Arnsberg. Das neue Schuljahr startet mit großen Lücken bei der Versorgung mit Lehrkräften: Die Daten für die einzelnen Kreise und Großstädte.
Mit vielen unbesetzten Lehrerstellen startet Nordrhein-Westfalen am Mittwoch in das neue Schuljahr. Die neue Schulministerin Dorothee Feller (CDU) spricht bei insgesamt 160.000 Stellen von 4300 unbesetzten Stellen, davon allein 900 im Regierungsbezirk Arnsberg. Sie bezieht sich dabei auf den Stand 1. Juni, also zum Ende des vergangenen Schuljahres. Tatsächlich dürften landesweit die Lücken noch erheblich größer sein.
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Das ergibt sich aus aktuellen Zahlen (Stand: 8. August), die die Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage unserer Zeitung zusammengestellt hat. Demnach wären rund 32.400 Lehrerstellen nötig, um den Unterrichtsbedarf an den allgemeinbildenden Schulen, den Förderschulen und den Berufsschulen zum Schuljahresstart zu erfüllen. Doch 1947 Stellen sind nicht besetzt – die Erfüllungsquote liegt somit nur bei knapp 94 Prozent. Betroffen sind davon vor allem Förderschulen. Hier liegt die Quote gerade einmal bei knapp über 90 Prozent. Und auch Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen sind mit etwa 93 Prozent unterbesetzt.
Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung in Arnsberg, versucht die Zahlen einzuordnen: „Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Lage in den kommenden Woche noch positiv entwickeln wird.“ Sprich: Es dürften zeitnah noch Stellen besetzt werden. Zu jedem Schuljahreswechsel gibt es eine größere Fluktuation. Lehrerinnen und Lehrer verlassen Schulen, gehen in den Ruhestand oder Verträge laufen aus. Bis zum Ende der Ferien ist dieses Wechselspiel meist noch nicht ausgeglichen, so dass die Quoten zur Unterrichtsversorgung zum Schuljahresende immer besser sind als zum Beginn.
Aktuell 753 Ausschreibungen
„Wir hoffen, dass wird bald wieder auf eine Quote im oberen 90-Prozent-Bereich kommen“, sagt Christoph Söbbeler, der den generellen Mangel an Lehrkräften aber nicht kleinreden will: „Damit sind keinesfalls alle Probleme gelöst.“
Immerhin: Zum neuen Schuljahr konnten im Regierungsbezirk insgesamt 532 Lehrer neu eingestellt werden. Mit 161 Stellen fiel dabei der größte Anteil auf die Grundschulen, an Förderschulen wurden 66 neue Kräfte eingestellt, an Gesamtschulen 141 und an Gymnasien 38. Um die Lehrer-Lücken weiter zu schließen, sind laut Christoph Söbbeler aktuell weitere 753 Stellen im Ausschreibungsverfahren. Rechnet man noch die Vertretungen hinzu, die für Lehrkräfte in Elternzeit gesucht werden, ergibt sich ein Potenzial von 1010 Stellen.
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Schulministerin Feller hat ein Bündel an Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel angekündigt. Dazu gehört dem Vernehmen nach eine bessere Qualifizierung von Seiteneinsteigern, der erleichterte Fachumstieg im Studium und die Befreiung ausgebildeter Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben. Von der angekündigten besseren Bezahlung von Grundschullehrern („A13 für alle“) verspricht sich die Landesregierung zudem eine höhere Motivation junger Pädagogen, eine Laufbahn in der Primarstufe anzustreben statt der eigentlich geplanten Gymnasialkarriere.
Trend geht weiter zum Gymnasium
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres bestätigt sich auch im Regierungsbezirk Arnsberg der NRW-Trend zu Gymnasium oder Gesamtschule. Wie aus den aktuellen Zahlen für den Regierungsbezirk Arnsberg hervorgeht, werden rund 79.500 Schüler im neuen Schuljahr auf ein Gymnasium gehen (Zuwachs zum Vorjahr: 1,3 Prozent), 55.700 Schüler auf eine Gesamtschule (+ 2,1 Prozent). Auf den weiteren Plätze folgen die Realschulen (38.800 Schüler), die Sekundarschulen (15.490 Schüler), die Förderschulen (16.100 Schüler) und die Hauptschulen (11.900 Schüler). Fast 100.000 Schülerinnen und Schüler zählen zudem die Berufskollegs im Regierungsbezirk.
Noch mehr Schüler gibt es nur auf den Grundschulen im Regierungsbezirk: 130.400. Darunter sind gut 33.000 Erstklässler, die am Donnerstag eingeschult werden – im Vorjahr waren es „nur“ 31.851.
>> INFO: Hohe Erwartungen
- Zum 1. Juni waren mehr als 4300 von insgesamt rund 160.000 Stellen nicht besetzt. Zum Ende der rot-grünen Regierungszeit 2017 waren es knapp 3000 von gut 152.000.
- Der Druck auf die schwarz-grüne Koalition bezüglich des Lehrermangels in Nordrhein-Westfalen ist groß. Bis 2027 wurden 10.000 zusätzliche Lehrkräfte versprochen.