Dortmund. Zehntausende Besucher werden bei der Messe Creativa in Dortmund erwartet. Warum kommen sie? Frauen (und auch Männer) erzählen es uns.

Dortmund. Teilweise enorm war der Andrang zum Start der Creativa in Dortmund. Bis kommenden Sonntag, 24. März, werden Zehntausende Besucher in den Messehallen erwartet, wo es um die Trends zu den Themen Stricken, Basteln, Nähen, Malen oder Zeichnen geht. Auffallend am Starttag: Auch viele Jugendliche kommen zu der Messe. Die Menschen haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie hier sind.

Zum Beispiel Nicole Hundt (34) aus Emsdetten, die mit Freundin Sabrina Nähring (33) aus Rheine zur Messe gekommen ist. Die beiden sind Erzieherinnen und Nicole Hundt weiß: „Handarbeit mit Stoffen, Wolle, Garn hat etwas Ausgleichendes in Krisenzeiten - auch für Schüler.“ Ihren „Mädelstag“ auf der Creativa haben sie seit Wochen geplant.

Die beiden Erzieherinnen Sabrina Nähring (links) aus Rheine und Nicole Hundt aus Emsdetten freuen sich auf ihren „Mädelstag“ bei der Creativa.
Die beiden Erzieherinnen Sabrina Nähring (links) aus Rheine und Nicole Hundt aus Emsdetten freuen sich auf ihren „Mädelstag“ bei der Creativa. © WP | Rudi Pistilli

„Ich steh’ auf Plotter“, berichtet Nicole Hundt, die mit ihrem Gerät in ihrer Freizeit „so oft es geht“ T-Shirts mit ausgefallenen Motiven und Sprüchen bedruckt. Sie ist gespannt, was es Neues zu diesem Hobby gibt. Sabrina Nähring interessiert sich für alles, was mit Papier zu tun hat. „Aber unter uns: Ich bin mitgeschleppt worden und somit nur Beiwerk“, sagt sie und lächelt. Dass am heutigen Tag so viele junge Menschen die Creativa besuchen, erstaunt Nicole Hundt nicht: „Während der Pandemie haben viele nach Kompensation gesucht.“

Ganz viel Bling-Bling und sich von bunten Farben blenden lassen

Alex Krupa aus Dortmund hofft auf viel Glitzer in den Messehallen.
Alex Krupa aus Dortmund hofft auf viel Glitzer in den Messehallen. © WP | Rudi Pistilli

Zu den noch recht jungen Besucherinnen gehören Alex Krupa (20) und Charleen Rogowicz (23). „Bis auf die Comic-Con in Berlin war ich noch nie auf einer Messe“, verrät Alex Krupa aus Dortmund. Sie hofft insgeheim „auf viel Bling-Bling“. Auf Modeschmuck und Perlen liege ihr Augenmerk. Auch Charleen Rogowicz „will von viel Glitzer und bunten Farben geblendet“ werden. Alex Krupa steht auf Ansteck-Pins: „Vielleicht gibt es ja Anregungen, wie ich welche aus Stoff machen kann“, sagt sie. Ihre Oma habe ihr Häkeln beigebracht. Das sei nicht nur etwas für Senioren: „Da kann ich so richtig entspannen.“

Charleen Rogowicz aus Dortmund.
Charleen Rogowicz aus Dortmund. © WP | Rudi Pistilli

Am eigenen Modestil arbeiten

Ayleen Stryjas aus Bottrop war „nicht ganz freiwillig da“.
Ayleen Stryjas aus Bottrop war „nicht ganz freiwillig da“. © WP | Rudi Pistilli

Nicht „ganz freiwillig“ ist Ayleen Stryjas (18) aus Bottrop zur Creativa gekommen. „Meine Ausbildungslehrerin hat mir das, sagen wir es so, angeboten.“ Sie und Emelyn Jonton (22) wollen Ergotherapeutinnen werden - Handarbeit ist Teil der Berufsausbildung. „Aber wenn ich schon einmal hier bin, dann kann ich auch an meinem Modestil arbeiten“, verrät Ayleen Stryjas. Sie werde nach außergewöhnlichen Kleidern und Accessoires Ausschau halten, „die mich in meinem Auftritt noch wohler fühlen lassen“. Emelyn Jonton will sich „einfach nur treiben lassen“.

