Werl. . Eine Woche ist es her, dass die 23-jährige Liesa aus Werl verschwand. Seitdem suchen ihre Eltern nach der Auszubildenden. Sie wollte sich mit ihrem Ex-Freund aussprechen - und kehrte von der Verabredung nicht zurück.

„Wo ist meine Tochter, wo ist Liesa. Jeder, der meint, sie gesehen zu haben, sollte sich bei der Polizei melden“, so lautet der Appell einer Mutter, die auf ein Lebenszeichen wartet. Für Liesas Mutter Annette dauern Minuten seit vergangenem Dienstag, seit dem Tag, an dem die 23 Jahre alte Auszubildende Liesa aus Werl-Westönnen spurlos verschwand, wie Stunden.

Die Polizei ist ratlos und hofft wie die Eltern auf Zeugen. „Wir haben alle Möglichkeiten, wo sie sein könnte, abgearbeitet“, berichtet Liesas Mutter. Sie habe am Montagabend ihr Elternhaus nur kurz verlassen wollen, um sich mit ihrem Ex-Freund auszusprechen. Seitdem fehle jede Spur von ihr.

„Nur aus einem einzigen Grund“, so Liesas Vater Peter, habe die Familie den Medien die Tür geöffnet: „Dieser Grund“, sagt der 54-Jährige, „lautet Hoffnung“. Die Hoffnung, dass sich noch alles zum Guten wendet.

Die Familie ist an diesem Tag zusammengerückt und wird von einem Beamten der Kriminalpolizei Soest, Abteilung Opferschutz, betreut. „Wir suchen bewusst die Öffentlichkeit, alles ist besser als einfach nur abzuwarten“, sagt Mutter Annette. Die Familie warte auf den entscheidenden Anruf, auf einen der Liesa Zukunft gibt.

Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg die Ermittlungen übernommen, eine Sonderkommission der Kriminalpolizei Dortmund will die Suche fortsetzen.

Werler Familie bittet Öffentlichkeit um Mithilfe

Die Polizei berichtet von einem möglichen Beziehungskonflikt und einer Aussprache. Liesa kehrte von dieser Aussprache nicht zurück. Als sie am nächsten Morgen immer noch fehlt, sucht ihre Mutter nach ihrer Tochter - und entdeckte den gelben Twingo nahe der A 44-Auffahrt Werl-Süd an einem Motocross-Gelände.

Der von der Polizei vernommene Ex-Freund der Vermissten hat angegeben, dass er sich in jener Nacht mit der 23-Jährigen getroffen habe. Laut seiner Aussage sollen sie gemeinsam mit dem Twingo zum Autobahnanschluss Werl-Süd gefahren sein. Dort habe er per Anhalter ins Ruhrgebiet fahren wollen, was aber erfolglos geblieben sei.

An der Auffahrt zur A44 (Werl-Süd - Neheimer Straße) soll Liesa Schulte ein Auto angehalten haben. Foto: Thomas Nitsche
An der Auffahrt zur A44 (Werl-Süd - Neheimer Straße) soll Liesa Schulte ein Auto angehalten haben. Foto: Thomas Nitsche © WP

Schließlich, so gab der Ex-Freund zu Protokoll, habe Liesa sich als Anhalterin versucht - mit schnellem Erfolg. Danach habe die junge Frau den Fahrer eines Kombis überredet, statt ihrer den Ex-Freund mitzunehmen, worauf der Kombifahrer sich auch eingelassen habe. Diesen Kombi-Fahrer sucht die Polizei nun als Zeugen.

Liesas Mutter Annette bricht nach einer Weile das Schweigen: „Im Juni wollte Liesa nach Florida reisen. Dort hat sie bei Disney World einen einjährigen Arbeitsvertrag erhalten.“ Ihre Vorfreude sei groß gewesen. „Sie hatte alle Vorbereitungen abgeschlossen, die Abschiedsfeier für ihre Freunde war bereits geplant“, ergänzt Liesas Bruder Peter (19). Liesa, die als Kauffrau bei der Telekom in Dortmund arbeitet, habe viele Bekannte im Ruhrgebiet.

Liesa wird seit einer Woche vermisst

„Man liest es immer wieder in den Zeitungen, aber dass es einen selbst treffen könnte, daran denkt man nicht“, erzählt der Vater der Vermissten, der am Dienstagabend von einer Geschäftsreise heimkehrte.

Liesas Mutter beschreibt ihre Tochter als „tough“. Dieses Wort treffe es. „Was sie tun will, das zieht sie auch durch“, so die 53-Jährige, die tapfer gegen die Tränen ankämpft und die sich immer wieder an ihre beiden Männer lehnt.

Annette und Peter Schulte und ihr Sohn Peter jun. (li.) aus Werl-Westönnen hoffen auf ein Lebenszeichen ihrer Tochter Liesa Schulte. Seit dem 17. April wird die 23-jährige Westönnerin vermisst. Foto: Thomas Nitsche
Annette und Peter Schulte und ihr Sohn Peter jun. (li.) aus Werl-Westönnen hoffen auf ein Lebenszeichen ihrer Tochter Liesa Schulte. Seit dem 17. April wird die 23-jährige Westönnerin vermisst. Foto: Thomas Nitsche © WP

Zum Ex-Freund ihrer Tochter wollen sich die Eltern nicht äußern. Die Polizei habe ihn verhört und und wieder freigelassen. Mehr möchten sie dazu nicht sagen.

Liesas Vater Peter (54) ist dankbar. Dankbar für die Hilfe, die er in den letzten Tagen erhalten hat. Dankbar für die Vorzüge, in Westönnen, in einem Dorf zu leben, wo Nachbarschaftshilfe noch etwas wert sei. 250 Bürger hätten sich allein bei der Suchaktion am vergangenen Freitag beteiligt. „Vor allem meine Nachbarn muss ich erwähnen. Alle kümmern sich liebevoll um uns. Ich krieg’ das gar nicht in den Schädel, wie viele uns beistehen. Die bringen uns sogar fast täglich etwas zu Essen.“

Im riesigen Hundekorb im holzvertäfelten Esszimmer mit offener Küche hat sich Lottie, der acht Monate alte Goldendoodle eingerollt. Ein süßes Wollknäuel, das Liesa aus Aachen nach Werl-Westönnen mitgebracht hat. Der Hund hat alle begrüßt. Mehrmals. Es ist Liesas Liebling, da sind sich alle einig. Auch er warte, so Liesas Vater Peter, sehnsüchtig auf sie.

Mutter Annette weist wiederholt daraufhin, dass ihre Tochter 1,74 Meter groß sei und am Tag ihres Verschwindens einen Khakiparker mit Fell und beige Winterboots getragen habe. „Es könnte ja vielleicht hilfreich sein.“ Jeder, der etwas gesehen habe, solle sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 0231 / 132 7999 melden. „Bitte!“