Winterberg. . Der Start in die neue Weltcup-Saison misslang Robin Geueke und David Gamm. Warum das Doppel trotzdem gelassen in den Heim-Weltcup geht.

Darin ist David Gamms Blick geschult. Erkennt der 22-Jährige also in seiner näheren Umgebung eine Kamera oder jemanden, der mit einem Handy Aufnahmen macht, nimmt er eine gewisse Abwehrstellung ein. Zumindest, wenn der Schlitten, mit dem Gamm und sein Vereinskollege vom BSC Winterberg, Robin Geueke, als Doppelsitzer im Rennrodel-Weltcup starten, nicht in seiner schwarzen Hülle steckt und vor neugierigen Blicken geschützt ist.

„Die Konkurrenz muss ja nicht immer alles sehen“, sagt Gamm grinsend und versteckt ebenso wie Geueke mit Arm oder Oberkörper entscheidende Stellen des Hightech-Geräts selbst beim Fototermin mit Sponsor Veltins, der anschließend bekannt gibt, zunächst bis 2021 Namensgeber der Veltins-EisArena in Winterberg zu bleiben.

Olympia-Quali bis Weihnachten

Dort macht der Rennrodel-Weltcup am Samstag und Sonntag Station. Und Geueke/Gamm streben bei ihrem Heimauftritt im Hochsauerland Wiedergutmachung für den verpatzten Saisonstart am vergangenen Wochenende in Innsbruck-Igls an. Abgeschlagener 15. wurden die Sauerländer in Österreich – ausgerechnet auf jener Bahn, auf der sie bei der Weltmeisterschaft im Februar dieses Jahres mit Platz drei ihren bisdato größten Karriereerfolg feierten.

Zahlen und Zeiten des Weltcups in Winterberg

Sportlerinnen und Sportler aus 30 Nationen sind in Winterberg am Start. 70 Männer und 57 Frauen für den Einzel-Wettbewerb sowie 38 Doppelsitzer haben sich registrieren lassen.

Der Zeitplan: Herren: Samstag (1. Lauf: 10 Uhr, 2. Lauf: 11.35 Uhr); Doppel: Samstag (13.10/14.30); Damen: Sonntag (10.15/11.50); BMW Sprint-Weltcup: Sonntag (14.05).

Umso bitterer war die Enttäuschung im ersten Moment, weil sie nach der internationalen Trainingswoche in Pyeongchang sogar auf Olympia-Kurs lagen. Im internen Wettbewerb um die zwei Startplätze bei den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea rangierten Geueke/Gamm zwar hinter Tobias Wendl/Tobias Arlt, aber vor Toni Eggert/Sascha Benecken.

„Das sieht jetzt schon wieder anders aus“, sagt der 25-jährige Robin Geueke vor dem Heim-Weltcup. Doch Resignation schwingt in seiner Stimme keinesfalls mit. Zum einen darf sich jedes Doppel in der bis Weihnachten dauernden internen Olympia-Qualifikation ein Streichergebnis erlauben, zum anderen schätzen die beiden Sauerländer die Situation im deutschen Lager realistisch ein.

Die deutsche Nummer drei

Hinter den mit Titeln und Medaillen dekorierten Wendl/Arlt und Eggert/Benecken sind sie die deutsche Nummer drei. „Wir müssen den Abstand verringern und konstant zwei gute Läufe herunterbringen“, sagt Gamm. Geueke ergänzt: „Wenn dann ein nationales oder internationales Top-Doppel patzt, schlägt unsere Stunde.“

So, wie in Winterberg im vergangenen Jahr, als Geueke/Gamm mit Platz zwei ihre erste Podestplatzierung feierten. Nicht so, wie in Innsbruck vor Wochenfrist. „Das haben wir analysiert und abgehakt“, sagt David Gamm, „jetzt gilt es, in Winterberg das Ergebnis deutlich nach oben zu korrigieren.“ Robin Geueke erklärt: „Wir haben zum Saisonstart eben auch etwas ausprobiert. Wer nichts ausprobiert, lernt nichts – und wir haben viel gelernt.“

Ein Blick auf die vergangene Saison poliert ihr Selbstbewusstsein zudem wieder auf, sollte es doch Kratzer erhalten haben. „Beim Weltcup in Sigulda unmittelbar vor der WM sind wir sogar gestürzt – und haben in Innsbruck trotzdem Bronze geholt“, sagt Geueke.

An der Kappe in Winterberg beginnt alles wieder bei Null. Auch für Geueke/Gamm, die zwar die Kurvenfolge in- und auswendig kennen und das eine oder andere Geheimnis der Bahn obendrein, „aber auch wir müssen im Training schauen, wie die Eisqualität ist und wie wir unser Material darauf einstellen müssen“.

Und das – ist ein noch größeres Geheimnis als der sichtbare Teil des Schlittens.