Winterberg. . Anna Köhler und Erline Nolte verfolgen ein großes Ziel: den Start bei den Olympischen Spielen 2018. Besonders für Nolte wäre das eine Belohnung.

An diesen Anruf erinnert sich Erline Nolte noch ziemlich genau. Sie war bereits im Vorfeld äußerst aufgeregt und als ihr Handy endlich die Verbindung aufgebaut hatte, schlug ihr Herz noch schneller. „Ich hatte echt Bammel vor diesem Telefonat“, erzählt Nolte – und lacht erleichtert. Denn obwohl sie Mariama Jamanka fernmündlich das Ende ihrer Beziehung als Bob-Pilotin (Jamanka) und -Anschieberin (Nolte) offenbarte, kündigte diese ihr nicht die enge Freundschaft auf. „Mariama war zwar auch traurig, aber sie kann meine Entscheidung verstehen“, erzählt die 27-jährige Athletin des BSC Winterberg.

Hinter Jamanka/Drazek alles offen

Die Entscheidung ist folgende: Statt Anschieberin Nummer zwei im Team Jamanka hinter der ebenfalls zum BSC Winterberg gehörenden Start-Rakete Annika Drazek zu sein, bildet Nolte in der kommenden Wintersaison ein Duo mit einer anderen Vereinskollegin, der Pilotin Anna Köhler. Ein Gespann, das nur ein Ziel verfolgt: „Wir möchten bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang als reiner Winterberger Bob an den Start gehen“, sagt Nolte.

Trainieren derzeit in Winterberg: (v.li.) Chef-Bundestrainer René Spies, Matthias Sommer, Anna Köhler, Erline Nolte und Landestrainer Christopher Braun.
Trainieren derzeit in Winterberg: (v.li.) Chef-Bundestrainer René Spies, Matthias Sommer, Anna Köhler, Erline Nolte und Landestrainer Christopher Braun. © privat

Chancen, dass dieser Traum in Erfüllung gehen wird, sind vorhanden. Nolte, die 2015 bei der Heim-WM in Winterberg mit Pilotin Stefanie Szczurek sensationell den vierten Platz belegte, gehört zu den besten Anschieberinnen Deutschlands, die 23-jährige Anna Köhler gewann in der vergangenen Saison die Gesamtwertung im zweitklassigen Europacup. Zudem verfügt Chefbundestrainer René Spies bei den Frauen zwar mit Jamanka/Drazek über ein Top-Duo, doch der Kampf um die Plätze hinter den beiden ist absolut offen.

Nolte lobt Köhlers Fahrgefühl

„Anna verfügt über ein super Fahrgefühl“, sagt Erline Nolte über ihre neue Pilotin, „und athletisch hat sie einen großen Schritt nach vorne gemacht.“ Das war Köhlers Problem in der Vergangenheit: Ein Einsatz im Weltcup scheiterte an der fehlenden Startzeit-Norm. Damit sie diese vielleicht sogar beim ersten zentralen Leistungstest in Oberhof Anfang September erfüllt, quälen sich Nolte und Köhler derzeit fast täglich im Kraftraum in Winterberg oder in der Helmut-Körnig-Halle in Dortmund. „Beim Start muss ich mich noch weiter verbessern“, sagt Köhler selbst.

Weltcup in Winterberg vom 8. bis 10. Dezember

Nach einer Verletzungspause ist auch BSC-Anschieber Matthias Sommer fit für die olympische Wintersaison. Der 25-Jährige spekuliert auf einen Platz im Viererbob von Johannes Lochner. Der Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg steigt vom 8. bis 10. Dezember in der Veltins-EisArena an der Kappe.

Dass Erline Nolte so hart trainieren kann, erstaunt sogar den in Winterberg beheimateten René Spies und Landestrainer Christopher Braun. Erst im November des vergangenen Jahres erschütterte die Diagnose „Bandscheibenvorfall, Arthrose in den Facettengelenken zwischen den Wirbelkörpern“ die Sportlerin. „Ich war am Boden zerstört“, sagt sie rückblickend über ihr Saison-Aus.

Doch nach einer harten Zeit der Rehabilitation mit Spritzentherapie in der Sportklinik Hellersen und einer Reha am Tegernsee greift Nolte wieder voll an. „Wir trainieren härter als je zuvor und setzen alles auf die Karte Olympia“, sagt die Sportsoldatin, die sich mit jedem Tag sicherer ist, dass ihre Entscheidung die richtige war.