Menden. Rüdiger Midasch aus Menden ist ein enger Freund der belarussischen Oppositions-Ikone Maria Kolesnikowa. Wie er auf ihre Freilassung wartet.

Dieses Warten ist ein ganz besonderes: Der Mendener Rüdiger Midasch war schon ein guter Freund von Maria Kolesnikowa, als diese noch nicht die Ikone der belarussischen Oppositionsbewegung war. Nun sitzt die 38-Jährige schon seit mehr als einem Vierteljahr im Gefängnis des Diktatore Alexander Lukaschenko. Wie viele wartet Rüdiger Midasch auf ihre Freilassung. Hier ist seine Schilderung:

„Seit gut dreieinhalb Monaten wartet die belarussische Protestbewegung, wartet ihre Familie und warte auch ich als langjähriger Freund auf diesen Moment: Dass Maria Kolesnikowa, eine der Frontfrauen der so bewundernswert ausdauernden und starken Bürgerbewegung gegen den belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko, wieder aus dem Gefängnis entlassen wird, in das sie das Regime Anfang September gesteckt hat. Ich kenne Maria seit mehr als 15 Jahren. Ich habe ihre Familie bei einer Reise nach Belarus kennengelernt. Es hat sich zwischen unseren Familien eine Freundschaft entwickelt. Bei uns in Menden im Sauerland hat sie auch gewohnt, als sie das erste Mal nach Deutschland gereist war.

Maria Kolesnikowa sendet klare Botschaft: „Ich bin kein Opfer“

Es war natürlich auch für mich ein Schock, als Anfang September die Nachricht kam, dass Maria, die inzwischen weltweit als Ikone der belarussischen Oppositionsbewegung bekannt ist, von dem Regime verhaftet wurde. Aber so komisch es sich vielleicht anhört: Ich bin heute eigentlich ruhiger als am Anfang, weil ich weiß, dass Maria sich nicht einschüchtern lässt, dass sie weiter aktiv ist. Ich stehe weiter in engem Kontakt mit ihrer Familie, sie hat mich auch in einem Brief aus dem Gefängnis heraus grüßen lassen. Das hat mich sehr gefreut. Sie liest viel, sie informiert sich. Sie war zunächst auch mit ganz normalen Strafgefangenen untergebracht. Sie hat auch diese Chance genutzt, um mit den Menschen zu sprechen, um noch mehr über das Volk in Belarus zu erfahren. So ist Maria.

Auch interessant

Mit all dem sendet sie eine klare Botschaft: Ich bin kein Opfer, ich bin weiter da und aktiv, ich warte nicht nur einfach ab. Und das ist natürlich auch etwas, was wir als Freunde und Unterstützer von Maria beherzigen können: Auch wenn wir nicht wissen, wie lange wir warten müssen und wie der Ausgang sein wird, so können wir doch aktiv sein. Und so versuche ich mit den Mitteln, die mir hier zur Verfügung stehen, Marias Engagement in Deutschland nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ihr ist der Menschenrechtspreis der Gerhart-Baum-Stiftung zugesprochen worden. Im Februar wird er in Stuttgart verliehen. Ich hoffe, dass sie selbst da sein kann – und das Warten ein Ende hat. „

Vom Warten. Geschichten im Advent: Warten und Erwarten. Die Wörter stehen im Zentrum unserer Adventsserie. Jeden Tag erzählt uns ein Mensch, der wartet, seine Geschichte.