Lüdenscheid. Die Eisenbahn-Brücke in Lüdenscheid-Brügge muss erneuert werden. Zur Wahl stehen drei Varianten. Wo die Probleme liegen und wie lang das dauert.
Die Fragen drängen und sie kommen immer wieder bei der Bahn an: Wie lang wird es denn noch dauern? Geht denn das alles nicht schneller? „Aber wir wissen eben noch nicht, wie lang es dauern wird“, sagt Tobias Hauschild, Betriebsleiter im Hagener Netz der Deutschen Bahn. Gemeint ist die Sperrung der Volmebahn-Trasse zwischen Hagen und Lüdenscheid. Jener Stadt, die derzeit den Verkehr betreffend in einem jämmerlichen Zustand ist und dies - auch wegen der Bahntrasse - auf unabsehbare Zeit bleiben wird.
Lüdenscheid: Autobahnbrücke marode, Eisenbahnbrücke beschädigt von der Flut
Denn neben der maroden und deswegen gesperrten Rahmedetalbrücke an der Autobahn 45 ist der Weg in die und aus der Stadt über die Schiene ebenfalls gekappt: wegen der Folgen des Jahrhunderthochwassers im vergangenen Jahr. Die Volme riss damals unterhalb der Bahngleise fast alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellte. Folge sind: zwei Großbaustellen nahe der Haltestelle Schalksmühle, wo derzeit mit schwerem Gerät die Bauarbeiten laufen.
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Bis Dezember sollen Schwerlastwände – bis zu 75 Meter lang und fast zehn Meter hoch – aufgestellt werden, die die Böschung abfangen und eine Wiederholung der Ereignisse zukünftig verhindern. Eine Maßnahme, die laut Bahn von der Planung bis zur Umsetzung sonst vier Jahre dauern würde, wäre damit in 16 Monaten beendet. „Ab Dezember“, sagt Hauschild bei der Vor-Ort-Besichtigung, „ab Dezember fahren die Züge zumindest schonmal wieder bis Schalksmühle.“ Das ist eine gute Nachricht, weil der elend lange Schienenersatzverkehr dann nur noch einen kürzeren Weg von und nach Lüdenscheid zurücklegen muss.
Wie soll die neue Brücke aussehen: Drei Varianten stehen zur Wahl
Doch das größere Problem ist eine Brücke über die Volme im Lüdenscheider Stadtteil Brügge. Über sie läuft der gesamte Schienenverkehr von und nach Lüdenscheid. Bei einer Sonderinspektion wurde im Juli gewiss, dass die Gewölbebrücke (Baujahr 1885) von der Flut beschädigt und ebenfalls unterspült worden war. Sie ist gesperrt. Nun ist endlich klar, wie es weitergeht. Die Bahn prüft derzeit drei Möglichkeiten, die Brücke zumindest vorübergehend wieder in Betrieb nehmen zu können.
Variante 1: Den beschädigten Mittelpfeiler der Brücke zu verstärken, zum Beispiel durch das Einschlagen von Mikropfählen. Gefahr: eine weitere Beschädigung der Brücke.
Variante 2: Eine Standard-Behelfsbrücke zu errichten, um Zeit zu gewinnen und eine finale Brücke zu planen. Nachteil: Die auf der bisherigen Brücke befindliche Weiche müsste entfernt werden, daher wäre nur eine Fahrtrichtung möglich.
Variante 3: Einbau einer Spezialbehelfsbrücke. Nachteil: umfangreiches Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Sperrung der Trasse im Volmetal bis zum Jahresende - mindestens
Noch ist nicht klar, welche Variante die sein wird, die das beste Ergebnis verspricht. Beplant werden derzeit alle drei Varianten gleichzeitig. Die schlechte Nachricht trägt Tobias Hauschild gleich auch vor: „Es wird bis zum Ende des Jahres dauern, bis wir wissen, welche Variante angewendet werden kann.“ Wie schnell welche Variante gebaut werden könne, sei noch nicht abschätzbar.
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Heißt: Bis zum Jahresende wird die Sperrung noch aufrecht erhalten werden müssen. Und dann erst beginnt die Detail-Planung, die Ausschreibung und spätere Ausführung. Eine Ende des Dilemmas für Lüdenscheid und alle, die dort hin oder weg wollen, ist also kaum in Sicht.
Ernüchterung in der Stadt. „Für Lüdenscheid ist das ein schwerer Schlag, dass es so lang dauern wird“, sagt Stadtsprecher Sven Prillwitz, nachdem er vom neuen Planungshorizont der Bahn eben erst erfahren hat. „Lüdenscheid ist förmlich von der Außenwelt abgeschnitten“, sagt Bürgermeister Sebastian Wagemeyer: „Eine schnelle Lösung ist nicht nur für die Autobahnbrücke, sondern auch für den Schienenverkehr wichtig. Nicht nur die Menschen und die Wirtschaft leiden, sondern die Zukunftsfähigkeit einer Stadt und einer ganzen Region.“