
„Ich weiß gar nicht so genau, woran es heuer lag. Wir hatten eine super Vorbereitung. Und ich glaube, wenn es einmal läuft, dann läuft es einfach. Dann muss man den Schwung mitnehmen, das ist mir ganz gut gelungen“, sagte Jörg noch und verriet: „Nach Olympia ist mir zwar ein wenig die Puste ausgegangen, aber dass es hier so funktioniert hat, ist wirklich ein Traum.“
Wiederholung des Olympia-Podiums
Mit ihrem Erfolg kletterte Jörg im Gesamtweltcup sogar noch auf den zweiten Rang. Platz drei belegte in dieser Wertung Ramona Hofmeister, so dass bei der Siegerehrung wieder die drei Damen vom Olympia-Podest in identischer Reihenfolge geehrt wurden. Auch im Disziplin-Weltcup Parallel-Slalom wurde Jörg beste Deutsche auf dem zweiten Rang hinter Ekaterina Tudegesheva aus Russland.
„Die Wiederholung des Korea-Podiums im Gesamtweltcup ist für uns schon ein toller Erfolg. Wir können wirklich sehr zufrieden sein“, sagte Stefan Knirsch, Geschäftsführer und Sportdirektor von Snowboard Germany.
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Neben Selina Jörg schafften in Winterberg auch Cheyenne Loch, Hofmeister und Carolin Langenhorst den Sprung unter die letzten 16. Im Achtelfinale war aber für Hofmeister (gegen Langenhorst) und Loch Endstation. Zum nächsten deutschen Duell kam es im Viertelfinale zwischen Jörg und Langenhorst, das die Silbermedaillen-Gewinnerin der Olympischen Spiele auf ihrem Weg zum Heimsieg für sich entschied.
Herren scheiden früh aus
Den deutschen Herren blieb nach der Qualifikation lediglich die Zuschauerrolle. „Die Piste und der Schnee waren heute nicht meins“, sagte Vorjahressieger Stefan Baumeister, „außerdem habe ich mich verzockt und etwas zu wenig riskiert.“ Auch Alexander Bergmann und Patrick Bussler, die nach dem Team-Wettbewerb am Sonntag (ab 9.35 Uhr) endgültig ihre Karrieren beenden, schieden früh aus. Verabschiedet wurden sie bereits am Samstag von Teamkollegen und -kolleginnen sowie den Offiziellen – mit einer tüchtigen Sektdusche.
>>>>Die Ergebnisse
Weltcup der Damen, Winterberg: 1. Selina Jörg, Deutschland; 2. Alena Zavarzina, Russland; 3. Julie Zogg, Schweiz; 4. Aleksandra Krol, Polen.
Gesamt-Weltcup, Damen: 1. Ester Ledecká, Tschechien; 2. Selina Jörg, Deutschland; 3. Ramona Hofmeister, Deutschland; 4. Julia Dujmovits, Österreich.
Weltcup der Herren, Winterberg: 1. Roland Fischnaller, Italien; 2. Sebastian Kislinger, Österreich; 3. Rok Marguc, Slowenien; 4. Maurizio Bormolini, Italien.
Gesamt-Weltcup, Herren: 1. Nevin Galmarini, Schweiz; 2. Roland Fischnaller, Italien; 3. Edwin Coratti, Italien; 4. Andrey Sobolev, Russland