Emelyn Jonton aus Herten.
Emelyn Jonton aus Herten. © WP | Rudi Pistilli

Puppenkleider statt Schweißnähte

Die Details auf den winzigen Puppen-Kleidern fand ich faszinierend. Ehrlich gesagt würde ich auch gerne mit Stoffen arbeiten, aber meistens hänge ich an einem Stahlträger und kümmere mich um Schweißnähte.“
Fabian Mirau, - Schweißer aus Dortmund

Fabian Mirau aus Dortmund arbeitet auf der Messe.
Fabian Mirau aus Dortmund arbeitet auf der Messe. © WP | Rudi Pistilli

Und dann gibt es auch Männer, die an diesem Tag an den Westfalenhallen anzutreffen sind. In Eile ist Fabian Mirau, der sich selbst als Tellerwäscher bezeichnet. „Ich arbeite für das Petit Paris, das fahrende Café innerhalb der Messehallen, als Mädchen für alles.“ Eigentlich sei er gelernter Schweißer, sagt der 26-Jährige aus Dortmund. In seinen Pausen werde er sich aber - wie im vergangenen Jahr - Zeit nehmen, um durch die Hallen „zu schlendern“.

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Angetan sei er von einem Stand gewesen, der selbst kreierte Gewänder für Puppen präsentierte. „Die Details auf den winzigen Kleidern fand ich faszinierend. Ehrlich gesagt würde ich auch gerne mit Stoffen arbeiten, aber meistens hänge ich an einem Stahlträger und kümmere mich um Schweißnähte.“ Fabian Mirau fragt sich, ob er so viel Feingefühl hätte, an so winzigem Tuch erfolgreich zu arbeiten. Allein die Vorstellung, so etwas zu tun, fühle sich gut an. „Ist das seltsam?“, fragt er.

Bernard  Niekerke aus Langenfeld sucht für seine Tochter Strasssteine zum kleben von Bildern.
Bernard  Niekerke aus Langenfeld sucht für seine Tochter Strasssteine zum kleben von Bildern. © WP | Rudi Pistilli

Auch Bernard Niekerke ist „nicht ganz privat hier“. Der gebürtige Niederländer betreibt in Langenfeld ein Bastelgeschäft. Der 59-Jährige verkauft dort unter anderem Grußkarten. Dass so viele junge Männer auf der Creativa seien, erstaune ihn nicht. „Ob Mann oder Frau, wenn immer nur schlechte Nachrichten auf einen einprasseln, dann sind solche Freizeitaktivitäten ein willkommener Ausgleich.“ Ganz nebenbei sucht Niekerke für seine Tochter noch nach „bunten Strasssteinchen, mit denen man Bilder kleben kann“.

Schneidern und Nähen statt Industriemechaniker: „Ich bin glücklich“

Meike Ostermann aus Menden sieht einen Trend: „!mmer mehr Jugendliche finden den Weg zu kreativen Hobbies.“
Meike Ostermann aus Menden sieht einen Trend: „!mmer mehr Jugendliche finden den Weg zu kreativen Hobbies.“ © WP | Rudi Pistilli

Meike Ostermann aus Menden steht am Stand des Hönne-Berufskollegs. Sie wirbt für die Ausbildung zum bekleidungstechnischen Assistenten. Sie bestätigt, dass „immer mehr Jungs“ sich für die Schneiderei interessieren. „Den sozialen Netzwerken sei Dank.“ Dort würden junge Zielgruppen für die Hobbies, die die Creativa präsentiert, gewonnen. Einer ihrer Azubis ist Yusuf Yildiz aus Altena. Der 25-Jährige hatte zuvor eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass mich das nicht glücklich macht“, erzählt er. Er habe nach einem Job gesucht, bei „dem mehr Kreativität gefragt ist“. Nun entwirft der junge Sauerländer Kleider, schneidert, näht und zeigt seine Werke auf Instagram. „Und ich bin glücklich.“

Yusuf Yildiz aus Altena näht für sein Leben gerne.
Yusuf Yildiz aus Altena näht für sein Leben gerne. © WP | Rudi Pistilli

>> INFOS: Zeiten und Tickets

Bei der Creativa stellen 480 Ausstellerinnen und Aussteller aus vielen Ländern ihre neuen Trends und Produkte vor oder bieten Vorträge oder ein Mitmach-Programm an. Am Wochenende öffnet parallel dazu noch die Tortenmesse „Cake & Bake“ ihre Tore. Creativa, Westfalenhallen 4 bis 7, 20. bis 24. März, täglich 9 bis 18 Uhr. Tickets 14 Euro. Weitere Informationen unter www.messe-creativa.de.