Hagen. Nach zwei Jahren stand der Neubau der eingestürzten Brücke in Genua. Ist das auch an der A45 möglich? Die SIHK spricht schon mit den Italienern.
Alles soll versucht werden, um die Folgen durch die gesperrte Rahmedetalbrücke an der A45 bei Lüdenscheid möglichst zu minimieren. Die seien nämlich durchaus mit denen eines katastrophalen Ereignisses vergleichbar, sagt Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK). Und zieht einen Vergleich, der ungewöhnlich erscheint – mit dem tödlichen Brückeneinsturz in Genua, Italien, im Jahr 2018.
Gemeint sei damit aber keinesfalls die Katastrophe selbst, betont er: „Hier ist zum Glück nichts eingestürzt, das ist nicht zu vergleichen.“ Aber: Nur zwei Jahre später stand in Genua die neue Brücke, nach rund 300 Arbeitstagen fuhren dort wieder Lkw. Den Neubau schnellstmöglich umzusetzen, das müsse auch hier das Ziel sein, sagt Geruschkat. „Wie also beschleunigen wir die bisher gängigen Verfahren?“
Genua soll sagen, wie es abläuft
Ideen dazu hat die SIHK bereits parat: Denn die ersten Gespräche hat Ralf Geruschkat bereits mit der Auslandshandelskammer in Italien geführt, bereits im Januar soll eine virtuelle Runde mit den damaligen Bau-Verantwortlichen aus Genua organisiert werden. „In Folge des Unglücks wurde in Italien nämlich etwas richtig gemacht: Sie haben schnell Aufträge vergeben, genehmigt und gebaut“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Sich über diese Erfahrungen auszutauschen, sei also ein guter und wichtiger Weg, um das Bauvorhaben auch hier voranzubringen. Denn eine solche Beschleunigung sei Neuland für alle.
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Und dabei gehe es nicht um die Bauzeit, „da vertraue ich auf unsere Firmen“, sagt Geruschkat. Was wirklich wichtige Zeit koste, seien die Genehmigungs- und Planungsverfahren, bis überhaupt mal ein Bagger anrollen dürfe. Um dem „Schema F“ zu entkommen, brauche es einen Sonderbeauftragten, ist er sicher. So sei es auch in Genua gewesen. Im Idealfall sollte der mit Hilfe des Bundes gefunden werden und Erfahrungen in der Politik, Verwaltung und im Bauwesen mitbringen. „Damit wir neue Wege gehen können.“ Außerdem müssten Planung und Bau aus einer Hand kommen, „nur so ging es in Genua so schnell“, weiß Geruschkat.
Doch selbst wenn es möglich sein sollte, die Zeit bis zum Neubau der Talbrücke Rahmede um Jahre zu verkürzen – bisher war eher von vielleicht fünf oder sechs Jahren die Rede – muss diese Zeit der Sperrung trotzdem überwunden werden.
Güter auf Schienen verlagern
Die Kammern in Südwestfalen haben dabei vor allem die Wirtschaft im Blick, denn sicher ist, dass Schwerlastverkehr erst wieder über einen Neubau rollen wird. Die IHK Siegen investiert zum Beispiel 50.000 Euro in Studien, die Lösungen und Wege für einen beschleunigten Bau finden sollen. Unterstützt wird das von allen Kammern, weiß Geruschkat.
Doch darüber hinaus müssten buchstäblich auch neue Wege gefunden werden: über die Schienen. Die SIHK hat gerade eine Abfrage gestartet, um herauszufinden, welche Firmen ihre Güter auf die Gleise verlegen können. Auch, um die überlastete Verkehrssituation zu entschärfen. Das läuft in Absprache mit dem Verkehrsministerium NRW, das gegebenenfalls nötige Gelder zur Verfügung stellen könnte. Details darüber hat das Ministerium bislang noch nicht beantwortet. „Wir wissen, dass wir damit nicht alles auffangen können, aber jeder zusätzliche Transport auf der Schiene hilft“, sagt Geruschkat. Gut sei das auch hinsichtlich der Klimapolitik, hoher Spritkosten und des Fahrermangels.