Meschede. .

Erst 28 Jahre alt ist der jetzt festgenommene Chef des Fort Fun Abenteuerlandes in Bestwig-Wasserfall. Und doch scheint Matthäus Ziegler bereits von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt worden zu sein.

Rückblende: Im Jahr 2004 bringt der Berliner Popsänger Matt seine erste Single unter dem Titel „One more Chance“ (Eine weitere Chance) heraus. In einem Interview wird er nach seinem größten Traum gefragt. Seine Antwort: „Ich habe da so einen Kindertraum. Ich würde gern einen eigenen Freizeitpark besitzen.“ Der gelernte Bürokaufmann hat sich seinen Traum erfüllt. Unter seinem bürgerlichen Namen Matthäus Ziegler kaufte er kurz vor Weihnachten 2011 das Fort Fun Abenteuerland im Hochsauerland.

Man könnte dem 28-Jährigen unterstellen, dass er durchaus zielgerichtet auf sein großes Ziel hingearbeitet hat. Nach seiner dritten Single im Jahr 2005 kommt die Gesangskarriere des in Miltenberg am Main geborenen und zuletzt in Collenberg gemeldeten Unterfranken allerdings zum Erliegen. Bereits 2003 galt Matthäus Ziegler, so berichtet die Tageszeitung Die Welt, als Interessent für den insolventen „Spreepark“ in Berlin. Es kommt aber nicht zu einem Engagement. In den Jahren 2007/08 tritt Ziegler im Zusammenhang mit einer Großraumdiskothek in Wörth am Main in Erscheinung. „The Mandala Ray“ sollte der Club der gehobenen Klasse in der Stadt im unterfränkischen Landkreis Miltenberg heißen. Ruft man in diesen Tagen die Internetseite themandalaray auf, erscheinen Logos von Ziegler-Firmen: „One World Resort“, „Ziegler International“ und „One World Group“.

Mit mehreren Handwerkern habe Ziegler damals Verträge abgeschlossen, erzählen Anrufer am Telefon, die nicht genannt werden möchten. Die Handwerker seien in Vorleistung getreten und dann auf Materialkosten und Arbeitslohn sitzen geblieben. Das Projekt hätte sich „in Luft aufgelöst“. Ziegler hätte Visitenkarten einer Firma mit Sitz im unterfränkischen Eschau verteilt (die nicht im Handelsregister eingetragen war). „Ziegler tritt sehr sicher auf und hat uns mit einem sehr gut ausgearbeiteten Konzept überzeugt“, sagt ein Anrufer und senkt seine Stimme: „Ja, er hat uns eingewickelt.“

Die Versuche der Handwerker, an ihr Geld zu kommen, seien gescheitert – „weil bei ihm nichts zu holen und er nicht auffindbar war“. Ein unter dem Aktenzeichen 115 Js 2188/08 bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg anhängiges Strafverfahren wurde im September 2009 vom Amtsgericht Obernburg am Main – Zweigstelle Miltenberg – eingestellt. Ziegler war zuvor, im Oktober 2008, so bestätigt Dr. Irene Singer, Leitende Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg, „Betrug in vier tateinheitlichen Fällen“ zur Last gelegt worden. „Die Betrugshandlungen standen dabei sämtlich im Zusammenhang mit der von Matthäus Ziegler bzw. der von ihm vertretenen Firma Ende Oktober 2007 geplanten Eröffnung einer Diskothek in Wörth am Main. Diese scheiterte jedoch an den damaligen desolaten Vermögensverhältnissen des Matthäus Ziegler bzw. der von ihm vertretenen Firma. Ihm wurde deshalb zum Vorwurf gemacht, in Kenntnis seiner Zahlungsunfähigkeit einen Mietvertrag abgeschlossen zu haben und drei Handwerker mit Innenarbeiten an der Diskothek beauftragt, die dafür in Rechnung gestellten Leistungen später jedoch nicht beglichen zu haben.“ Ziegler hat die Vorwürfe von Handwerkern, die beim Großraumdisco-Projekt in Wörth am Main dabei waren, gegenüber dieser Zeitung vehement bestritten.

Die Einstellung des damaligen Verfahrens, so die Leitende Oberstaatsanwältin Singer, erfolgte in Hinblick auf die „vom Amtsgericht Aschaffenburg – Schöffengericht – am 10. August 2010 rechtskräftig verhängte Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten im Verfahren 304 Ls 115 Js 11552/08.“

Bis zum Sommer 2011 war Matthäus Ziegler als Investor für den Freizeitpark Freizeit-Land Geiselwind in Franken im Gespräch. Er hat offenbar nie sein Ziel – den eigenen Freizeitpark – aus den Augen verloren (auch daran abzulesen, dass er im Dezember 2004 bzw. im Februar 2006 die Marken „Movie Park Germany“ und „Elements United Entertainment“ eintragen ließ). Und, der Eindruck könnte entstehen, er hat aus diesem Grund ein innerfamiliäres Firmengeflecht aufgebaut. Die Gesellschaft One World Holding mit Sitz in Freudenberg am Main (neu eingetragen am 15.4.2011 beim Amtsgericht Mannheim), laut Pressemitteilung vom 2. Januar 2012 ein Unternehmen der Ziegler-Gruppe, habe die Grevin Deutschland GmbH und das Fort Fun Abenteuerland übernommen. „Die Grevin Deutschland GmbH wird als Unternehmen der One World Group unter dem Namen One World Nordrhein-Westfalen GmbH fortgeführt.“ Persönlich haftende Gesellschafterin der One World Holding war zunächst die Ziegler International GmbH mit der Geschäftsführerin Christine Ziegler, Matthäus Zieglers Mutter, und dem alleinvertretungsberechtigten Prokuristen Matthäus Ziegler. Laut Handelsregister gab es bereits am 4.5.2011 eine Veränderung: Eine Einzelprokura mit der Ermächtigung zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken für Matthäus Ziegler.

Ziegler International wurde am 15.4.2011 beim Amtsgericht Mannheim neu eingetragen, One World Real Estate am 29.4.2011 (mit einer Veränderung am 4.5.2011), das One World Resort am 10.5.2011. Laut Pressemitteilung vom 2. Januar 2012 befindet sich die One World Gruppe zu 100 Prozent „im Besitz von Christine Ziegler und ihrem Sohn Matthäus“.

Beobachter fragten sich bereits, ob die Unternehmensgruppe bzw. Holding aus mehr besteht als Mutter und Sohn Ziegler und Homepage-Startseiten, die keine weiteren Inhalte oder Referenzen zu abgeschlossenen Projekten zu enthalten scheinen. In der Pressemitteilung vom 2. Januar 2012 heißt es, dass das Unternehmen „unter anderem mit einem weltweit tätigen Hersteller- und Planungsbetrieb für Attraktionen sowie einem Designstudio für Gestaltung neuer Themenwelten bereits erfolgreich im Freizeitparksektor tätig“ ist.