Winterberg. Schnee und Kälte: Das Sauerland erlebt zum Wochenende einen Traumstart in die Wintersport-Saison. Die aktuelle Lage in Winterberg.

Der Gasbrenner muss bei minus 3,5 Grad am Morgen her, um die festgefrorene Kurbel am Lkw-Hänger loszueisen. Die Freude über Schnee und Kälte hält sich bei den beiden Männern in Winterberg in Grenzen - ganz im Gegensatz zur Stimmung in der Wintersportbranche in der Region. Der winkt zum ersten Adventswochenende ein Traumstart in die Saison.

„Die Schneeverhältnisse sind optimal. Und wir erwarten weiteren Schnee und Kälte“, sagt etwa der Winterberger Skiliftbetreiber Fabian Klante. Sein Onkel, Hüttenbetreiber Andreas Klante, ergänzt: „Dass wir ähnlich wie die Wintersportgebiete in den Hochgebirgen in die Saison starten können, ist ein Riesending für uns.“

Für diese Jahreszeit liegt ungewöhnlich viel Schnee in der Region, deutlich mehr als in den Vorjahren, nicht nur in Winterberg. Von 30 Zentimetern Neuschnee allein zu Wochenbeginn ist hier die Rede, hinzu kommt die Unterstützung durch Schneekanonen, die auch am Donnerstag in und um Winterberg laufen. Es ist kalt, es ist weiß, auf den Pisten liegt feiner Pulverschnee.

Winterwunderland in Winterberg: Wie hier am Poppenberg sind die Wintersport-Bedingungen derzeit bestens.
Winterwunderland in Winterberg: Wie hier am Poppenberg sind die Wintersport-Bedingungen derzeit bestens. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Saisonstart wird zur „Wundertüte“

Am Tag vor der (teilweisen) Saisoneröffnung im Sauerländer Wintersport-Mekka liegt noch jede Menge Arbeit vor den Liftbetreibern, Gastronomen und Sikverleihern. Es herrscht Betriebsamkeit, teilweise Stress. „Wir müssen Gas geben“, sagt Andreas Klante.

Mehr zum Thema

Seine Skihütten - Rauher Busch und Schneewittchen Haus - sind am Donnerstag noch nicht für das Publikum geöffnet. Ab Freitag geht‘s hier wieder rund. Auf dem Flur im Schneewittchen Haus stehen kartonweise Gläser, in der Küche wird vorgekocht, der Weihnachtsbaum ist geschmückt. Es kann (bald) losgehen, auch wenn niemand weiß, wie stark der Ansturm am ersten Wochenende der Saison ausfallen wird.

Dass wir ähnlich wie die Wintersportgebiete in den Hochgebirgen in die Saison starten können, ist ein Riesending für uns.
Andreas Klante, Hüttenbetreiber Winterberg

„Es ist eine Wundertüte“, sagt Andreas Klante. Da es bis in die tiefergelegenen Gebiete des Sauerlandes geschneit hat, könnten viele vor der eigenen Haustür Schlitten fahren, manche auch Ski.

In Winterberg aber lockt das umfangreichste Angebot der Region.

Volle Kanone Schnee: Die Piste am Lift Rauher Busch wird für den Saisonstart präpariert.
Volle Kanone Schnee: Die Piste am Lift Rauher Busch wird für den Saisonstart präpariert. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Mindestens vier Lifte und 100 Loipenkilometer bereit

Ab Freitag sollen - mindestens - vier zusammenhängende Skilifte zwischen Rauher Busch und Poppenberg laufen und - mindestens - 100 Loipenkilometer in der Gesamt-Wintersportarena gespurt sein. Skifahrer, Snowboarder, Rodler und Langläufer dürften auf ihre Kosten kommen.

Mancherorts sind allerdings noch die Jalousien unten, die Türen verschlossen. Einige Betreiber warten wohl noch ab, um jetzt Schnee für die nahe Weihnachtszeit zu produzieren; wenn die Schneekanonen laufen, können die Pisten nicht genutzt werden. Zudem, sagt Andreas Klante, würden viele Saisonkräfte erst ab Mitte Dezember ihren Dienst aufnehmen.

Das erste Adventswochenende wird daher eher eine Generalprobe unter Realbedingungen, ein Test für Technik, Abläufe und Personal, um alles „ordentlich in Betrieb zu nehmen“ für den Rest der Saison, wie Andreas Klante formuliert.

