Hagen.

Jeder Künstler ist einsam. Naturgemäß malt oder schafft er in der Abgeschiedenheit seines Ateliers. Um ein Publikum zu erreichen, braucht er einen Sachwalter, einen Galeristen, eine Schnittstelle. Die Galerie Michael Schlieper in Hagen war ein Glücksfall für die Künstler und die Kunstszene der Region. Dieses Wirken würdigt das Osthaus-Museum Hagen jetzt mit der Ausstellung „Galerie Michael Schlieper. Eine große Passion.“

Bewusst steht nicht Michael Schlieper selbst im Mittelpunkt der Ausstellung, sondern die Malerinnen und Maler, Bildhauerinnen und Bildhauer, die er entdeckt und gefördert hat, ja man kann sagen: die er sichtbar gemacht hat. 19 Künstler zeigen ihre Arbeiten, die teilweise eigens für die Ausstellung und als Hommage an den Breckerfelder Galeristen entstanden sind, der im Januar 2020 im Alter von 82 Jahren starb. „Die Künstler der Galerie stellen die Bilder zur Verfügung“, erläutert May Schlieper, wie die Ausstellung zustande gekommen ist.

Eine Institution in Hagen

„Michael Schlieper war für mich eine Institution in Hagen“, begründet Dr. Tayfun Belgin, warum er als Direktor des Osthaus-Museums eine Galerie ausstellt. „Da Hagen explizit keine Galeristenstadt ist, war er die Nummer eins. Er hat sich sehr für seine Künstler engagiert, er war sehr beharrlich, auch dieser Ruf eilte ihm voraus.“

Die erste Ausstellung der neuen Galerie 1973 zeigte Karl Fred Dahmen, dessen Graphik und Objektkästen sich heute nahezu in jeder Sammlung von Museen moderner Kunst in Deutschland befinden. A.R. Penck, dessen Arbeiten 1992 in Hagen präsentiert wurden, kam zu der Eröffnung seiner eigenen Ausstellung und spielte dabei mit seinem Trio Free Jazz. Schlieper zeigte Emil Schumacher, er war der Entdecker von Igor Sacharow-Ross, einem der Pioniere der interdisziplinären Kunst.

Beeindruckende Künstlerliste

Die Liste der Künstler, die in der Ausstellung vertreten sind, ist beeindruckend: Harald Becker, Micha Brendel, Utz Brocksieper, Josef Bücheler, Margareta Hesse, Birgit Hölmer, Sofia Kouldakidou, der bekannte Siegener Konzeptkünstler und Musiker Ulrich Langenbach, der in diesem Jahr verstorbene Hartmut Koch, Michael Turza, Nuri Irak, Ulrike Rutschmann, Werner Kollhoff, Henning Eichinger, Hartmut Koch, Elke Schlieper, Reinhard Sigle, um nur einige zu nennen.

Bei der Auswahl seiner Künstler hat Schlieper sich immer nur auf sein Auge verlassen, marktgängige Trends interessierten ihn nicht. „Der Unterschied zwischen einem Kunsthändler und einem Galeristen ist, dass der Kunsthändler einen Markt hat und bedient. Der Galerist muss sich den Markt erst schaffen“, sagte Schlieper einmal. „Wenn einer die Kunst ernst nimmt, sollte er eigene Wege gehen. Das habe ich immer gemacht. Das Entdecken von Talenten hat mir Freude gemacht. Es war eine sehr persönliche Galerie.“

Eine Entdeckungsreise

Das Echo dieser großen Passion für die Kunst hallt in der Ausstellung spürbar und in vielen Facetten nach; sie ist eine Entdeckungsreise auf den Spuren eines Kunstbegeisterten, der oft seiner Zeit weit voraus war. Als Michael Schlieper seine Galerie nach 31 Jahren schloss, widmete er sich seiner zweiten großen Leidenschaft, der Fotografie. Sein suchendes, unbestechliches Auge ermöglichte ihm, Fotokunst von höchster Qualität zu schaffen. Er vernetzte sich mit befreundeten Künstlern aus Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis und zeigte sein Schaffen bei vielen Ausstellungen, auch im Osthaus-Museum.

Kunstszene geprägt

„Michael Schlieper hat die Kunst- und Kulturszene in Hagen mitgeprägt: als Galerist, als Initiator von Jazzkonzerten und als Fotograf. Nach der Schließung seiner Galerie im Jahr 2004 war Michael Schlieper, der leidenschaftliche Fotograf, ausschließlich als Künstler tätig. Eine Einzelausstellung im Osthaus Museum Hagen fand 2014 unter dem Titel Menschbilder statt. Michael Schliepers große Begabung war es, Menschen für Aktionen zu begeistern. Sein waches Auge sah Dinge, die anderen entgingen: im Leben, in der Kunst, in seiner Fotografie“, würdigt Tayfun Belgin einen prägenden Kunstkenner.

Bis zum 23. 1. im Osthaus-Museum Hagen. Internet:
www.osthausmuseum.de