Märkischer Kreis. Spaziergang um 1.30 Uhr, „Hol- und Bringdienste“ für Freunde, eine Pizza holen: Warum Menschen trotz Ausgangssperre nicht daheim waren.

Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis und in Siegen-Wittgenstein haben sich weitgehend an die Ausgangssperren gehalten. In beiden Kreisen dürfen sich die Einwohner in der Zeit von 21 Uhr bis 5 Uhr nicht mehr ohne triftigen Grund im öffentlichen Raum aufhalten. Grund sind die hohen Corona-Infektionszahlen.

„Fast gespenstische Ruhe herrschte in der Nacht ab etwa 1 Uhr“, meldete die Polizei für den Märkischen Kreis. „Es gab praktisch keinen Straßenverkehr mehr.“

Einige Anzeigen mussten die Beamten trotzdem schreiben; sie ahndeten etwa 30 Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung. Die meisten davon standen jedoch nicht im Zusammenhang mit der Ausgangssperre.

Junggesellenabschied in Plettenberg

So feierten am Samstag um 18.30 Uhr, also noch vor Beginn der Ausgangssperre, etwa 15 Menschen in Plettenberg einen Junggesellenabschied. Sie flüchteten beim Eintreffen des Streifenwagens.

Die meisten Menschen, die nach 21 Uhr angetroffen wurden, nannten als Begründung „Hol- und Bringdienste“ für Freunde und Bekannte. Ein Mann gab an, sich in der Raststätte an der A 45 eine Pizza holen zu wollen, weil er tagsüber das Einkaufen vergessen hätte. Er muss nun genauso mit einem Bußgeld rechnen wie ein Spaziergänger, dem nachts um 1.30 Uhr „die Decke auf den Kopf gefallen“ sei.

Nur ein Verstoß im Kreis Siegen-Wittgenstein

Noch ruhiger war die Lage nach Angaben der Polizei im Kreis Siegen-Wittgenstein, wo die Ausgangssperre seit Samstagabend gilt. Demnach gab es im gesamten Kreisgebiet nur einen Verstoß gegen die Ausgangssperre. Allerdings dürfte auch das schlechte Wetter dazu beigetragen haben, dass die Menschen in der Wohnung blieben. „Wir haben engmaschig kontrolliert und werden das auch in den kommenden Tagen tun“, teilte die Polizei in Siegen mit.

Harte Maßnahmen kommen auch auf die anderen Regionen zu: Die von der Bundesregierung geplanten bundesweit einheitlichen Regelungen gegen die dritte Corona-Welle sehen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 Ausgangssperren vor. Derzeit liegen in Südwestfalen der Ennepe-Ruhr-Kreis mit einer Inzidenz von 96,6 und der Landkreis Soest mit einer Inzidenz von 73,9 unter dieser Marke (Stand Montag 6 Uhr, Quelle RKI). In ganz NRW reißen nur die Kreise Kleve, Münster, Coesfeld, Bottrop, Paderborn, Höxter und Heinsberg diese Hürde derzeit noch nicht.

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