Test in der Loipe: Langläufer Gerd Petasch aus Köln erkundet für die Familie die Lage in Winterberg kurz vor dem Saisonstart am Wochenende.
Test in der Loipe: Langläufer Gerd Petasch aus Köln erkundet für die Familie die Lage in Winterberg kurz vor dem Saisonstart am Wochenende. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Von 70 auf 200 Euro pro Nacht

Am Donnerstag glich Winterberg einem Winterwunderland (abgesehen vom Nebel). Schnee überall, Temperaturen unter null Grad, leichtes Schneetreiben, auf den Pisten versinkt man bis weit über die Knöchel im Schnee. Dazu die ersten Wintersporttouristen.

Aus Dortmund, Bochum, Unna und den Niederlanden sind sie angereist. Oder aus dem Rheinland. Gerd Petasch unterbricht seine Fahrt in der bereits geöffneten Langlaufloipe am Fuße des 810 Meter hohen Brembergs für ein kurzes Gespräch. Er sei „Tagestourist aus Köln“, habe Urlaub und teste die Bedingungen schon einmal für die Familie, mit der er am Wochenende nach Winterberg kommen möchte. „Die sind alle scharf drauf zu fahren“, sagt er. Der Schnee sei „sehr weich, tief“, das macht es anstrengend - zumal er nach der langen Sommerpause erst mal wieder in Fahrt kommen müsse. „Ich habe noch nie im November auf Ski gestanden“, sagt Petasch. Vier oder fünf andere Langläufer seien ihm bisher begegnet: „Das ist nicht viel“. Noch nicht.

Familienausflug ins Winterwunderland: Ciprian Anitei mit Frau Andriana und den Kindern Kindern Bogdan (links) und Nikita. 
Familienausflug ins Winterwunderland: Ciprian Anitei mit Frau Andriana und den Kindern Kindern Bogdan (links) und Nikita.  © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

In der Nähe des Biathlon- und Langlauf-Zentrums geht Ciprian Anitei mit Frau Andriana spazieren, ihre Kinder Bogdan (3) und Nikita (2) ziehen sie in zwei roten und blauen Bobs hinter sich her. „Es macht Spaß, die Kinder sind zufrieden - wie immer, wenn Schnee da ist“, sagt Ciprian Anitei. Sie kommen aus dem Münsterland, sind seit Mittwoch in Winterberg, wollen am Freitag abreisen. Eigentlich. Sie überlegen, ob sie den Saisonstart mitnehmen. Das werde aber teuer. „Für unser Apartment zahlen wir bisher 70 Euro pro Nacht, ab Freitag sollen es 200 Euro sein“, berichtet der Familienvater. Die Hauptsaison...

In Altastenberg montieren Arbeiter Sitzbänke für den neuen Lift am Kapellenhang. Im Hintergrund ist die neue Anlage zu sehen, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll.
In Altastenberg montieren Arbeiter Sitzbänke für den neuen Lift am Kapellenhang. Im Hintergrund ist die neue Anlage zu sehen, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Lift testen, Piste präparieren, Zäune stecken

Drei Kilometer weiter, in Altastenberg, will der Niederländer John mit Frau und Kind gerade abfahren. Vorerst zurück ins Hotel nach Winterberg, am Freitag dann in die Heimat. Sie wollen dem Ansturm beim Saisonstart aus dem Weg gehen. In Winterberg seien sie „zum 20. Mal oder so“, sagt er. Im vergangenen Jahr seien sie auch Ende November hergekommen. „Da lag fast kein Schnee“, sagt John. Und diesmal? „Ist es sehr schön, Puderschnee auf den Pisten“.

Hinter ihm wird fleißig gearbeitet. Die Arbeiten am neuen Skilift am Kapellenhang laufen auf Hochtouren, unter anderem werden die Sitzbänke für den Lift montiert. Für den Saisonstart am Wochenende reicht es hier noch nicht, die Inbetriebnahme ist aber noch für dieses Jahr vorgesehen. Schnee und Kälte waren beim Bau keine Hilfe.

Zurück zu Fabian Klante. Er testet mit seinen Kollegen den Lift am Rauhen Busch, präpariert die Piste, steckt Zäune. „Die Freude auf den Saisonstart ist da, der Stress auch“, sagt er, bevor er sich auf sein Schneemobil setzt und den Hang hochfährt, durch den Sprühnebel der Schneekanonen. Es kann losgehen.

Weiteres zum Schnee in Winterberg