Hagen. Während manche Schützenvereine die Hoffnung mit Blick auf das Impfgeschehen noch nicht aufgeben wollen, haben andere Nägel mit Köpfen gemacht.

Schützen lassen sich nicht so leicht unterkriegen. Auch wenn die Schützenfeste 2020 ausfielen, hingen vielerorts am eigentlichen Fest-Wochenende Fahnen an den Straßen. Als Zeichen der Hoffnung.

Doch die Hoffnung auf Feste in diesem Jahr schwindet, je länger die Zahl der Neuinfektionen auf hohem Niveau bleibt. Es scheint, dass die Durststrecke der Schützenvereine noch eine Weile anhält. Die ersten Bruderschaften haben bereits ihre Schützenfeste abgesagt.

Seriöse Einschätzung der Corona-Situation im Sommer nicht möglich

Wolfram Schmitz vom Sauerländer Schützenbund (SSB) hat schon alles im Schützenwesen erlebt. Dann kam die Corona-Pandemie. Am Telefon verstummt der Balver erst einmal, als er gefragt wird, ob auch die Schützenfest-Saison 2021 ins Wasser fällt. „Wenn Sie mir sagen, wie die Corona-Situation im Sommer sein wird“, so seine Antwort, „dann kann ich Ihnen sagen, was die Vereine machen werden.“ Will heißen: Eine seriöse Einschätzung ist derzeit nicht möglich.

Die Saison soll Ende April starten. So auch im Mescheder Ortsteil Olpe. Die St.-Georg-Schützenbruderschaft will am 24. und 25. April ihr Jubiläums-Schützenfest feiern. Das Hundertjährige war bereits 2020 fällig. „Alle Termine unter Vorbehalt“, heißt es auf der Webseite.

Vorbereitungszeit von sechs bis acht Wochen

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SSB-Geschäftsführer Schmitz sieht mindestens für die frühen Feste schwarz: „Es gibt keine Planungssicherheit. Für ein Schützenfest müssen Sie mit einer Vorbereitungszeit von sechs bis acht Wochen rechnen. Wenn externe Unterstützung (Zelt, Schausteller, Musik, Festwirt) benötigt wird, verlängert sich diese Zeit oft“, sagt er und ergänzt: „Wie wollen Sie planen, wenn Sie sich als Vorstand nicht treffen dürfen?“

Schmitz’ vorsichtige Prognose: „Ich gehe davon aus, dass nur wenige bis gar keine Feste stattfinden.“ Während manche Vereine die Hoffnung mit Blick auf das Impfgeschehen noch nicht aufgeben wollen, haben andere Nägel mit Köpfen gemacht. Der Schützenverein Altenhundem hat sein Jubiläumsschützenfest abgesagt. Das Arnsberger Stadtschützenfest fällt ebenso aus wie das Fest in Drüpplingsen.

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Peter Becker aus Brilon, Schützenforscher und Lehrbeauftragter an der Uni Paderborn („Schützenfest auf Abstand geht nicht“), spricht sich für eine Absage aller Feste aus: „Stellen Sie sich vor, der eine Verein hält an dem Fest fest, der andere nicht. Dann würde ein Schützenfest-Tourismus eintreten, der womöglich allen Vorsichtsmaßnahmen in der Pandemie widersprechen würde. Welcher Vorstand will dies verantworten?“

Planungssicherheit wichtig

Brauereien, Schausteller und anderen Mitwirkende müssten „frühzeitig wissen, was Sache ist“. Und ein Fest in abgespeckter Form? Becker schüttelt den Kopf: „Wenn sonst an einem Samstag 2500 Karten verkauft werden und jetzt nur 250 Teilnehmer erlaubt sind – was machen Sie mit den anderen? Man könnte nie allen gerecht werden.“

Wie erreicht man Mitglieder in Zeiten ohne Fest? „Wenn die Vereine wieder so kreativ sind wie 2020“, so Becker, „und die digitalen Möglichkeiten nutzen, tun sie viel für den Zusammenhalt.“ Ein Problem: Nachwuchs wird oft bei den Festen rekrutiert. „Fallen diese aus, kann es eine Delle bei den Mitgliederzahlen geben – der Trend zur Überalterung kann sich beschleunigen.“

Finanziell keine rosigen Zeiten

Es sind finanziell keine rosigen Zeiten, wenn Feste abgesagt und Hallen für Veranstaltungen nicht vermietet werden. Peter Becker glaubt dennoch, dass Vereine angesichts des Zusammenhalts über die Runden kommen und womöglich gestärkt aus der Krise gehen: „Sie haben die Chance, sich wieder auf die eigentlichen Werte des Schützenwesens zu besinnen – und die sind nicht in erster Linie wirtschaftlicher Natur, auch wenn die Finanzen eine große Rolle spielen.“

Sollte der Sauerländer Schützenbund eine Generalabsage verkünden? „Das können wir nicht“, so Wolfram Schmitz. „Jeder Verein und jedes Schützenfest sind anders. Und die Corona-Auflagen der einzelnen Gesundheitsämter können sich unterscheiden.“ Schmitz hofft auf 2022, auf Feste „in einem neuen Rahmen: Wenn alle geimpft sind, dürfen wir hoffentlich wieder nebeneinanderstehen und gemütlich ein Bier miteinander trinken.“