Hagen. Wie sicher ist Essen und Trinken auf dem Weihnachtsmarkt? Wer kontrolliert die Lebensmittel? Ein Blick über die Schulter einer Standbetreiberin
Sobald die Mitarbeiterin den Deckel des großen Kupferkessels öffnet, um etwas von der duftenden Feuerzangenbowle in den Tonbecher zu füllen, quillt dichter weißer Dampf hervor. „Zu heiß“, sagt Viktoria Tränkler sofort, die das Geschehen vom Gastraum der Weihnachtsmarktschänke aus beobachtet. Die Betreiberin der „Hagener Feuerzangenbowle“ ist seit Jahren im Geschäft: stimmt etwas nicht, erkennt sie es mit einem Blick.
Dass sich die Kessel mit der Feuerzangenbowle über den offenen Gasflammen zu sehr erhitzen, komme schon mal vor, erklärt Viktoria Tränkler. Bei dem kalten Wetter eigentlich kein Problem, könnte man denken. Ist es aber doch: „Wenn die Bowle zu heiß wird, verdampft zu viel Alkohol.“ Deshalb sei immer jemand hinter der Theke, der die Thermometer über den Kesseln genau im Auge behält und regelmäßig die Hitzezufuhr kontrolliert. Darauf achtet Viktoria Tränkler genau: „Wir müssen hier sehr aufpassen und dürfen unser Geschäft nicht vernachlässigen.“
Ein wenig Alkohol verdampfe immer, erklärt die Schaustellerin. Wechselnde Außentemperaturen machen es schwierig, die Temperatur des Getränks stets exakt zu regulieren. Bei der Feuerzangenbowle sei das aber zum Glück kein Problem: „Wir fügen dann manuell Rum hinzu, damit der Alkoholverlust ausgeglichen wird.“ Wann das nötig ist, erkennen sie und ihre Kollegen zum Beispiel am Geruch. Die jahrelange Erfahrung hat sie dafür sensibilisiert: Bereits seit 2006 betreibt Viktoria Tränkler die „Feuerzangenbowle“ gemeinsam mit ihrem Mann Gino, in vierter Generation setzt sie die Familientradition im Hagener Schaustellerverein fort.
Strenge Lebensmittelkontrollen auf dem Hagener Weihnachtsmarkt
Für die Bowle gibt es strenge Qualitätskontrollen, ebenso wie für alle anderen Getränke und Lebensmittel, die auf dem Hagener Weihnachtsmarkt verkauft werden. „Die Kontrolleure kommen ganz spontan vorbei und nehmen Proben“, erklärt Viktoria Tränkler. Nach einer sorgfältigen Eingangskontrolle, die immer vor Beginn des Weihnachtsmarkts stattfindet, können die Kontrolleure jederzeit erneut unangemeldet vorbeikommen. „Die Kontrollen vor der Eröffnung waren alle ohne Befund“, berichtet Michael Kaub, Pressesprecher der Stadt Hagen, „Sie werden von Mitarbeitenden des Fachbereichs Gesundheit und Verbraucherschutz durchgeführt worden.“
Bei einer Kontrolle in der „Hagener Feuerzangenbowle“ werde zum Beispiel dann mit Pipetten etwas von der Flüssigkeit aus den Kesseln in Gläser gefüllt, die versiegelt ins Labor geschickt werden, erklärt Viktoria Tränkler. Auch die Hütte selbst werde ebenso wie die anderen Stände überprüft: „Hygiene ist das A und O.“ So müsse es zum Beispiel überall dort, wo Lebensmittel verkauft werden, eine Möglichkeit zum Händewaschen geben. Die Standbetreiber seien außerdem dazu verpflichtet, sogenannte HACCP-Listen zu führen. In diesen werden alle relevanten Vorgänge zur Qualitätssicherung genau dokumentiert. Dazu gehört u.a., wann Wareneingangskontrollen durchgeführt werden, wie die Lebensmittel gelagert werden oder wann Personalschulungen oder Hygienekurse stattgefunden haben. Auch Allergielisten oder Listen zu Reinigung und Desinfektion seien dabei, schildert Viktoria Tränkler: „Es wird alles genau festgehalten, wer wann was geputzt und mit welchem Reinigungsmittel.“ Diese Listen müssen immer aktuell gehalten werden und jederzeit vorzeigbar sein.
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„In Hagen sind diese Kontrollen sehr streng. Deshalb ist es völlig bedenkenlos, auf dem Weihnachtsmarkt etwas zu sich zu nehmen“, betont die Schaustellerin. Durch die engmaschigen Kontrollen der Stadt falle sofort auf, wenn es irgendwo Mängel gibt. „Wenn es sich nur um geringe Mängel handelt, bekommt der betreffende Stand dann eine Anweisung und eine kurze Frist, um das zu beheben. Dann gibt es eine Nachkontrolle.“ Tauchen gravierende Mängel bei einer Kontrolle auf, werde der Betrieb sofort geschlossen.
Über die strengen Auflagen ist Viktoria Tränkler aber ganz froh: „Es ist ja im Interesse der Betriebe, hier gute Waren anzubieten. Wir möchten ja, dass die Leute wiederkommen.“ Und das tun in diesem Jahr viele, merkt sie: „Dieses Jahr ist die Stimmung sehr gut, die Leute freuen sich.“ Vor allem in den frühen Abendstunden tummeln sich die Besucher zwischen den bunt dekorierten Ständen, bummeln von einer Bude zur nächsten oder machen es sich auf den Holzbänken nahe der „Hagener Feuerzangenbowle“ bequem. Auch einige Kontrolleure kämen gerne abends nach Dienstschluss vorbei, um noch ein paar Geschmacksproben zu nehmen, erklärt die Schaustellerin lachend: „Die sind dann aber rein privat“.