Pyeongchang/Winterberg. . Annika Drazek, Anschieberin des BSC Winterberg, spricht über die Tage nach dem vierten Platz bei Olympia. Warum das Drama noch dramatischer ist.
Nur kurz zuvor bejubelte Annika Drazek den Auftritt der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft im Finale des olympischen Turniers als wäre nichts geschehen. Auch an der Bobbahn, wo sie Gold und Silber der deutschen Viererbobs feierte, ließ sich Drazek nichts anmerken. Doch als sie im Videotelefonat mit dieser Zeitung über ihren eigenen Auftritt bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang spricht, dauert es nicht lange: Nach wenigen Minuten kämpft die Anschieberin des BSC Winterberg für einen Moment wieder gegen die Tränen und sagt entschuldigend, obwohl sie sich nicht entschuldigen muss: „Der Kopf ist noch nicht wirklich wieder gerade.“
Auch Drazek beim großen Empfang in Winterberg
Diese Nachricht wird die Organisatoren des großen Olympia-Empfangs am 3. März in Winterberg freuen: Auch Annika Drazek wird vor Ort sein, wenn die Olympia-Starter ab 15 Uhr auf dem Marktplatz gefeiert werden. Zuerst hieß es, sie solle per Videokonferenz zugeschaltet werden, da sie bereits im Urlaub sei.
„Die Flugzeiten haben sich geändert“, sagte Drazek dieser Zeitung, „deshalb werde ich da sein.“ Ebenso wie Jacqueline Lölling oder Christopher Weber.
Annika Drazek, die wohl weltbeste Bob-Anschieberin, war bei ihrer Olympia-Premiere mit nur einem Ziel angetreten: Sie wollte eine Medaille! Doch diese verpasste sie auf Rang vier wie berichtet mit Pilotin Stephanie Schneider aus mehreren Gründen dramatisch.
Keine Schmerzen am Start
Zum einen schubsten ausgerechnet Mariama Jamanka und Lisa Buckwitz durch ihre Gold-Fahrt Schneider/Drazek vom Bronzeplatz, zum anderen traten die eigentlich als Deutschland I gehandelten Damen verletzt an. Nach Informationen dieser Zeitung quält sich besonders Stephanie Schneider mit einer schwereren Verletzung als bisdato angenommen.
Auch interessant
„Bei mir ist irgendetwas am linken Fuß mit der Kapsel nicht in Ordnung. Ob es ein Bänderriss ist, das wissen wir nicht“, erzählt Annika Drazek und ergänzt: „Die Ärzte haben wirklich ganze Arbeit geleistet, so dass ich im Wettkampf keine Schmerzen gespürt habe.“ Bei Pilotin Schneider dürfte das anders gewesen sein: Denn hinter ihren muskulären Beschwerden am Rücken, von denen stets die Rede war, könnte auch ein Wirbelbruch stecken.
Genaues wird eine Untersuchung nach der Rückkehr ergeben. Vermutlich deshalb sagte Cheftrainer René Spies nach dem Wettbewerb: „Was Steffi und Annika hier geleistet haben, kann sich kein Außenstehender vorstellen. Mental war das genauso stark wie der Olympiasieg von Mariama, nur mit dem bitterem Ausgang Platz vier.“
Aus ganzem Herzen mitgesungen
Dass sich Schneider und Drazek trotzdem so mit den Olympiasiegerinnen freuten, sei selbstverständlich gewesen. „Wir haben uns zusammen gefreut, wir waren auch alle bei der Medaillenübergabe und ich habe die Hymne aus ganzem Herzen mitgesungen“, erzählt die sympathische 22-jährige Bundespolizistin.
Auch interessant
Zuvor hatte sie bereits mit ihrer Kollegin und Freundin Jacqueline Lölling deren Skeleton-Silber bejubelt – umso trauriger war sie nach ihrem Bob-Drama. „Es sind viele Tränen geflossen“, sagt Drazek. Jetzt freut sie sich auf die bevorstehenden Tage mit der Familie und den Urlaub, bevor der nächste Abschnitt der Ausbildung bei der Bundespolizei ansteht – all das ist Balsam für die Seele und den Kopf.