Hagen. Ein Trauma, eine dunkle Vergangenheit – Buchhändlerin Katrin Föster aus Meschede empfiehlt, „Sommersonnenwende“ zu lesen.

Buchhändlerinnen und Buchhändler aus Südwestfalen geben für unsere Redaktion wöchentlich Expertentipps zu Lieblingsbüchern und solchen, die es werden können.

Krieg und bewaffnete Auseinandersetzungen in Südosteuropa und angrenzenden Regionen, kaum kontrollierbare Flüchtlingsströme nach Europa und zunehmender Rechtspopulismus und -extremismus, aber auch mentale Gesundheit bei Soldaten und anderen Einsatzkräften, denen mit Veranstaltungen wie den Invictus Games, die in diesem Jahr in Düsseldorf stattfanden, Tribut gezollt und geholfen werden soll, sind die beherrschenden Themen im Sommer 2023.

Und dann kommt eine Verlagsvertreterin, drückt einem ein Buch in die Hand, mit dem Hinweis, „lesen Sie das mal – das ist gut“. Worum geht es?, fragt man zurück.

Das Cover des Buches „Sommersonnenwende“ von Pascal Engman, Johannes Selåker.
Das Cover des Buches „Sommersonnenwende“ von Pascal Engman, Johannes Selåker. © verlag Ullstein | WP

Nachdem ich das Buch gelesen haben, weiß ich es. Es geht um die heutigen Themen, aber diese sind nicht neu – das alles gab es schon einmal in der jüngeren europäischen Geschichte vor 30 Jahren.

„Sommersonnenwende“ spielt in Schweden Mitte der 90er Jahre. Die Situation im Land ist aufgeheizt. Nicht nur erlebt Schweden einen Jahrhundertsommer mit Temperaturen wie nie zuvor (die Sommer der letzten Jahre waren bei uns bekanntermaßen sehr heiß und trocken), auch spielt die Fußballnationalmannschaft eine sehr gute WM in den USA. Auf dem Balkan herrscht Krieg und es kommen dadurch nicht nur viele Flüchtlinge ins Land, sondern schwedische Soldaten und Polizisten, aber auch Söldner sind daran in unterschiedlichen Konstellationen beteiligt und kehren zum Teil traumatisiert zurück. Einer von ihnen, Beamter bei der Stockholmer Polizei, ermittelt in einem Vergewaltigungs- und Mordfall. Eine junge Journalistin kommt immer wieder in die Quere. Seine Vergangenheit und Familiengeschichte bringen ihn in Bedrängnis und die verkrusteten Strukturen im Beamten- und Verwaltungsapparat erleichtern seine Arbeit auch nicht.

Mehr zum Thema

Beim Lesen muss man feststellen, dass sich die Geschichte immer wiederholt – und das in immer kürzeren Intervallen.

Ein spannender Kriminalroman, erschreckend aktuell in seinen Themen, deren Autoren man den journalistischen Hintergrund anmerkt, und der zum Nachdenken anregt.
Pascal Engman, Johannes Selåker: Sommersonnenwende, Ullstein, 17,99 Euro

Die Bestseller

  • Belletristik: Sebastian Fitzek, Die Einladung
  • Kinder-/Jugendbuch: Giovanni di Lorenzo, Vom Leben und anderen Zumutungen
  • Sachbuch: Gregs Tagebuch 18, Kein Plan von nix