Winterberg. . Die Olympischen Winterspiele sind zwar erst im Februar. Darum kann der Olympia-Traum einiger Athleten aber bereits an diesem Samstag platzen.
Erline Nolte ist froh, dass diese Szenen kein breites Publikum fanden. „An einigen Tagen haben wir eine halbe Ewigkeit gebraucht, um in der Bundeswehr in Winterberg in den ersten Stock zu kommen, weil wir nach den Trainingseinheiten einfach komplett am Ende waren“, sagt sie und lacht. Wir – das sind sie, die 28-jährige Bob-Anschieberin, und ihre vier Jahre jüngere Pilotin Anna Köhler. Warum sich die beiden Athletinnen des BSC Winterberg so quälten? Weil sie ein Ziel eint: Sie möchten als reiner Winterberger Bob an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) teilnehmen.
Den ersten Schritt in Richtung Südkorea können Erline Nolte und Anna Köhler an diesem Samstag in Oberhof machen. Besser gesagt: Sie müssen ihn machen! René Spies, Cheftrainer der deutschen Bobsportler, bittet in Thüringen zum Zentralen Leistungstest und dieser steht für alle potenziellen Olympia-Starter nur unter einem Motto: Sie müssen die Startnorm erfüllen.
5,30 Sekunden sind gefordert
„Es gibt Ende des Monats noch eine Art Nachprüfung“, sagt Jens Morgenstern, Vorsitzender des BSC Winterberg, „aber jeder, der die Norm jetzt erfüllt, erleichtert sich das Leben natürlich ungemein.“ Während Erline Nolte bereits über jede Menge Weltcup-Erfahrung verfügt und die Norm in der Vergangenheit mehrfach knackte, stellte sie für Köhler bislang eine unüberwindbare Hürde dar. „Aber wir haben in den vergangenen Wochen jeden Tag zusammen trainiert, gekämpft und manchmal auch ganz schön gelitten“, erzählt Nolte.
5,30 Sekunden – diese Zeit müssen die Bobfahrerinnen auf der vereisten Startstrecke in Oberhof schaffen, um die Chance auf eine Weltcup-Nominierung zu wahren. Knacken sie die Marke nicht, wird der Weg steinig oder ist der olympische Traum vielleicht sogar geplatzt. Im vergangenen Jahr schaffte Anna Köhler 5,34 Sekunden.
Drazek schwebt über allen
Keine Probleme mit dieser Norm sollte Noltes und Köhlers Vereinskollegin Annika Drazek haben. „Sie ist Deutschlands beste Anschieberin, wenn nicht sogar die beste der Welt“, schwärmt Jens Morgenstern. Drazek ist mit Pilotin Mariama Jamanka bereits für die ersten Weltcuprennen gesetzt. Ob die beiden auch bei den Olympischen Spielen gemeinsam starten werden, steht noch nicht fest. „René hält sich die Möglichkeit offen, Annika dort mit der stärksten deutschen Pilotin starten zu lassen“, erzählt Morgenstern: „Ich würde es genauso tun.“
In Oberhof geht es allerdings nicht nur für die Damen darum, den olympischen Traum weiterträumen zu dürfen. Auch die Anschieber Christopher Weber, Matthias Sommer oder Jannis Bäcker (alle BSC Winterberg) müssen die Weltcup-Norm bei den Herren (4,95) laufen.