Schwelm. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet war am Mittwoch überraschend in Schwelm. Dabei lobte er den Ennepe-Ruhr-Kreis. Es gab aber auch Kritik.
Das Thermometer zeigt exakt 0,0 Grad an. Das Schneetreiben nimmt zu, und der Wind bläst Ministerpräsident Armin Laschet eisig ins Gesicht. Es herrscht ein fast symbolträchtiges Wetter als der NRW-Landesvater am „Drive through“-Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm vor die wartenden Journalisten tritt. Denn: Seine Idee des „Brückenlockdowns“ hat für ordentlich Diskussion um seine Corona-Politik gesorgt. Vorab: Zur bundesweiten Pandemie-Strategie gab es vom CDU-Vorsitzenden nichts, was über die üblichen Floskeln hinausging.
Viel erfreulicher war ohnehin seine Begeisterung für das mobile Impfzentrum, das der EN-Kreis gemeinsam mit dem THW errichtet hat: „Das können sich andere gern abschauen. Ein solches Engagement der Städte und Kreise ist, was wir benötigen“, richtete Armin Laschet ein dickes Lob an Landrat Olaf Schade so wie die Doppelspitze des EN-Krisenstabs, Astrid Hinterthür und Michael Schäfer.
Fragezeichen bei Schulöffnungen
Für das Trio, das die Errichtung des Impfzentrums maßgeblich verantwortete, war die am Vorabend recht spontan getroffene Entscheidung des Ministerpräsidenten, sich die Einrichtung einmal näher anzuschauen, zwar mit etwas organisatorischem Stress verbunden, aber den taten sich alle gern an, wie Olaf Schade betont: „Wir ziehen alle an einem Strang und wollen diese Aufgabe gemeinsam bewältigen. Der Besuch des Ministerpräsidenten und seine Wertschätzung zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Das heißt aber bei Weitem nicht, dass alles reibungslos läuft.
Die hauptverantwortlichen Pandemie-Manager aus dem Schwelmer Kreishaus, die selbst oft Zielscheibe von Kritik sind, richteten deutliche Worte an Armin Laschet. „Die Testkapazitäten zu erhöhen ist genau der richtige Weg“, sagt Michael Schäfer. „Das Land muss uns das aber auch bezahlen.“
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Noch größere Fragezeichen stehen hinter der Teststrategie der Schulen, die ab Montag öffnen könnten. Laschet hatte mit Blick in die zahlreichen TV-Kameras in Schwelm gesagt: „Jeder Schüler muss zweimal pro Woche getestet werden. Dies muss sichergestellt sein.“ Im Krisenstab sieht man das kritisch. Astrid Hinterthür: „Wir glauben, dass die Selbsttest bei den jungen Schülern der ersten bis dritten Klasse nicht funktionieren, weil die Kinder die Testkits nicht alle allein vernünftig benutzen können.“
So ruht die größte Hoffnung weiterhin auf einer zügigen Impfung: Und dazu passt die Nachricht von Mittwochnachmittag, dass die mobile Impfstation des Ennepe-Ruhr-Kreises, die seit Ostermontag an der Dreifachsporthalle in Schwelm läuft, um eine dritte Impfstraße erweitert wird. Weitere 4000 Astrazeneca-Impftermine für Menschen zwischen 60 und 79 Jahren werden laut Kreis voraussichtlich in der nächsten Woche freigeschaltet.
Medizinisches Personal fehlt noch
„Wir mussten zunächst sehen, wie das Impfen hier läuft, wie es angenommen wird und wie viele Impfungen auf diese Weise pro Stunde machbar sind. Immer mit dem Ziel, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu impfen“, sagt Andreas Töpke, organisatorischer Leiter des Impfzentrums und der Impfstation.
Zum Start am Ostermontag wurde mit einer Taktung von fünf Minuten pro Impfung, an den darauffolgenden Tagen mit 3,25 Minuten geplant. Sobald das zusätzliche Personal eingeplant werden kann, wird der Kreis Termine für die verbleibenden 4000 Impfstoffdosen aus dem einmaligen Astrazeneca-Sonderkontingent von 8770 Impfstoffdosen freischalten, die das Land dem Kreis zugewiesen hatte. Impfberechtigt sind auch für diese weiteren Termine ausschließlich Kreisbewohner über 60 Jahren.
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Weiter geht die Planung auch am Mittwoch-Nachmittag, was die Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie im Ennepe-Ruhr-Kreis anbelangt. Die Verantwortlichen aus dem Kreishaus trafen sich zu einer Video-Konferenz mit den Spitzen der Einzelhandelsverbände und Werbegemeinschaften der kreisangehörigen Städte. Ziel: Eine Strategie zu entwickeln, wie Handel und Gastronomie so bald wie möglich wieder öffnen können.
Diskussion um die richtige App
Einigkeit besteht auf allen Seiten darin, dass der Dreiklang aus Testen, Impfen und Kontaktnachverfolgung elementar für ein solches Vorhaben ist. Differenzen bestehen noch bei der Wahl des Mittels zur Kontaktverfolgung. Während die Händler auf die viel gelobte Luca-App setzen, will der Kreis auf mehrere parallele System setzen.
Vielleicht entsteht dort ja das nächste Projekt, das der Ministerpräsident als vorbildlich erachtet – auch wenn er derzeit mit dem eingangs erwähnten Brückenlockdown eher auf eine rigorose Abriegelung des öffentlichen Lebens setzt.