Bad Laasphe. Zsuzsanna Szücs wartet darauf, dass sie ihr Nagelstudio wiedereröffnen kann. Die Unterstützung ihrer Kundinnen in der Krise rührt sie zu Tränen.

Mein Nagelstudio war erst ab März für zweieinhalb Monate geschlossen und nun wieder seit November. Knapp sechs Monate in diesem Jahr konnte ich wegen Corona nicht arbeiten. Hauptberuflich arbeite ich in meinem Nagelstudio erst seit Januar, vorher habe ich das nebenberuflich gemacht. Dadurch ist das Ganze natürlich doppelt schlimm. Als ich gerade den Kundenkreis richtig aufgebaut hatte, kam der zweite Lockdown.

Ich mache ja auch nicht nur Nageldesign. Einer älteren Dame, die zu mir kommt, brechen zum Beispiel immer wieder die Nägel ab. Das ist gesundheitlich gefährlich, weil sich hier etwas entzünden kann. So etwas muss regelmäßig gemacht werden. Es entscheiden aber Politiker, die keine Ahnung von meiner Arbeit haben, ob ich das darf oder nicht. Ich verstehe, dass das Coronavirus gefährlich ist. Aber ich sage auch: Entweder gelten die Regeln für alle oder für keinen. Da nützt kein Abwarten und Ausprobieren seitens der Politik.

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Zsuzsanna Szücs ist Nageldesignerin und betreibt das Nagelstudio „Nail@rt“ in Bad Laasphe in Siegen-Wittgenstein.
Zsuzsanna Szücs ist Nageldesignerin und betreibt das Nagelstudio „Nail@rt“ in Bad Laasphe in Siegen-Wittgenstein. © Privat | Privat

Ich habe alle Hygieneregeln befolgt, die vorgeschrieben sind. So wie sich die Lage momentan entwickelt, rechne ich aber damit, dass ich bis März warten muss, bis ich wieder arbeiten kann. Und ich weiß nicht, wie es dann weitergeht. Schon beim ersten Lockdown habe ich Kunden verloren. Finanziell ist die Situation für mich ganz schlimm. Ich habe die Corona-Hilfe beantragt und warte auf das Geld bis zum Januar. Ich muss aber jetzt die Miete, die Krankenversicherung und weitere Kosten begleichen. Ich habe keine Ahnung, woher.

Auch für Weihnachten muss ich kochen, backen, Geschenke besorgen. Mein Sohn soll nicht merken, dass es für mich gerade finanziell schwierig ist. Eine Kundin hat mir vor Kurzem eine Weihnachtskarte geschickt. Rein hat sie die Summe gelegt, die sie immer bei mir bezahlt. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich das bekommen habe.

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Vom Warten. Geschichten im Advent: Das Wort Advent hat seinen Ursprung im Lateinischen. Es bedeutet: Ankunft. Mit einer Ankunft verbunden ist: das Warten, auch das Erwarten. Diese Wörter stehen im Zentrum unserer Adventsserie. Jeden Tag erzählt uns ein Mensch, der wartet, seine Geschichte. Immer andere Menschen, immer ein anderes Warten: vorfreudig, ängstlich, traurig, lustig., tragisch, banal. So warten wir mit Ihnen auf das Weihnachtsfest.