Hagen. Wirtschaft und Politik reagieren auf die Forderung einer Umwelt-Organisation, die eine Umweltverträglichkeitsprüfung für unverzichtbar hält.
Die Diskussion um ein verkürztes Planungsverfahren ohne Umweltverträglichkeitsprüfung beim Neubau der gesperrten Talbrücke Rahmede auf der Autobahn 45 bei Lüdenscheid gewinnt an Brisanz. Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW gegenüber dieser Redaktion klarmachte, dass er das Verfahren für unverzichtbar hält und auch eine Klage nicht ausschloss, reagieren nun Wirtschaft und Politik in Südwestfalen.
SIHK fordert: „Alle gleichberechtigt an einen Tisch setzen“
„Die Diskussion um den Ersatzbau der Rahmede-Brücke muss durch das Gesamtinteresse der Region geprägt bleiben“, wird Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK), in einer Pressemitteilung zitiert, in der alle Beteiligten davor gewarnt werden, in übliche Reflexe zu verfallen.
„Ich fordere alle Interessensvertreter auf, sich kurzfristig gleichberechtigt an einen Tisch zu setzen und gemeinsam abzuwägen, wie die Beeinträchtigungen durch die Brückensperrung möglichst gering gehalten werden können – sowohl auf der Umweltseite als auch bei den Anwohnernund bei der Wirtschaft mit ihren Arbeitsplätzen.“ Es gehe um die schnellstmögliche rechtlich und technisch sichere Wiederherstellung der Brücke bei gleichzeitiger Minimierung der Belastungen.
CDU Südwestfalen reagiert mit „völligem Unverständnis“
Die Forderung des BUND sorgt bei der CDU in Südwestfalen für Unverständnis. „Fauna und Flora unter der 453 Meter langen Rahmedetal-Brücke sind einzelnen Umweltverbänden scheinbar wichtiger als die Menschen einer ganzen Region“, heißt es in einem Presseschreiben, das Geschäftsführer Guido Niermann auf den Weg brachte.
Mit „völligem Unverständnis“ habe der Bezirksvorstand auf die Forderungen des BUND reagiert und stelle sich ausdrücklich hinter die Forderungen von Ministerpräsident Hendrik Wüst und Verkehrsministerin Ina Brandes (beide CDU), die einen Neubau ohne langwierige Planungsverfahren befürworten. „Aus Sicht der CDU Südwestfalen will der BUND mit seinen Forderungen nur auf Kosten der Region ein Lebenszeichen setzen und ignoriert dabei die schwerwiegenden Folgen für Anwohner, Pendler und Unternehmen.“
Klage des BUND? Eine hypothetische Frage
Der BUND wies am Mittwoch darauf hin, dass die Frage nach einer Klage derzeit sehr hypothetischen Charakterhabe, da noch nicht klar sei, welches Planungsverfahren Anwendung finden werde. „Letztendlich geht es darum, schnellstmöglich einen Ersatz für eine marode Brücke zu schaffen“, von daher habe der BUND derzeit keineswegs vor, „gegen einen Ersatzbau für die A 45 zu klagen“.