Lüdenscheid. Pendler stehen Ewigkeiten im Stau, Mitarbeiter kündigen: So will sich die Region selbst ein bisschen aus der A-45-Patsche helfen.
Die Nase voll haben schon viele. Zahlreiche Menschen, die in Lüdenscheid arbeiten, aber nicht dort wohnen, oder die über die A 45 pendeln müssen, werfen die Brocken hin, kündigen. Grund: die wegen der maroden Talbrücke Rahmede gesperrte Sauerlandlinie. Viele Mitarbeitende sind nicht mehr bereit, jeden Tag bis zu zwei Stunden im Stau zu stehen, und ziehen Konsequenzen. Das Projekt „Hub45“ soll nun Abhilfe schaffen.
Der Plan: Entlang der A 45 sollen neue dezentrale Orte für digitales Arbeiten entstehen. Am Donnerstag übergab NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur der federführenden Südwestfalen-Agentur einen Förderbescheid in Höhe von 540.000 Euro. „Das Projekt Hub45 kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die dringend benötigten Fachkräfte in Südwestfalen zu halten, bis die neue Brücke steht“, sagte die Grünen-Politikerin einer Pressemitteilung zufolge.
Netzwerk von Knotenpunkten
Der englische Begriff Hub steht für Knotenpunkt. Das Projekt, so die Südwestfalen-Agentur, soll „ein ganzes Netzwerk solcher Knotenpunkte“ ins Leben rufen. Mehr als 100 Unternehmen haben Interesse am Hub45 signalisiert, ergab eine Umfrage. Mit im Boot sind nun die Wirtschaftsförderungen aller fünf Kreise, die Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen, der Märkische Arbeitgeberverband, der DGB Region Südwestfalen sowie der Sauerland Tourismus.
In einer Bestandsaufnahme soll zunächst untersucht werden, welche Co-Working-Spaces es in Südwestfalen bereits gibt und ob sie als Partner für das Projekt gewonnen werden können. Dann soll ermittelt werden, wo überhaupt Bedarf für dezentrales Arbeiten besteht. Interessierte Unternehmen sollen anschließend beim Aufbau neuer Standorte unterstützt werden.
Eigene Standorte will das Projekt nicht einrichten. Vielmehr will es alle Akteure in einer Anlaufstelle zusammenbringen und unterstützen. Maik Rosenberg, Vorsitzender des Vereins Wirtschaft in Südwestfalen mit fast 400 Unternehmen, sieht Hub45 auch als „Investition in die zukünftige Standortattraktivität“.
„Priorität hat natürlich für uns der schnelle Neubau der Brücke. Parallel müssen wir aber die richtigen Weichen für unsere Zukunft als Wirtschaftsstandort stellen, um unsere Unternehmen und Verwaltungen jetzt zu unterstützen“, sagte Marco Voge, Landrat des Märkischen Kreises, bei der Förderbescheid-Übergabe.
Projekt auf Nachhaltigkeit angelegt
Bekanntlich ist die A 45 seit mehr als einem Jahr gesperrt, weil die Rahmedetalbrücke einsturzgefährdet ist. Die Umleitungsstrecken sind regelmäßig überlastet; der Verkehr quält sich durch Lüdenscheid und die Nachbarorte. Mit der Fertigstellung der neuen Brücke ist frühestens im Jahr 2027 zu rechnen, bisher gibt es noch keinen Termin für die Sprengung der alten Brücke.
„Hub45 ist ein Puzzlestein, um die zahlreichen Probleme, vor denen die Region wegen der A 45 steht, zu lösen“, sagte Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur.
1,5 Stellen für das Projektmanagement sind bereits ausgeschrieben. Das Vorhaben ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt: Nach dem Bau der neuen Brücke – wann immer das auch sein wird – sollen Unternehmen in Südwestfalen mit dem digitalen dezentralen Netzwerk weiterhin Verbindungen knüpfen.