Tjumen/Winterberg. . Nach dem IBU-Cup-Gesamtsieg trumpfte Biathletin Karolin Horchler auch beim Weltcupfinale groß auf. Welches große Ziel sie sich jetzt setzte.
Karolin Horchler stöhnte auf. „Es war ein wahnsinniger Stress. Ich habe alles so gerade geschafft“, erzählte die 28-jährige Biathletin nach dem letzten Weltcuprennen der Saison. Horchler sprach allerdings nicht über den Massenstart im russischen Tjumen, sondern über die knappe Zeit danach. Lediglich eine halbe Stunde blieb ihr, der Winterbergerin Maren Hammerschmidt und dem Rest des Teams nach dem Zieleinlauf, um Sachen zu verstauen sowie Gewehre einzupacken und mit den Bussen wieder vom Stadion gen Hotel zu fahren.
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Erst die Hetzjagd durch die Loipe, dann die fluchtartige Abreise – dabei hätte vor allem Karolin Horchler die Momente nach dem Massenstartrennen gerne intensiver genossen. War bereits ihr Start in Tjumen ein kleines sportliches Wunder gewesen, wäre der gebürtigen Ottlarerin im Wintersportzentrum „Die Perle Sibiriens“ fast noch ein ganz großes sportliches Wunder gelungen.
Nach Platz fünf in der Verfolgung, dem besten Weltcup-Resultat ihrer Karriere, beendete Karolin Horchler den Massenstart, für den sie sich als eine der besten fünf Biathletinnen des Wochenendes qualifiziert hatte, auf dem achten Platz.
Schwerer Unfall im Sommer
„Ich bin natürlich sehr, sehr zufrieden mit meinem Saisonabschluss. Die drei Wochen in Russland waren richtig genial“, sagte die für den WSV Clausthal-Zellerfeld startende Horchler gegenüber dieser Zeitung. Was sie mit den „drei Wochen“ meinte? Im Rahmen des zweitklassigen IBU-Cups lief sie in Uvat sowie in Chanty Mansiysk Rennen und sicherte sich über den Gesamtsieg erst den Startplatz beim Weltcupfinale in Tjumen (wir berichteten).
Das gelang der Sauerländerin, obwohl sie während des Sommertrainings auf Skirollern in Garmisch-Partenkirchen von einem Lkw angefahren worden war.
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„Der Massenstart war ja eigentlich nur eine Zugabe“, erklärte sie, „aber dass ich so weit vorne mitlaufen konnte, das war ein richtig, richtig cooles Gefühl.“ Denn nach der dritten Schießeinlage lag Horchler ohne Fehler sogar auf dem dritten Platz. Unmittelbar hinter Deutschlands Biathlon-Star Laura Dahlmeier jagte sie durch die Loipe und schnupperte an einer riesengroßen Sensation.
„Klar war ich auch ein bisschen aufgeregt, aber ich glaube für alle anderen drumherum war es noch aufregender“, sagte sie lachend beim Rückblick auf diese ungewöhnliche Situation. Lediglich die Französin Anais Chevalier, die später beim Sieg von Darja Domracheva Dritte wurde, lag vor den beiden Deutschen.
Eine ungewohnte Situation
Die leisteten sich allerdings im letzten Stehendanschlag Fehler – Dahlmeier zwei, Horchler einen. Der Traum vom Podestplatz war damit geplatzt. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagte Karolin Horchler. „Na klar, der eine Fehler... Aber so oft bin ich in dieser Situation noch nicht gewesen und ich ärgere mich überhaupt nicht über diesen Fehler. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Saison.“
Olympia-Empfang für Hammerschmidt
Zwar war Maren Hammerschmidt mit ihren Olympischen Winterspielen nicht zufrieden – alleine die Teilnahme ist aber ein großer Erfolg. Der SK Winterberg bereitet deshalb seiner Biathletin – und weiteren erfolgreichen Vereinsmitgliedern – am Ostermontag ab 15 Uhr einen großen Empfang „mit Ehrengästen und Überraschungen“ auf dem Marktplatz.
Denn die gab ihr neues Selbstvertrauen für die nächste Attacke in Richtung Weltcup-Team – und für den langen Weg zum übergeordneten Ziel: ein Start bei Olympischen Winterspielen. „Militär-WM in der nächsten Woche, dann Urlaub und ab Mai geht das Sommertraining wieder los“, sagte sie mit Blick auf die nahe Zukunft und verriet: „Ja, Peking 2022 ist mein großes Ziel.“