Winterberg. Winterberg ist voll. Dennoch fahren am Wochenende Touristen in die Stadt. Wir haben vor Ort mit ihnen gesprochen - und das Chaos miterlebt.

Kein Durchkommen. Die Straßen nach Winterberg sind wieder voll. Bereits am frühen Samstagmittag staut sich der Verkehr vor und in der Stadt, am Nachmittag geht nichts mehr. Die Polizei sperrt eine Bundesstraße, ebenso zahlreiche Einfahrten zu Parkplätzen, vor allem an den Skipisten und Rodelhängen, wo es teils weder vor noch zurück geht.

„Parkplatz voll“ steht auf den Schildern, die einige Ordnungskräfte in die Höhe halten – um die Autofahrer von der Weiterfahrt abzuhalten. „Fahren Sie am besten wieder nach Hause“, lautet der Appell der Polizei, als Autofahrer sie inmitten des kilometerlangen Staus nach Parkmöglichkeiten fragen. Wirkung zeigt der aber wenig.

"Wieso fahren Sie überhaupt hier hoch?"

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„Wo soll ich denn sonst parken?“, fragt ein Mann, der sein Auto im Halteverbot an der Rodelbahn der Eisarena abgestellt hat. Die Polizei ermahnt ihn, wegzufahren: „Wieso fahren Sie überhaupt hier hoch? Sie sehen doch, dass hier nichts mehr geht“, sagt der Polizist. „Und wenn ich ein Ticket ziehe?“ „Das ändert nichts. Sie dürfen hier nicht parken. Und sie sehen doch: Es ist voll.“

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Die Menschen sind gestresst, blockieren mit ihren Autos die Wege, hupen, diskutieren mit den Mitarbeitern des Ordnungsamtes und der Polizei. Zahlreiche Gruppen und Familien tummeln sich auf den Hügeln, weitere wollen hin und laufen die Straßen entlang, bahnen sich zu Fuß und mit ihren Schlitten an der Hand den Weg zur Piste.

"Wir wollten den Schnee sehen"

Doch warum sind sie überhaupt hergefahren? Die Stadt Winterberg und die Polizei rufen schon seit Tagen dazu auf, nicht anzureisen. „Wir wollten den Schnee sehen“, sagen die meisten Besucher. „Und Schlittenfahren.“ Namentlich wollen sie nicht genannt werden, reagieren zurückhaltend auf die Fragen. „Wir haben schon gehört, dass es hier voll sein soll – aber so haben wir es nicht erwartet“, sagt ein junges Pärchen, das extra aus Bielefeld angereist ist. „Aber jetzt sind wir hier, jetzt wollen wir auch rodeln.“

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Ähnlich lautet die Antwort anderer Wintertouristen: „Wir haben im Internet gelesen, wie es hier sein soll. Das hat uns aber nicht abgeschreckt. Freunde haben uns einen Parkplatz freigehalten“, sagt eine Vierer-Gruppe aus Dortmund.

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Eine junge Mutter, ebenfalls aus Dortmund, ist mit ihren Kindern auf dem Hang, „wir haben übertrieben lange einen Parkplatz gesucht“, sagt sie. Auf dem Weg nach Winterberg sei sie an mehreren Rodelhängen vorbeigefahren, „da war teilweise weniger los, aber ich wollte lieber weiterfahren. Mir ist es ehrlich gesagt egal, wie voll es ist. Das Risiko sind wir eingegangen. Ich halte mich an die Regeln, das war es aber auch“, sagt sie. „Wir haben so selten Schnee und sind froh, dass wir eine solche Gegend in der Nähe haben.“

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"Als Winterberger ist man sprachlos"

Die Kennzeichen der Autos verraten, woher die Menschen kommen: Düsseldorf, Bielefeld, Essen, Wuppertal, Gütersloh – viele haben anscheinend weite Strecken zurückgelegt, um an diesem Wochenende nach Winterberg zu fahren. „Kaum zu glauben, dass das alles Tagestouristen sein sollen“, sagen Peter und Ursula Mertens. Sie leben in Winterberg, machen an diesem Nachmittag einen Spaziergang durch die Innenstadt – die ist immerhin nahezu menschenleer. Die beiden erleben den Ansturm aber seit vielen Tagen mit: „Als Winterberg in den Vorjahren mit Skiläufern ausgebucht war, war es halb so schlimm wie jetzt“, sagt der 73-Jährige. „Als Winterberger ist man sprachlos, wenn man sieht, was hier los ist.“

Menschenschlangen an den einzigen Toiletten

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Am Straßenrand sind immer wieder Menschen zu sehen, die urinieren. Restaurants, Cafés – alles ist wegen des Lockdowns dicht, und damit auch die Toiletten. An der einzigen öffentlichen Toilette in der Innenstadt stehen die Menschen Schlange, an den Tankstellen im Ort ebenfalls. „Wir sind die Einzigen, die geöffnet haben“, erzählt ein Mitarbeiter dort. „Eigentlich ist die Toilette nur für Kunden“, sagt er, doch kaufen will dort fast niemand etwas. Knapp 30 Leute stehen bei ihm vor der Tür, „den Schlüssel für die Toilette geben sie einfach immer weiter, man hat keine Chance, das zu ändern. Viele parken auch, wo sie wollen – aber was soll ich machen? Die Polizei rufen?“

Die ist den ganzen Tag im Dauereinsatz, zahlreiche Streifenwagen sind unterwegs, manche Polizisten reiten auf Pferden durch die Stadt, versuchen, das Chaos auf den Straßen zu regeln, erinnern an die Maskenpflicht, an die Regeln, die wegen der Corona-Pandemie gelten. Und wie klappt das? „Schwierig“, sagt einer der Polizisten. „Wenn wir da sind, funktioniert es meistens für den Moment. Gehen wir weiter, geht es wieder von vorne los.“