Menden/Neheim/Herdecke. Halten sich die Händler und Kunden an die Regel? Wir haben den Test gemacht in etwa 30 Geschäften in drei Städten in der Region.

Eifrig wühlt eine ältere Dame in ihrer Tasche, die auf dem Rollator vor ihr steht. „Schon wieder alles rausholen“, sagt eine der beiden Freundinnen, die mit ihr gemeinsam vor dem großem Mendener Modegeschäft stehen. Da sind sie ja, das Impfzertifikat und der Personalausweis. Eine Verkäuferin, die am Eingang steht, kontrolliert die Nachweise der drei Frauen gründlich und diese verschwinden im Inneren.

Solche oder ähnliche Szenen spielen sich aktuell zuhauf in den Innenstädten der Region ab. Im Einzelhandel gilt 2G – nur Geimpfte und Genesene dürfen im Einzelhandel, mit Ausnahme der Läden des täglichen Bedarfs, shoppen gehen. Doch wie wird die Regel kontrolliert? Wie hoch ist der Mehraufwand für Geschäfte? Und wie kommt das bei den Kunden und Kundinnen an? Um das auszutesten sind wir auf Einkaufstour durch drei Städte der Region gegangen.

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Daten beim Einscannen werden sofort wieder gelöscht

Fast 20.000 Schritte zeigt die smarte Armbanduhr am Ende des Tages. Ein Einblick in etwa 30 Geschäfte in drei verschiedenen Städten.

Menden: Gleich im ersten Laden, einem großen Mendener Modegeschäft, wird nach dem Impfnachweis und Personalausweis gefragt. Die Verkäuferin am Eingang scannt den QR-Code auf dem Bildschirm. „Was sehen Sie denn da eigentlich beim Scannen“, fragt eine Kundin. Nur das Datum der letzten Impfung, der Name und das Geburtsdatum sei zu sehen und, ob der Nachweis gültig sei, erklärt die Verkäuferin. Gleich danach seien alle Daten verschwunden und würden nicht gespeichert. Beim Eintreten erhält man ein rotes Klebearmbändchen, wie man es von Konzerten oder ähnlichen Events kennt. Wer so eins hat, muss seinen Nachweis nicht mehr in jedem Geschäft vorlegen – die goldene Eintrittskarte für Menden also. Ein paar Geschäfte weiter erklärt Susanne Leser, Inhaberin des Modegeschäfts Glücksgriff, dass die Armbänder ganz neu seien. „Die gibt es erst seit heute. Es kann sein, dass das noch nicht alle Verkäufer wissen“, sagt sie. Und auch nur an drei Ausgabestellen seien sie zu erhalten. Dafür aber eine ganze Woche gültig.

Julia Holstein vom Modegeschäft Lio in Herdecke habe bisher noch keinen Kunden aufgrund eines fehlenden Nachweises wegschicken müssen.
Julia Holstein vom Modegeschäft Lio in Herdecke habe bisher noch keinen Kunden aufgrund eines fehlenden Nachweises wegschicken müssen. © Laura Dicke

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„Das macht es für uns deutlich einfacher, weil ich alleine im Laden bin“, erzählt eine Verkäuferin eines kleinen Schuhgeschäfts vom Vorteil der Armbänder. Denn gerade den kleinen Läden und Boutiquen erschwert die Prüfung der 2G-Regel oft die Arbeit. Es fehlt einfach das Personal. „Bitte warten“ steht dann an den Eingängen. Bis jemand da ist, um den Nachweis zu prüfen, vergehen allerdings nur wenige Sekunden. Die Kunden seien zwar teils genervt doch, so erzählt die Verkäuferin, gebe es auch viel Verständnis. „Es geht nicht anders. Wir können ja auch nichts für die Regeln.“

Auswirkungen auf den Umsatz

Arnsberg-Neheim: In Neheim gibt es bereits seit einigen Tagen die Eintritts-Bändchen „Toll, das mit den Armbändern“ sagt eine Kundin an der Kasse eines Deko-Ladens. Damit höre das ständige Kramen in den Taschen auf der Suche nach den geforderten Unterlagen auf. In einem weiteren Geschäft prüft die Mitarbeiterin sogar, ob das Armband ganz zugeklebt ist.

Im Modegeschäft Zebra21 in Neheim läuft die Kontrolle bisher ohne Probleme, erklärt Inhaber Dirk Hötzel.
Im Modegeschäft Zebra21 in Neheim läuft die Kontrolle bisher ohne Probleme, erklärt Inhaber Dirk Hötzel. © Laura Dicke

Die 2G-Regel hat aber auch Auswirkung auf den Umsatz, erzählt Dirk Hötzel, Inhaber des Modegeschäfts Zebra21 in Neheim. „Mit dem Geschäft von vor Corona ist das natürlich nicht zu vergleichen“, sagt er. Wie viele Kunden und Kundinnen ausbleiben, kann Dirk Hötzel aber nicht genau schätzen.

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Herdecke: Große, rote Schleifen zieren die Eingangstüren der kleinen Boutiquen in der Herdecker Altstadt. Daneben Hinweise auf die 2G-Regel. Lichterketten an Bäumen und in den Geschäften funkeln in der beginnenden Dunkelheit. Die Geschäfte schließen bald. Nur noch wenige Menschen sind in der Stadt unterwegs. So auch die Rentnerin Jutta Wirtz, die noch kurz in der Boutique Unique vorbei schaut. Sie ist Stammkundin dort, erzählt sie. Die 2G-Regeln findet sie okay. Ihr Vorteil: Weil Inhaberin Farida Ouchen sie so gut kennt, muss sie nicht immer den „Perso“ zeigen. „Ich zeige meinen Nachweis natürlich dennoch“, sagt Jutta Wirtz. „In so einer kleinen Stadt kennt man die meisten Kunden, aber prüft trotzdem“, erzählt auch Julia Holstein, vom Modegeschäft Lio. Wegschicken müssen habe sie noch niemanden, meint sie.

Das Fazit: 30 Geschäfte in drei Städten – die Momentaufnahme aus der Region zeigt klar: Hier wird sich an die 2G-Regel gehalten. Und das nicht mit Argwohn, sondern Verständnis vonseiten des Einzelhandels und der Kundschaft. Nach der Frage„Darf ich Ihren Nachweis sehen?“ war der häufigste Satz des Tages „Besser so, als wäre es geschlossen, wie im letzten Jahr.“