Es gibt etwas, das keine digitale Welt bieten kann. Das Einkaufs- und Genusserlebnis der Innenstadt. Die Kampagne #zuversicht unterstützt dies.

Wir waren am Wochenende aus. Ganz analog. Haben uns verführen lassen von der Empfehlung des Kellners, der eine ebenso große Freude an diesem Abend zu verspüren schien, wie wir. Es gab zufällige Begegnungen, anregende Gespräche, Nudeln und Fisch vom Grill. Dazu Bier vom Fass und zum Abschied einen Espresso aufs Haus.

Beinah war es wie damals, vor der Pandemie. Aber nur beinah. Denn in die Erleichterung, endlich wieder das Restaurant öffnen zu dürfen, mischen sich Zukunftsängste. Was ist mit den anderen Gastronomien? Was mit den Geschäften und Boutiquen? Längst nicht alle sind einigermaßen gut durch die Krise gekommen. Einige haben bereits aufgegeben, andere richten all ihre Hoffnung auf einen Neustart mit Kunden, die wieder Hosen und Jacken anprobieren, Stoffe befühlen und sich beraten lassen wollen – statt auf anonymen Internet-Plattformen die gleichen Schuhe in zwei Größen zu bestellen, damit ein Paar möglicherweise passt.

Den Händlern und Wirten wünschen wir maximalen Erfolg. Und doch ahnen wir, dass die zurückliegenden Monate nicht folgenlos bleiben werden für unsere Innenstädte. Beim Corona-Check, unserer großen Umfrage, an der sich mehr als 12.000 Menschen beteiligt haben, fürchten 61 Prozent der Teilnehmer eine Verödung ihrer Innenstadt. Allerdings sind 80 Prozent der Befragten bereit, mehr Geld auszugeben im stationären Handel und der Gastronomie.

Die Menschen in der Region wollen für ihre Innenstädte kämpfen

Das ist eine gute Nachricht! Ganz offensichtlich wollen die Menschen in der Region für ihre Zentren kämpfen. Das allein aber wird nicht reichen. Schon vor der Pandemie waren die Innenstädte weniger frequentiert und der stationäre Handel unter Druck. Schließlich ist es ja bequem, vom Sofa aus zu bestellen und die Waren wenig später frei Haus geliefert zu bekommen.

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Vor dieser Wirklichkeit dürfen wir die Augen nicht verschließen. Das Ende der Pandemie radiert die Online-Konkurrenz nicht einfach weg. Wer eine vitale Innenstadt als Ort der Begegnung, des Austausches und der Identifikation erhalten will, muss diese Innenstadt mit neuen Impulsen beleben.

Handel und Gastronomie allein werden es nicht richten können. Sie brauchen Unterstützung durch eine gesteigerte Standort-Qualität. Besucherinnen und Besucher wollen inspiriert werden. Durch attraktive, grüne Flaniermeilen. Durch Kunst und Kultur, die unbedingt Teil der Erlebniszone Innenstadt werden sollten. Und durch Wohnkonzepte, die nicht länger im Gegensatz stehen zu Innenstadtfesten, bei denen es auch mal etwas lauter sein kann.

Um Leerstand und Ödnis entgegenzutreten, braucht es gemeinsames und entschlossenes Handeln von Unternehmern, Vermietern, Verwaltungen und Politik. Die WESTFALENPOST will mit einer großen Zuversichts-Serie einen Teil beitragen. Als Heimatzeitung liegt es in unserem Interesse, dass es den Menschen der Region gut geht. Gemeinsam kann es gelingen, die Einsamkeit der digitalen Konferenzen zu verlassen und lustvoll die analogen Freiheits- und Lebensräume so zu gestalten, dass sie der virtuellen Bequemlichkeit gewachsen sind.