Hagen. Der Ukraine-Krieg bewegt die Menschen in Südwestfalen massiv: Die Angst ist größer als sonst in NRW, aber auch der Wille Flüchtlinge aufzunehmen.

Wie denken die Menschen in Südwestfalen über den Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen? Sie befürworten Waffenlieferungen an die Ukraine, stehen noch mehr als der Rest Nordrhein-Westfalens hinter der Aufrüstung der Bundeswehr – und sind der Aufnahme von Flüchtlingen aus dem umkämpften Land gegenüber so aufgeschlossen wie in keiner anderen Region in NRW. Das sind die Erkenntnisse des jüngsten NRW-Checks, einer Meinungsumfrage, die die WESTFALENPOST gemeinsam mit 38 anderen Tageszeitungen in Auftrag gegeben hat.

Zu den Waffenlieferungen an die Ukraine: Vor dem Krieg waren bundesweiten Umfragen zufolge drei Viertel der Befragten gegen Waffenlieferungen an das Land. Hier hat sich die Stimmung in NRW völlig gedreht: 77 Prozent halten deutsche Waffenlieferungen für richtig, nur 15 Prozent lehnen sie ab. Mit Ausnahme der Anhänger der AfD, von denen die Hälfte deutsche Waffen für die Ukraine ablehnt, unterscheidet sich das Meinungsbild in den Landesteilen und verschiedenen Bevölkerungsgruppen kaum. Das Sauer- und Siegerland liegt mit 78 Prozent Zustimmung nur etwas über dem NRW-Schnitt, das Ruhrgebiet mit 75 Prozent knapp darunter. Am größten sind die Zweifel in der Eifel: Die Zustimmung liegt bei nur 66 Prozent.

Zu den Verteidigungsausgaben: Dass die Bundeswehr noch im laufenden Bundeshaushalt 100 Milliarden Euro als Sondervermögen bekommt, stößt in NRW auf breite Zustimmung. Stolze 75 Prozent finden das richtig, nur 17 Prozent nicht. Im Sauer- und Siegerland liegt die Zustimmung sogar noch ein ganzes Stück höher: Hier sind sogar 86 Prozent für die 100-Milliarden-Euro-Spritze, im Ruhrgebiet sind es 77 Prozent. Und die größten Zweifler sitzen auch hier in der Eifel (65 Prozent Zustimmung) und in Ostwestfalen (66 Prozent).

Zu den Sanktionen: Werden die vom Westen beschlossenen Sanktionen wirken und Russland zu einem Einlenken bewegen? Bei der Frage ist NRW gespalten: 43 Prozent sagen ja, 45 Prozent Nein. Im Sauer- und Siegerland sind die Werte ähnlich (45 % Ja, 46 % Nein), im Ruhrgebiet ist die Skepsis noch größer (41 % Ja, 49 % Nein). Trotz des Angriffs auf die Ukraine sind übrigens fast drei Viertel der NRW-Bürger dafür, weiter im Gespräch mit Russland zu bleiben und nicht die Kontakte abzubrechen: Nur 19 Prozent wäre dafür, 72 Prozent dagegen. Im Sauer- und Siegerland ist die Gesprächsbereitschaft mit 83 Prozent in ganz NRW am größten, im Ruhrgebiet ist sie mit 77 Prozent auch überdurchschnittlich.

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Zu der Kriegsangst: Bei der Menschen in Südwestfalen ist die Angst, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine auch Deutschland erreichen könnte, deutlich größer als im NRW-Durchschnitt. Während NRW-weit 60 Prozent Angst davor haben, sind es im Sauer- und Siegerland sogar 78 Prozent – der mit Abstand höchste Wert in ganz Nordrhein-Westfalen, im Ruhrgebiet sind es 65 Prozent. Generell ist die Angst bei älteren Menschen über 60 Jahren (63 %) größer als bei jüngeren von 18 bis 29 Jahren (52 %).

Zur Aufnahme von Flüchtlingen: Die Bereitschaft, Kriegsflüchtlinge in der eigenen Gemeinde oder Stadt aufzunehmen, ist bei den Menschen in Nordrhein-Westfalen riesengroß: 89 Prozent sind NRW-weit dafür, nur 6 Prozent dagegen. Dieser Wert wird in Südwestfalen noch einmal getoppt und ist mit der Region „Rheinschiene“ der höchste im Land: 96 Prozent der Menschen im Sauer- und Siegerland sind dafür, dass Geflüchtete in der eigenen Kommune aufgenommen werden, im Ruhrgebiet sind es 90 Prozent. In der Eifel ist der Wert mit 74 Prozent am niedrigsten.

>> INFO: NRW-Check

  • Für den NRW-Check wurden Anfang März, also nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine, gut 2000 Wahlberechtigte aus NRW befragt. Es ist damit die umfangreichste Umfrage vor der Landtagswahl am 15. Mai.
  • Auftraggeber der Forsa-Umfrage sind 39 nordrhein-westfälische Zeitungstitel mit einer täglichen gedruckten Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und einer durchschnittlichen wöchentlichen Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund 9,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzern.
  • Zu den Titeln gehören auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Westfalenpost, die NRZ und die Westfälische Rundschau.