Lüdenscheid. Die renommierte Sportklinik Hellersen bekommt einen neuen Partner: die Prange-Gruppe aus Plettenberg. So will man das Fortbestehen sichern.
Die Sportklinik Hellersen in Lüdenscheid will mit Hilfe eines neuen Partners ihren Fortbestand in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sichern. Man sei überzeugt, dass der gemeinnützige Verein „prange akzente uns dabei nachhaltig unterstützt, die Klinik als wichtigen Baustein der lokalen Gesundheitsversorgung zu erhalten“, so Dirk Burghaus, Vorstandsvorsitzender der Spezialklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin.
Ziel: Hellersen „als wichtigen Baustein der lokalen Gesundheitsversorgung erhalten“
Burghaus weiter: „Mit dieser Partnerschaft stellen wir die Weichen für den langfristigen Erhalt unserer hohen Behandlungsqualität und treiben den technischen Fortschritt noch weiter voran. Dies steigert gleichzeitig die Patientenzufriedenheit und die Attraktivität des Arbeitsplatzes in der Region.“
+++ Widerstand gegen Aufgabe der Sportklinik Hellersen +++
„prange akzente“ wird Mitglied im Sporthilfe NRW e.V., dem Trägerverein der Klinik. Die Mitarbeiter der Klinik seien am Montagvormittag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über die Pläne informiert worden. Für eine Umsetzung bedarf es noch der Genehmigung der Mitgliederversammlung der Sporthilfe, die am 1. Oktober 2022 stattfindet.
Prange-Gruppe: Gründer gehörte zu den 500 reichsten Deutschen
„prange akzente“ wurde 2005 zur Strukturierung des sozialen Engagements der Plettenberger Unternehmerfamilie Prange gegründet. Dieser gehört die Prange-Gruppe, die steuerliche Beratung, Rechtsberatung und Wirtschaftsprüfung für Unternehmen sowie die Beratung von Privatpersonen anbietet.
Zudem ist die Gruppe als Gesellschafter internationaler mittelständischer Unternehmen aktiv, so Albrecht Brodhun, Vorstand des prange akzente e.V.: „Da wir durch Mandanten und Unternehmensbeteiligungen stark in Südwestfalen verwurzelt sind, möchten wir uns aktiv an der Stärkung der Region beteiligen, unternehmerische Verantwortung übernehmen sowie die nachhaltige Aufrechterhaltung und den Ausbau der medizinischen Versorgung fördern.“
Die Mittel des eingetragenen Vereins „prange akzente“ stammen nach eigenen Angaben ganz überwiegend aus den Unternehmen der Prange Gruppe. Gründer Otto Prange wurde in der Vergangenheit vom Manager Magazin auf der Liste der 500 reichsten Deutschen geführt.
+++ Hellersen: Streit um Millionenverluste eskaliert +++
Brodhun verweist darauf, dass sich die Sportklinik in der Vergangenheit einen „hervorragenden Ruf“ erarbeitet habe. Jedoch: Seit geraumer Zeit sei die finanzielle Situation sehr angespannt.
Probleme in der Pandemie
Nicht nur, dass es Spezialkliniken in der Pandemie besonders schwer hatten – auch die Trägerstruktur als eingetragener Verein mit über 120 Mitgliedern habe das Erlangen von finanzieller Unterstützung nicht gerade leichter gemacht, so Brodhun: „Wir möchten nicht, dass die Klinik geschlossen werden muss.“
Das Haus solle erhalten bleiben, gerade auch damit die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum dauerhaft gesichert werde und sich die Region als attraktiver Standort für Fachkräfte präsentieren könne. Der Vorstand: „Durch die gesperrte A-45-Brücke ist der Großraum Lüdenscheid als Arbeitsort ohnehin benachteiligt.“
Klinik soll Leuchtturm in der Region werden
Nach Angaben von Brodhun verfolge man das Ziel, die Sportklinik zu einem „Leuchtturm in der Region“ zu machen. Doch dazu müsse langfristig Geld erwirtschaftet werden. Die Prange-Gruppe wolle sich sowohl personell in Führungsgremien als auch mit ihrem unternehmerischen Know-How einbringen, um gemeinsam mit dem Team der Klinik Effizienzsteigerungen bei den Abläufen zu erreichen: „Unsere Vision ist nicht, das Krankenhaus kaputtzusparen und Arbeitsplätze abzubauen.“
Die familiengeführte Prange-Gruppe ist bereits im Gesundheitsbereich tätig. So engagiert man sich im Hausarztzentrum Plettenberg. Hintergrund war, so Albrecht Brodhun, dass viele Hausärzte heutzutage keine Nachfolger finden. „Wir wollten nicht dabei zusehen, wie Praxis um Praxis schließen muss. Dem wollten wir ohne den vordringlichen Blick auf Rendite begegnen. Ähnlich ist es auch im Fall der Sportklinik Hellersen.“
Vor einem Jahr Gebäudeteile für zweistelligen Millionenbetrag verkauft
Die Sportklinik Hellersen hatte vor etwas mehr als einem Jahr Schlagzeilen gemacht, als sie über den Verkauf von zwei Gebäudeteilen, die sie umgehend zurück mietete, an einen Immobilienmanager einen zweistelligen Millionenbetrag generierte. Das Geld wurde benötigt, um dringend notwendige Investitionen in die Klinikinfrastruktur tätigen zu können. Die geplante Modernisierung von OP-Sälen, die eigentlich bereits Ende 2017 in Betrieb genommen werden sollten, musste zuvor immer wieder verschoben werden. 2020 war eines der wenigen Jahre zuletzt, in denen die Klinik schwarze Zahlen schrieb.
„Ich sehe für die Sportklinik Hellersen auf jeden Fall einen Platz in der Krankenhauslandschaft“, sagte Klinik-Chef Burghaus damals. Die Partnerschaft mit der Prange-Gruppe ist aus Sicht der Klinik ein weiterer Schritt in diese Richtung.