Winterberg. . Warum die ehemalige Snowboard-Weltmeisterin Isabella Laböck ihre Karriere beendet und wie sie sich beim Weltcup in Winterberg verabschiedet.
Isabella Laböck kennt sich – und sie kennt ihre Emotionen. Deshalb versucht die 30-Jährige erst gar nicht, um den heißen Brei herum zu reden. „Es werden garantiert einige Tränen bei mir kullern“, sagt sie lächelnd, „und zwar schon während des Laufes.“
Während des Laufes?
Während des Laufes.
Lediglich als Vorläuferin startet Laböck an diesem Samstag beim Weltcup-Finale der Snowboarder im Parallel-Slalom in Winterberg. Trotzdem wird dieser Tag für sie, die Weltmeisterin im Parallel-Riesenslalom von 2013, die zweifache Olympiateilnehmerin, die das Gesicht ihrer Sportart war, ganz besonders sein. Denn Isabella Laböck beendet mit diesem Auftritt ihre Snowboard-Karriere.
Schwere Sprunggelenksverletzung
Nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren ununterbrochen mit einer schweren Sprunggelenksverletzung zu kämpfen hatte, kehrte Laböck im Dezember zurück in den Weltcup. Doch nach einem Sturz im slowenischen Rogla Ende Januar ereilte sie ein Schock in Form der Bilder, die bei der Untersuchung des Sprunggelenks gemacht worden waren. „Sie haben verdeutlicht, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist“, erzählt die Snowboarderin. Die Prognose der Ärzte: Bei anhaltender Belastung drohe eine Versteifung oder Teilversteifung des Gelenks.
Qualifikation beginnt heute ab 8.30 Uhr
Sportlich geht es am Poppenberghang am heutigen Samstag um 8.30 Uhr mit der Qualifikation der Damen und Herren im Parallel-Slalom los. Die Finals beginnen um 11.25 Uhr. Der Sonntag steht dann ab 10.15 Uhr im Zeichen des Teamwettbewerbs.
Statt des Sprungs, der im vergangenen Jahr zum einen oder anderen Sturz führte, sind dieses Mal zwei Wellen in den Hang eingebaut worden. Die deutsche Snowboarderin Melanie Hochreiter freute sich darüber, Ramona Hofmeister bedauerte es etwas.
„Die vergangenen Wochen waren schon heftig“, sagt Laböck über die Zeit, in der sie überlegte, sich besprach und wieder intensiv überlegte. Schließlich waren ihre Planungen auf die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang ausgerichtet. Dort wollte sie starten und sich anschließend Gedanken über ein Karriereende machen. „Aber die Gesundheit geht vor und es gibt ein Leben nach dem Sport“, sagt sie. „Ich möchte nicht in fünf Jahren mit einem versteiften Sprunggelenk rumlaufen müssen.“
Außerdem stimmten sie ihre lediglich vier Weltcups-Starts nachdenklich. „Nur beim Parallel-Slalom in Cortina ist mir mit Platz sieben ein ordentliches Ergebnis gelungen“, sagt sie. „Wenn man bedenkt, auf welchem sportlichen Niveau ich war, ist das nicht mein Anspruch. Ich musste meinen Körper quasi anbetteln, und trotzdem hat er die Signale, die ich ihm gesendet habe, nicht verstanden.“
Die ausgebildete Bundespolizistin vom Chiemsee allerdings verstand, „auch wenn das die eine oder andere Panikattacke zur Folge hatte“. Schließlich habe sie ihr Leben seit sie sieben Jahre alt war, dem Snowboarden gewidmet. Das wird sich nun ändern. Wenn das Wochenende in Winterberg Vergangenheit ist.
Die Reißleine ziehen
Dieses jedoch möchte Laböck gemeinsam mit ihren Mannschaftskolleginnen noch einmal ganz bewusst erleben. Sie wohnt in einem Bungalow mit Anke Wöhrer, Selina Jörg, Ramona Hofmeister und Melanie Hochreiter, sie ging bereits am Freitagabend nach der Ankunft mit zum Teamessen. „Das ist ja auch ein Aspekt“, sagt sie. „Jedes der Mädels ist so gut, dass es Chancen auf einen Start bei den Olympischen Spielen hat. Und wenn ich schon um die Qualifikation bangen muss, muss man der Gesundheit zuliebe schlau genug sein, die Reißleine zu ziehen.“
Isabella Laböck hat sie gezogen. Und verabschiedet sich in Winterberg auf großer Bühne von ihren Fans. „Ich werde jedes Tor bewusst fahren und genießen“, erzählt sie. Und dabei die eine oder andere Träne vergießen.