Hagen. . Die Kreispolizeibehörden in Südwestfalen warnen vor illegalen Schrottsammlern. Viele von ihnen sind in der Dortmunder Nordstadt gemeldet.

Wie viele Zufälle ergeben eine logische Erklärung? Eine Frage, die die Kreispolizeibehörden in Südwestfalen in Zusammenhang mit brisanten Themen wie der Zuwanderungsdebatte oft unbeantwortet lassen. Nicht so im Bezug auf als Schrottsammler getarnte Diebe oder Einbrecher, die in Verbindung mit Metalldiebstahl und Wohnungseinbrüchen in Südwestfalen unterwegs sind. Die klaren Worte überraschen: Viele der sogenannten Schrotthändler sind Rumänen, wohnhaft in Dortmund, gemeldet in einem einzigen Haus in der Nordstadt. Darauf deuten die Resultate verstärkter Polizeikon­trollen und die Prozesse der vergangenen Monate hin.

„Natürlich darf man nicht alle über einen Kamm scheren“, berichtet Marc Schulz von der Polizei im Märkischen Kreis. Aber man habe entsprechende Erfahrungen gesammelt. Demnach tarnen sich einige Kriminelle als Schrotthändler, um Diebstähle zu begehen oder eine Siedlung für Wohnungseinbrüche auszuspähen. Parallelen, sagt Schulz, seien dabei unverkennbar: „Sie sind meistens mit maroden Lkw oder Kleintransportern mit Dortmunder Kurzzeitkennzeichen unterwegs. Die Männer sind oft rumänische Staatsbürger, gemeldet in Dortmund.“

Verbindung zu Einbrüchen schwierig

Marc Schulz weiß, worüber er redet. Der Leiter des Teams Sonderverkehr ist auf unseriöse Schrottsammler spezialisiert und häufig mit seinem Streifenbulli im Einsatz. Nicht selten, erzählt er, würden die schrottreifen Vehikel an Ort und Stelle stillgelegt. Er erinnert sich an einen vom Rost zerfressenen Lkw, in dem ein VW-Polo-Lenkrad eingebaut war und in dem der Beifahrer auf einer Getränkekiste saß.

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Die Polizei im Märkischen Kreis, so Schulz, habe auf die vermehrten Wohnungseinbrüche mit verstärkten Kontrollen reagiert. Mehrfach seien, erklärt Schulz, angebliche Schrottsammler erwischt worden, gegen die in anderen Orten wegen bandenmäßigen Diebstahls ermittelt wird. Es sei allerdings schwierig, eine Verbindung zwischen Wohnungseinbrüchen und den Schrottsammlern zu ziehen, da verschiedene Brigaden arbeitsteilig vorgehen würden.

Schulz hofft, dass die Medien die Bevölkerung sensibilisieren. Verdächtig seien Ferngläser oder Videokameras in den Vehikeln, die allzu langsam durch Wohngebiete fahren. Bei Verdacht, gibt er den Tipp: „Kennzeichen und Uhrzeit notieren und sofort die Polizei anrufen.“ Vor allzu forschem Vorgehen warnt der Experte - und weist auf einen Fall im Dezember in Kiers­pe hin. Dort waren einem Jäger ein Lkw und drei Männer aufgefallen, die eine Garage leer räumten. Die Männer hatten ihn Tage zuvor gefragt, ob er Altmetall für sie hätte. Als er nach einem Gespräch drohte, die Polizei anzurufen, wurde er festgehalten, sein Handy zerstört. Kurz darauf wurden die mutmaßlichen Täter von der Polizei auf der BAB 45 festgenommen.

Rasenmäher spurlos verschwunden

Bianca Scheer von der Polizei HSK kann die Ausführungen ihres Kollegen aus dem Märkischen Kreis bestätigen: „Die Metalldiebstähle haben auch bei uns in den letzten zwei Jahren zugenommen.“ Und oft seien es Rumänen aus Dortmund. Sie erinnert sich an einen skurrilen Fall aus Lennestadt, wo ein Mann dabei war, seinen Rasenmäher zu reparieren, kurz ins Haus ging und bei seiner Rückkehr seinen „Schneideteufel“ vermisste. Den hatten „Schrotthändler“ auf ihren Lkw aufgeladen. Der Polizei berichteten die mutmaßlichen Täter, sie hätten den Mäher als „entsorgt“ betrachtet.

Bianca Scheer empfiehlt ein gesundes Misstrauen: „Nicht jeder sollte Einblick in Haus und Garage bekommen“, sagt sie und erwähnt, dass die Autobahnlücke der A 46 zwischen Hemer, Menden und Neheim auch ihre guten Seiten habe: „Es fehlt an schnellen Fluchtmöglichkeiten, die Zahl der Wohnungseinbrüche ist rückläufig.“

Bianca Scheer hat Verständnis für die Rumänen, die nach Deutschland kommen, um ein besseres Leben zu führen. „So mancher wird aber mit einem Kellnerjob angelockt und dann von bekannten Familienclans zu kriminellen Handlungen gezwungen.“

Volker Intemann von der Polizei Siegen-Wittgenstein verrät, was in Polizeikreisen schon länger bekannt ist: Familienclans aus der Dortmunder Nordstadt setzen ihre Landsleute unter Druck. „Bei uns führte das vor zwei Jahren zu Problemen.“ Verstärkte Kontrollen hatten aber eine abschreckende Wirkung. „Wer ohne gewerbliche Genehmigung auf unseren Straßen war, dessen Ladung haben wir beschlagnahmt und bei einem seriösen Schrotthändler abgegeben.“ Mit dem Erlös sei dann das Bußgeldverfahren bezahlt worden. „Die Dortmunder Schrottis scheinen wir damit in andere Kreise verdrängt zu haben.“

Kim Ben Freigang, Polizeioberkommissar in Dortmund, ist das „Haus in der Nordstadt“, das so oft in den Gesprächen mit den Kollegen aus Südwestfalen fällt, hörbar unangenehm. Er möchte lieber über den Erfolg des Einsatzkommandos „EK Schloss“ reden, das vor wenigen Tagen fünf mutmaßliche Metall-Diebesbanden aus Südosteuropa zerschlagen hat. Diebesbanden, die vor allem in Südwestfalen ihr Unwesen getrieben haben sollen. Die Behörden ermitteln gegen 100 Tatverdächtige, 52 wurden festgenommen, darunter auch vermeintliche „Schrotthändler“.

Freigang appelliert, „all das differenziert zu betrachten“. „Es gibt seriöse wie unseriöse Schrotthändler, ebenso wie seriöse und unseriöse Rumänen.“ Ein Generalverdacht sei unverantwortlich. Querverbindungen zu Schrotthändlern und Wohnungseinbrüchen gebe es, „aber Dortmund ist keine Zentrale krimineller Schrotthändler“. Diebesbanden kämen auch aus anderen Ruhrgebietsstädten.

Zufall oder nicht? Zwei Männer mussten sich am vergangenen Donnerstag vor dem Amtsgericht in Bad Fredeburg wegen Metalldiebstahls verantworten. Die zwei sind Schrotthändler, gebürtig aus Rumänien, wohnhaft in Dortmund. Beide wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen.