Hagen. Läuft es in Arnsberg in der Wirtschaft besser als in Hagen oder Siegen? Ein Vergleich der Prognosen zeigt: Hier lauern enorme Risiken.

Wie tickt die Wirtschaft in der Region? Ist man in Arnsberg optimistischer als zum Beispiel in Hagen? Wie sind die Zukunftserwartungen? Die „Saison“ der Herbst-Konjukturprognosen ist gerade zu Ende gegangen. Unsere Zeitung hat die Herbst-Konjunkturprognosen der Industrie- und Handelskammern in Siegen, Arnsberg, Hagen und dem Ruhrgebiet analysiert. Der Überblick:

Die Beteiligung

Die Angaben von mehr als 2240 Unternehmen aus Industrie, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen liegen der Analyse zugrunde. Neben den südwestfälischen Industrie- und Handelskammern aus Hagen (450 teilnehmende Unternehmen), Arnsberg (479) und Siegen (516) geht es auch die gesammelten Ergebnisse der vier Ruhrgebiets-IHKs (Dortmund, Duisburg, Essen, Mittleres Ruhrgebiet und Nord Westfalen) mit mehr als 800 befragten Unternehmen.

Der Konjunkturklima-Index

So ganz weit auseinander liegt der Konjukturklimaindex, der sich aus der aktuellen Lagebeurteilung und den Erwartungen ergibt, nicht zwischen den verschiedenen Gebieten. Die Veränderungen zur letzten Konjunkturumfrage sind aber schon unterschiedlich. Es ergibt sich die folgende Rangfolge.

  • 1. Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (Hagen, Märkischer Kreis, Ennepe-Ruhr-Kreis): 122 (+8)
  • 2. Ruhrgebiets-IHKs: 121 (+23)
  • 3. IHK Arnsberg-Hellweg (HSK/Soest): 120 (+6)
  • 4. IHK Siegen (Siegen-Wittgenstein/Olpe): 120 (+2)

Bei der IHK Siegen berichten etwa 44 Prozent von einer aktuell guten Lage, nur 16 Prozent von einer schlechten. Auch bei SIHK Hagen beurteilen 46 Prozent ihre Lage als gut, bei der IHK Arnsberg ist es sogar etwa die Hälfte. Ein anderer Wert: Bei den Ruhrgebiets-IHKs sagen 70 Prozent ihre finanzielle Lage sei unproblematisch. Unterm Strich: Vom Siegerland bis ins tiefste Ruhrgebiet ist die aktuelle wirtschaftliche Stimmung gut – keine Selbstverständlichkeit in der Pandemie mit Monaten des Lockdowns.

Die Investitions-Pläne

Ein entscheidender Indikator, wie Unternehmen die Zukunft einschätzen, sind die Investitionspläne. Sie sind quasi ein Vorschuss auf die Zuversicht. Die Neigung ist ausweislich der Befragungen unterschiedlich.

  • 1. SIHK: 43 Prozent der Unternehmen planen größere Investitionen
  • 2. IHK Arnsberg-Hellweg: 38 Prozent
  • 3. IHK Siegen: 30 Prozent
  • 4. Ruhrgebiets-IHKs: 25 Prozent

Allerdings: Es geht bei vielen der befragten Unternehmen um Ersatz-Investitionen oder Rationalisierungsmaßnahmen. Nur bei einer kleineren Zahl geht es um Kapazitätserweiterung.

Die Risiken

Wenn es um den Blick in die Zukunft geht, dann sind viele Unternehmen nicht so optimistisch. Corona spielt dabei aber eher keine Rolle. Felix G. Haensel, der Präsident der IHK Siegen, sagt stattdessen: „Die Schere zwischen der Lagebeurteilung und den Zukunftserwartungen geht momentan auseinander. Das bereitet und Sorgen.“

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Die Gründe für diese Sorgen sind bei allen Industrie- und Handelskammern ähnlich bis sogar gleichlautend. Da geht um den teils als dramatisch empfundenen Materialmangel – Vorprodukte für die weitere Produktion sind stellenweise nicht zu bekommen. Da gibt es die brüchigen Lieferketten. Und da gibt es als ein immer dringenderes Problem den Fachkräftemangel, der den weiteren Aufschwung abzuwürgen droht. „Mehr als die Hälfte der Unternehmen melden massive Probleme bei der Stellenbesetzung“, warnt SIHK-Präsident Ralf Stoffels.

Aktuell sind es vor allem die immens steigenden Energie- und Rohstoffpreise, die viele Unternehmen umtreiben. Die Risikobewertung in dem Bereich sei binnen eines Jahres von 20 auf 72 Prozent gestiegen, so Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Sein Hagener Amtskollege Ralf Geruschkat rechnete bereits vor, dass die Geschäftserwartungen angesichts dieser Konjunkturrisiken nicht weiter anziehen würden. Nur ein Viertel der Unternehmen erwarte in den kommenden Monaten bessere Geschäfte. Aber immerhin auch 60 Prozent gleichbleibende.

>> HINTERGRUND: Deutlich bessere Stimmung in der Gastronomie

  • Im Vergleich zur Frühjahrsumfrage der Kammern, die noch in Lockdown-Zeiten stattfand, ist die Stimmung in der Gastronomie deutlich besser geworden.
  • Im Kammerbezirk Siegen hatten im Frühjahr 90 Prozent der teilnehmenden Gastronomen eine aktuell schlechte Geschäftslage gemeldet. Nun sind es nur noch 20 Prozent.
  • Auch die IHK Arnsberg meldet „eine deutlich positive Entwicklung im Gastgewerbe.