Siegen. Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen wird zum Labor. Gemeinsam mit Partnern in will das Haus Kunst digital in die Stadt bringen.

An der Schnittstelle von Stadt, Kunst und Digitalisierung sollen die Offenen Welten zum Zukunfts-Labor werden. Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen (MGK) ist der Initiator der innovativen Verbund-Aktion. „Offene Welten ist ein Herzensprojekt“, sagt Thomas Thiel, Direktor des Siegener MGK. Die Offenen Welten als Kooperation des MGK, der Kestner Gesellschaft Hannover, des Vereins Imagine The City Hamburg und des Museums Marta Herford sind in den „Fonds Digital“ der Kulturstiftung des Bundes aufgenommen worden. Die Idee erfährt angesichts des coronabedingten aktuellen Digitalisierungsschubs viel Aufmerksamkeit. Doch angeregt wurde sie bereits lange vor Ausbruch der Pandemie in Siegen.

Digitaler Stadt-Parcours

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Digitalisierung wird in Kunsteinrichtungen häufig nur unter dem Aspekt der Vermittlung betrachtet. Offene Welten soll mehr sein. Mit Hilfe eines digitalen Parcours will es Kunst in den öffentlichen Raum bringen. Das Smartphone wird dabei zur Eintrittskarte. „Spannend ist, dass die Verbundpartner ganz unterschiedlich sind, zwei Museen und zwei Kunstvereine. Auch die Städte Hamburg, Hannover, Siegen und Herford sind verschieden. Diese Unterschiedlichkeit beim gemeinsamen Interesse am Museum von morgen haben wir zum Ausgangspunkt gemacht“, erläutert Thomas Thiel.

Aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln wollen die vier Akteure erforschen, was Kunst mit der Lebensrealität der Bürger zu tun hat. Thiel: „Unsere Raumvorstellungen haben sich mit der digitalen Welt verändert. Mit dem Smartphone legt sich ein neuer Raum über die Stadt. Für diesen Raum wollen wir etwas Neues schaffen.“ Die Verzahnung zwischen realem Stadtraum und virtuellem Stadtraum ist den Akteuren wichtig. Denn: „Wir wollen die Leute vom Bildschirm weglocken zu Dingen im Stadtraum, die uns auffallen“, so Thiel.

App wird zum Baukasten

Ein Entwickler-Team arbeitet derzeit an der digitalen Umsetzung. Ziel ist eine mobile App für die Nutzer, die gleichzeitig wie ein Baukasten für die Projektpartner funktioniert. Elena Frickmann ist die Koordinatorin von Offene Welten; ihre Stelle ist in Siegen angedockt. „Unser erstes Teilprojekt wird in Hamburg realisiert. ,The Gate‘ zeigt 15 künstlerische Positionen zum Thema ,Tor zur Welt‘ im Stadtraum. Dazu gibt es Video- und Audiobeiträge, teilweise werden die Kunstwerke nur erfahrbar, wenn ich physisch vor Ort und gleichzeitig in der App bin.“

Jeder Partner startet sein eigenes Programm, das bestimmte Anforderungen an die App voraussetzt. So entsteht ein modularer Baukasten, von dem am Ende die Kulturlandschaft und damit andere Einrichtungen profitieren können, zum Beispiel lokale Kunstvereine. „Das ist der größte Mehrwert, dass man versucht, die Digitalisierung der Kulturlandschaft voranzutreiben“, betont Elena Frickmann.

Museum als Labor

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Das Kunstpublikum vergisst gerne, dass Museen nicht nur Orte der Kunstpräsentation sind, sondern auch der Forschung. Offene Welten soll diese Forschung im Punkt Digitalisierung vorantreiben, wobei die Ausgangsfragen durch die Verteilung auf vier Partner bewusst offen formuliert werden. Thomas Thiel: „Wir wollen das gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern entwickeln und wir wollen das einbinden, was wir in der Stadt haben.“ Die Rückmeldungen des Publikums werden ebenfalls eine Rolle spielen. Thiel: „Das ist ein total anderes Denken im Vergleich zu einer Ausstellung. Die kuratiert man, und dann steht sie irgendwann. Ein Projekt wie dieses wird gleichzeitig inhaltlich und technisch entwickelt, wir geben uns gegenseitig Feedback im Verbund und sind unsere eigene kleine Testgruppe.“

Am Ende soll eine Aktion stehen, die alle vier Partner zusammenbringt. „Wir möchten, dass ein Raum entsteht, der eine lokale Anbindung hat, aber die überregionale Verbindung mitdenkt.“