Paderborn/Hagen. Das Erzbistum Paderborn braucht einen neuen Erzbischof. Warum diesmal auch Laien mitreden.

Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker angenommen. Das teilte das Generalvikariat in Paderborn am Samstag mit. Altersbedingt hatte Becker seinen Rücktritt im Juni angeboten. Erstmals sollen Laien im Erzbistum Paderborn an der Wahl eines neuen Erzbischofs beteiligt werden.

Damit ist Erzbischof Becker seit Samstag emeritiert und tritt in seinem zwanzigsten Jahr als Erzbischof von Paderborn in den Ruhestand. Die vorübergehende Leitung der Erzdiözese übernimmt gemäß dem Kirchenrecht zunächst Weihbischof Matthias König als Dienstältester der drei Weihbischöfe in Paderborn, bis das Metropolitankapitel binnen acht Tagen für die Zeit der Vakanz einen Diözesanadministrator gewählt hat. Dieser wird dann die Erzdiözese bis zur Amtseinführung des neuen Erzbischofs leiten. Wann der neue Erzbischof in sein Amt eingeführt wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt, heißt es in einer Mitteilung der Diözese.

Auch Generalvikar Hardt geht

Mit dem Ruhestandseintritt von Erzbischof Hans-Josef Becker endet entsprechend dem kirchlichen Recht zugleich die Amtszeit von Prälat Alfons Hardt als Generalvikar des Erzbischofs von Paderborn, so die Mitteilung. Prälat Hardt ist als Domdechant weiter Mitglied des Metropolitankapitels und wird damit auch den neuen Erzbischof mit bestimmen. Das Erzbistum Paderborn wird Erzbischof em. Hans-Josef Becker am Sonntag, 23. Oktober, mit einem Pontifikalamt und einem Empfang verabschieden. Prälat Alfons Hardt wird am Freitag, 11. November 2022, als Generalvikar verabschiedet.

Erzbischof Becker stammt aus Warstein-Belecke und studierte zunächst auf Lehramt, unter anderem im Fach Musik. Nach dem 2. Staatsexamen entschied er sich jedoch für den Priesterberuf. Becker war als Seelsorger in Menden, Lippstadt und Paderborn tätig, bevor er zu Verwaltungsaufgaben ins Generalvikariat wechselte. Nach dem Tod von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt im Juli 2002 wählte ihn das Metropolitankapitel zum Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn und schließlich zum neuen Erzbischof. Privat ist Becker ein großer Musikfreund und spielt die Bratsche.

Pionier in Deutschland

Als erstes Bistum in Deutschland beteiligt Paderborn Laien bei der Wahl zum Nachfolger Beckers. Damit folgt Paderborn einer Forderung des Synodalen Weges, der empfiehlt, dass künftig in jeder Diözese ein synodaler Rat gebildet wird. Aus diesem Gremium sollen Mitglieder in derselben Zahl wie das Domkapitel an der Bischofswahl beteiligt werden. Paderborn will diese Überlegungen bereits bei der anstehenden Wahl umsetzen.

In Paderborn sind 14 Domherrren für die Wahl des Erzbischofs zuständig. Dazu sollen nun 14 Laien kommen, die nach einem bestimmten Schlüssel ausgewählt wurden: Neun Gläubige kommen aus den Gemeinden und wurden per Los ermittelt; drei Personen wurden vom Diözesanpastoralrat und je eine Person von der Diözesankonferenz der Katholischen Schulen sowie vom Caritasverband ernannt. Allerdings kann die Mitbestimmung der Laien nur indirekt erfolgen, denn die Bischofswahl unterliegt dem sogenannten päpstlichen Geheimnis. Das bedeutet: Das Domkapitel schickt eine Liste mit Vorschlägen nach Rom und der Papst schickt drei Namen zurück, die den Namen auf der Liste entsprechen können oder auch nicht. Diese drei Namen unterliegen strikter Geheimhaltung.

Reformprozess: Laien formulieren Erwartungen an Nachfolger

Das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn – die demokratisch gewählte Vertretung der katholischen Laien, der Frauen und Männer aus den Pfarrgemeinderäten und den katholischen Verbänden – würdigt den scheidenden Erzbischof. Mit dem nun von Papst Franziskus angenommenen Rücktrittsgesuch erfülle sich, was Hans-Josef Becker selbst gespürt habe und was Ausdruck seiner klaren Analyse der gegenwärtigen Situation sei: „Dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, die großen Aufgaben und Herausforderungen, vor denen unsere Kirche steht, von den jüngeren Generationen gestalten zu lassen.“

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Es werden aber auch Erwartungen an den Nachfolger formuliert. Mit dem diözesanen Zukunftsweg Perspektive 2030+ habe Becker die Grundlagen gelegt für Schritte, die im innerkirchlichen Reformprozess nun im Erzbistum Paderborn zu gehen seien. „Die gemeinsame Umsetzung dieser Beschlüsse sowie des Zielbildes der Perspektive 2030+ werden Maßstab des Handelns eines künftigen Erzbischofs sein, um einen wichtigen Schritt in Richtung einer glaubwürdigeren Kirche gehen zu können“, so das Diözesankomitee.

>> INFO: Bätzing würdigt Becker

  • Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sieht in Erzbischof Beckers Eintritt in den Ruhestand eine Zäsur für das Erzbistum Paderborn und für die Deutsche Bischofskonferenz.
  • Bätzing dankt in einer Mitteilung Becker für die „Weggemeinschaft beim Synodalen Weg“: „Mit der notwendigen Sachlichkeit und vor allem dem realistischen Blick auf den Zustand der Kirche warst Du stets von der Notwendigkeit des Synodalen Weges überzeugt.“