Winterberg. . Snowboard-Weltcup in Winterberg: Warum Olympia-Teilnehmerin Anke Wöhrer auf ihren Start verzichtet und wie die Bedingungen sein werden.

Es sieht derzeit so aus, als sei das Grinsen festgetackert in den Gesichtern von Florian Leber und Charles Turcotte. Der Skiliftbetreiber und der kanadische Pisten-Experte des Skiweltverbandes FIS arbeiten täglich am Poppenberghang, wo an diesem Samstag und Sonntag das Weltcup-Finale der Snowboarder im Parallel-Slalom ausgetragen wird. „Es sieht wirklich gut aus für das Weltcup-Wochenende“, sagt Turcotte und greift probehalber in den Schnee.

Florian Leber (rechts) und Charles Turcotte prüfen den Schnee am Poppenberghang.
Florian Leber (rechts) und Charles Turcotte prüfen den Schnee am Poppenberghang.

Zudem sagen die Wetterberichte perfekte Bedingungen voraus. Das derzeitig eher milde Wetter durchfeuchtet die bis zu einen Meter dicke Schneedecke auf dem Poppenberghang, die prognostizierten Nachtfröste und die Kaltfront am Wochenende lassen die dann fertig präparierte Piste durchfrieren.

Silber bei Olympia 2014 in Sotschi

Eine Snowboarderin, die all das aktuell mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt, ist Anke Wöhrer. Denn die 32-Jährige, die 2014 in Sotschi die olympische Silbermedaille gewann, wird die Rennen in Winterberg nur als Zuschauerin verfolgen.

Wöhrer ist nicht verletzt. Sie ist auch nicht krank oder gar wettkampfmüde nach den mit dem frühen Scheitern bereits in der Qualifikation für sie enttäuschend verlaufenen Olympischen Winterspielen in Pyeongchang. Anke Wöhrer ist – schwanger.

Anke Wöhrer in Aktion: Vorerst liegen die Prioritäten bei der Snowboarderin anders.
Anke Wöhrer in Aktion: Vorerst liegen die Prioritäten bei der Snowboarderin anders.

Das alleine wäre kein Grund, auf einen Start im Hochsauerland zu verzichten, schließlich stand Wöhrer auch in Südkorea schwanger auf ihrem Brett, was aber nur ein sehr kleiner Kreis von Eingeweihten wusste. „Ich wäre auch in Winterberg echt gerne dabei“, sagt die für den SC Prien am Chiemsee startende Athletin. „Aber das Risiko ist mir einfach zu hoch.“

Und das liegt an der Winterberger Besonderheit: Anders als bei den meisten Weltcups modellieren Turcotte und Leber in Absprache mit Teams und Trainern einen mehr oder weniger kleinen Sprung in die Strecke. Die meisten Athleten lieben ihn – obwohl er in der Vergangenheit regelmäßig für Stürze sorgte.

Zwei Deutsche beenden Karriere

„Ich würde für einen Start von meinem Arbeitgeber, der Bundespolizei, eh eine Sondergenehmigung benötigen“, sagt Anke Wöhrer und lacht: „Aber die Frage habe ich meiner Frauenärztin gar nicht gestellt, die würde mir wahrscheinlich nur einen Vogel zeigen“, ergänzt sie. Ein Sturz aus einem oder aus zwei Metern Höhe, oder eine andere Verletzung, „ist nichts, was Schwangere brauchen“.

Snowboarderin Anke Wöhrer will nach ihrer Babypause wieder Rennen fahren.
Snowboarderin Anke Wöhrer will nach ihrer Babypause wieder Rennen fahren.

Dass sie trotzdem am Freitag aus der Heimat in Bayern ins Hochsauerland reisen wird, liegt zum einen daran, dass sie Winterberg mag, und zum anderen am hervorragenden Teamgeist innerhalb der deutschen Weltcupmannschaft. Alexander Bergmann und Patrick Bussler beenden – wie im vergangenen Jahr Isabella Laböck – mit dem Weltcup-Finale in Winterberg ihre Karrieren, „und da möchte ich natürlich dabei sein“, sagt Wöhrer.

Karrerieende noch kein Thema

Sie selbst geht diesen Schritt nicht. „Ich beende meine Karriere offiziell noch nicht. Mein Plan ist, dass ich zum Ende der nächsten Saison noch das eine oder andere Rennen fahren möchte“, erklärt sie. Allerdings: „Das Kind wird unseren Alltag gehörig durcheinander wirbeln und da müssen wir mal abwarten, ob sich alle Pläne auch in die Tat umsetzen lassen“, sagt sie grinsend.

Doch vorerst wartet Winterberg. Was dieses Weltcup-Finale so beliebt bei den Sportler, Trainern und Funktionären macht, das weiß auch Charles Turcotte. Lachend erinnert er sich an das vergangene Jahr und sagt: „Erst hat die Sonne die Piste tagelang aufgeweicht, dann hat es geregnet, bei den Rennen waren alle nass bis auf die Haut. Und trotzdem hat jeder alles gegeben und gelächelt. Hier in Winterberg guckt kein Helfer auf die Uhr, das imponiert mir.“