Hagen/Paderborn. Fotos als Beweis für Homo-Ehe: Warum zwei Priester dem Erzbistum Paderborn die Förderung von „unheilvollem Denunziantentum“ vorwerfen.

Ein Priester des Erzbistums Paderborn soll von der Bistumsleitung eine Rüge erhalten haben, wegen Sakramentensimulation. Der Pfarrer soll eine Segensfeier für ein homosexuelles Paar gehalten haben, bei der es zu Handlungen gekommen sei, die einer öffentlichen Sakramentsfeier ähnelten. Als Begründung zieht das Erzbistum zugespielte Fotos heran, auf denen zwei Männer vor einer Kniebank zu sehen sind sowie weitere Personen und ein Tablett mit Ringen. Der Hammer Pfarrer Bernd Mönkebüscher und sein Kollege Burkhard Hose aus Würzburg kritisieren das Paderborner Vorgehen in einem offenen Brief als „unangemessen“ und als „Förderung unheilvollen Spitzeltums“.

Fragwürdige Methoden

„Wir halten es weiterhin für fragwürdig, dass mit der für das Monitum (Rüge) angeführten Begründung des Erzbistums jedes Foto, das zwei gleichgeschlechtlich liebende Menschen in einer Segensfeier vor einem Priester mit Stola zeigt, zur Verwarnung führen kann. Denn immer wird es Menschen geben, die in einer Segensfeier eine Ähnlichkeit zur kirchlichen Trauung erblicken und entsprechendes Bildmaterial an kirchliche Behörden weiterleiten. Damit wird jede öffentliche Segensfeier unmöglich. Dass weder die Absicht des Seelsorgers noch der gläubige Hintergrund der Beteiligten wiegen, sondern einzig das, was möglicherweise andere (böswillig?) daraus lesen und missverstehen könnten, enttäuscht uns und viele Seelsorger und Seelsorgerinnen“, heißt es in dem Schreiben, das an die Vorsitzenden des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen“, Birgit Mock und Bischof Helmut Dieser, sowie an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing adressiert ist.

Das Erzbistum Paderborn hat Fragen unserer Redaktion zu dem Vorfall nicht beantwortet. „Auf Inhalte offener Briefe reagiert das Erzbistum Paderborn grundsätzlich nicht“, begründet Bistumssprecher Benjamin Krysmann das Schweigen. Unsere Redaktion wollte vom Generalvikariat wissen: Wie ist das Erzbistum zu diesem Foto gekommen? Mit welcher Absicht hat der Fotograf es an das Generalvikariat geschickt? Werden Küster und andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen oder Ehrenamtliche vom Erzbistum aufgefordert, Segensfeiern in Paderborn zu melden? Warum ist es im Erzbistum Paderborn erlaubt, Tiere, Motorräder, Autos, Trecker und weitere leblose Dinge zu segnen, christliche gläubige Menschen jedoch nicht?

Unterschiedliche Verfahrensweisen

Pfarrer Bernd Mönkebüscher und Pfarrer Hose verweisen auf die unterschiedlichen Verfahrensweisen in den deutschen Bistümern. So haben die Bischöfe Overbeck in Essen und Genn in Münster verlauten lassen, keine Sanktionen gegenüber Seelsorgern auszusprechen, die einen Segnungsgottesdienst feiern. Pfarrer Mönkebüscher und Pfarrer Hose sind die Initiatoren einer Unterschriften-Aktion, mit der 2600 hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen bekräftigen, auch weiter gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. „Die große Zahl der Unterschriften hält in unseren Augen nicht nur eine seelsorgliche Praxis fest, sondern zeigt darüber hinaus, wie dringend notwendig eine Positionierung des Synodalen Weges in dieser Frage ist - gerade im Hinblick auf eine derzeit unterschiedliche Vorgehensweise in den Bistümern“, schreiben die Pastoren.

Unangemessenes Vorgehen

Obwohl es bei der von Paderborn beanstandeten Segensfeier weder zum Erfragen des Konsenses oder zum Umwinden der Hände mit der Stola gekommen sei, halte das Erzbistum an dem Vorwurf einer Sakramentensimulation fest, kritisieren die Pastoren. „Wir halten dieses Vorgehen für unangemessen und fragen uns, welch eine Bedeutung etwa Tagungen wie die vom 30. April 2021 im Bistum Essen „Segen für alle. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare“ haben, auf der der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann überzeugend deutlich gemacht hatte, wie sinnvoll und aus seiner Sicht unverzichtbar auch eine Ringsegnung (die in der erwähnten Segensfeier im Erzbistum Paderborn noch nicht mal Bestandteil war) im Rahmen einer Segensfeier sein kann.“

Vor allem irritiert die Verfasser des offenen Briefes aber die Tatsache, dass die ganze Strafaktion auf der Basis von Fotos erfolgt. Sie befürchten, dass das Erzbistum Paderborn einen neuen Spitzelkult ins Leben ruft. „Wir erwarten, dass Denunziantentum unterbunden wird, Drohkulissen abgebaut werden und dienstrechtliche Maßnahmen gegen Seelsorger und Seelsorgerinnen, die gleichgeschlechtliche Paare segnen, unterbleiben. Dies gilt umso mehr, wenn sie, wie im Fall des Kollegen aus dem Erzbistum Paderborn, dabei kein Zeichen aufgreifen, das konstituierend für die sakramentale Eheschließung ist.“