Pyeongchang. . Die Disziplin Snowboardcross sorgt für Spektakel und bunte Bilder. Wie ein Junge vom Möhnesee zum Bundestrainer Bernard Loer wurde.

Sie bieten Spektakel, wenn sie fast Schulter an Schulter durch Steilkurven oder über Wellen rasen oder über Hindernisse springen. Vor, während und nach den körperbetonten Rennen über den rund 900 Meter langen Parcours erzeugen sie außerdem die bunten, frischen Bilder, nach denen sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) so sehnt, um dem Vorwurf entgegen zu treten, die Olympischen Spiele an sich seien ein wenig altbacken.

Snowboardcross – ist eine der Disziplinen, welche Olympia einen neuen, einen modernen Anstrich verpassen sollen.

Bernard Loer ist seit dem vergangenen Jahr Bundestrainer im Snowboardcross.
Bernard Loer ist seit dem vergangenen Jahr Bundestrainer im Snowboardcross.

Mit Verlaub, allzu modern sieht Bernard Loer während der Olympia-Generalprobe auf dem Feldberg im Schwarzwald mit seiner grauen Mütze, der dunkelblauen Skijacke und der in einem etwas helleren Blau gehaltenen Skihose nicht aus. Lediglich die Logos der Sponsoren sorgen für sehr vereinzelte rote Farbtupfer. Doch Loer ist auch nur der Trainer, der verantwortliche Bundestrainer zwar, aber im Scheinwerferlicht stehen nun mal seine Athleten, deren Kleidung aus allen Fasern farbenfroh und oft grell strahlt.

Dabei bietet auch Bernard Loer eine seltene Geschichte. Denn seine ersten mehr oder weniger „Abfahrten“ mit einem Snowboard bestritt der mittlerweile 37-Jährige am Nordufer des Möhnesees. Aus dem kleinen Örtchen Stockum stammt Loer, nicht aus einem der Wintersportzentren in den Bergen. Als Snowboard-Piste dienten ihm die Wiesen neben dem Bauernhof seiner Eltern.

Ein Skateboard ohne Achsen

„Es war zwar zuerst lediglich ein Skateboard, von dem er die Achsen abmontiert hatte“, erinnert sich sein damaliger Snowboardlehrer Franz Reichenberger an die Versuche des damals Achtjährigen, aber schon kurze Zeit später habe Loer mit einem richtigen Snowboard rasante Kurven in die verschneiten Hänge der Berge im Sauerland gezogen. „Mich hat er schnell überflügelt“, sagt er.

Seit 2006 in Turin im olympischen Programm

Snowboardcross (auch BoarderCross, SBX oder BoarderX) ist seit den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin im Programm der Olympischen Winterspiele. Da diese Wettkampfform sehr attraktiv ist und interessante TV-Bilder liefert, werden seit einiger Zeit auch Wildwasserkajak-Wettfahrten nach dem gleichen Schema veranstaltet und ebenfalls als Boardercross bezeichnet.

Statt als talentierter Snowboarder selbst über die nationale Spitze hinaus in internationale Sphären vorzudringen, konzentrierte sich Loer allerdings auf sein Studium der Sportwissenschaft in Bochum und eine weitere Ausbildung zum Diplomtrainer in Köln. Mehr und mehr zog es den Sauerländer allerdings in die Alpen und speziell zum Stützpunkt nach Oberstdorf. Inzwischen wohnt er mit seiner Frau Steffi und den beiden Kindern in Fischen im Allgäu.

„Mit Bernard Loer übernimmt ein super Snowboarder das Steuer, der in den vergangenen Jahren im Nachwuchsbereich mit zahlreichen Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften bewiesen hat, dass er erfolgreich arbeiten kann“, erklärte Stefan Knirsch, Geschäftsführer und Sportdirektor von Snowboard Germany, als Loer zum 1. August 2017 neuer Bundestrainer der deutschen Snowboardcross-Mannschaft wurde.

Peking in weiter Ferne

Schneller als mancher seiner Kollegen erlebt Loer nun Olympische Winterspiele in verantwortlicher Position. Mit welchen Zielen er seine Athleten Paul Berg, Konstantin Schad, Martin Nörl, Jana Fischer und Hanna Ihedioha in die Wettkämpfe an diesem Donnerstag und am Freitag schickt? „Wir sind nicht die Top-Favoriten, aber wir können und werden Druck machen. Wir müssen uns nicht verstecken – und in unserer Sportart kann man Ergebnisse ohnehin schlecht vorhersagen“, antwortete der Bundestrainer, als dessen Verein die Homepage des Internationalen Skiverbandes immer noch den Skiklub Soest aufführt.

„Langfristig steht allerdings die Entwicklung eines schlagkräftigen Teams für 2022 über allem“, sagte Loer bei seiner Vorstellung als neuer Verantwortlicher für die Disziplin. 2022 gastieren die Olympischen Spiele in Peking – bunte Bilder und Spektakel könnten mehr denn je gefordert sein.