Schwelm. Fenster auf, Spritze rein: NRW-Ministerpräsident lobt das Projekt in Schwelm. In Sachen Nachverfolgungs-App will NRW aber kein Luca-Monopol.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat im Laufe des vergangenen Jahres nicht mit innovativem Pandemie-Management auf sich aufmerksam gemacht. Im Gegenteil: Bei der Impfgeschwindigkeit belegt er landesweit einen der letzten Plätze. Doch mit der mobilen Impfstation haben die Krisenverantwortlichen um Landrat Olaf Schade einen Volltreffer gelandet. Mit dem Auto reinfahren, Astrazeneca in den Arm und wieder ab nach Hause in weniger als fünf Minuten. So funktioniert die Zeltstadt, die das THW auf dem Parkplatz einer Sporthalle aufgebaut hat seit Ostermontag.

Der Erfolg hat sich schnell bis in höchste Kreise der Republik herumgesprochen. So gut, dass am Dienstagabend NRW-Ministerpräsident Armin Laschet entschied, am Mittwochmorgen in eben diesem Impfzentrum aufzuschlagen, sich die Abläufe anzuschauen und ein paar Sätze in die Kameras und Blöcke der nationalen Journalisten-Schar zu sprechen. Laschet nutzte die Bühne, um ein bisschen gegen die SPD zu schießen, die Strategie zur Schulöffnung auf Nachfrage der Schulministerin zu überlassen und den harten Kurs seines Brücken-Lockdowns zu untermauern. Aber vor allem machte er klar: Diese Idee der mobilen Impfstation kann, darf, soll Schule machen in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland.

Puzzleteil für Erfolg

Armin Laschet, (M) Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, verfolgt im Drive-In-Impfzentrum in Schwelm im Ennepe-Ruhr-Kreis eine Impfung. Der CDU-Vorsitzende hat seinen heftig umstrittenen Vorstoß für einen
Armin Laschet, (M) Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, verfolgt im Drive-In-Impfzentrum in Schwelm im Ennepe-Ruhr-Kreis eine Impfung. Der CDU-Vorsitzende hat seinen heftig umstrittenen Vorstoß für einen "Brücken-Lockdown" verteidigt. © dpa | Oliver Berg

„Was hier entstanden ist, ist vorbildlich für Engagement, das wir in den Kreisen und Städten benötigen“, machte der Landesvater klar. Dies müsse kopiert werden, weitere Ideen seien notwendig, um die Einschränkungen, die das Corona-Virus mit sich bringe, so schnell wie möglich zu überwinden. „Es wird bald eine Zeit geben, in der die Impfstoffknappheit überwunden ist. Dann werden wir mehr als genug Impfstoff zur Verfügung haben“, sagte Laschet und machte deutlich: Zu diesem Zeitpunkt muss die Infrastruktur geschaffen sein, um den vorhandenen Impfstoff zu verabreichen. Das mobile Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises sei ein entscheidendes Puzzle-Teil für einen Erfolg.

Das stationäre Impfzentrum des Kreises, das sich in Ennepetal befindet, war mit 1000 täglichen Impfungen an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, weshalb am Karsamstag 40 Ehrenamtliche des THW mit der Abteilung Bevölkerungsschutz zwei Impfstraßen auf dem nahe gelegenen Parkplatz errichtet hatten. Eine dritte Impfstraße folgt noch in dieser Woche.

Land setzt nicht allein auf Luca-App

Neben dem schnelleren Impf-Fortschritt, das machte der Ministerpräsident und CDU-Chef in Schwelm deutlich, gebe es zwei weitere wichtige Punkte, die voran getrieben werden müssten: „Das Testen ist ein Schlüssel zur Normalität und ebenso der flächendeckende Einsatz einer App.“ Mit dem negativen Test werde es bald wieder möglich sein, dass Menschen in ein Geschäft oder Theater gehen könnten. Die App ermögliche eine schnelle Nachverfolgung von Kontakten.

Dabei wird das Land Nordrhein-Westfalen allerdings nicht zentral auf die Luca-App setzen, deren Entwicklung die Band „Die Fantastischen Vier“ unterstützt hatte und auf die mehrere Kreise in der Region setzen wollen, um schnell Kontakte an das Gesundheitsamt übermitteln zu können.

Ein Monopol soll die Luca-App aber nicht bekommen, wie das zuständige Landes-Wirtschaftsministerium auf Anfrage unserer Zeitung betont. „Das Land setzt sowohl auf die Vielfalt der angebotenen Apps als auch auf eine einheitliche IT-Lösung, die die unterschiedlichen Anbieter verbindet. Diese Lösung mit dem Namen IRIS besteht bereits“, so ein Sprecher. IRIS werde als Verbindung zwischen unterschiedlichen Apps der Kontaktnachverfolgung wie beispielsweise Luca und der Pandemie-Management-Software der Gesundheitsämter SORMAS eingesetzt. „Damit sind alle Apps, die an IRIS angebunden sind, automatisch auch an SORMAS und damit an die Gesundheitsämter angebunden.“ Es stehe den Kommunen frei, eine der zahlreichen Corona-Registrierungs-Apps einzusetzen oder deren Einsatz zu empfehlen.“ Die Landesregierung werde dies nicht tun.