Hagen/Celle. Der Streit zwischen VW und dem Zulieferer Prevent geht immer weiter. Laut Gericht hat Skoda Verträge mit TWB in Hagen zu Unrecht gekündigt.

Die Beschäftigten beim Autozulieferer TWB Prevent in Hagen sind längst gekündigt. Die letzten Löhne und Abfindungen ausgezahlt, das Werk seit Anfang 2020 geschlossen. Aber der Streit zwischen Prevent und dem großen Volkswagenkonzern geht vor den Gerichten dieser Welt immer weiter.

Am Mittwoch verurteilte das Oberlandesgericht Celle wegen TWB die VW-Tochter Skoda zu Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe – an Prevent. Volkswagen erklärte, man halte das Urteil für falsch. Es würden weitere Rechtsmittel geprüft – obwohl das OLG gar keine Revision zuließ.

Volkswagen hatte 2018 alle Lieferverträge von VW und den Töchtern Seat, Audi und Skoda mit TWB Prevent in Hagen zum Frühjahr 2019 gekündigt. Letztlich führte dies zum Zusammenbruch des Unternehmens TWB, weil die VW AG rund Dreiviertel aller Aufträge in Hagen ausmachte.

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Es ging nicht um Qualitäten der Sitzschalen aus dem Hagener Presswerk, sondern um einen Machtkampf des Autobauers mit Prevent. Die Zulieferergruppe, die auch mit Daimler streitet, hatte 2016 durch einen Lieferstopp zweier Tochterunternehmen (ES Guss und Car Trim) einen Stillstand der Bänder in VW-Werken erzwungen. Seitdem herrscht Streit, der immer wieder die Gerichte beschäftigt. Erst vor wenigen Tagen reichte Prevent eine Klage in den USA ein.

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Im Urteil aus Niedersachsen ging es darum, dass Skoda ab dem Frühjahr 2019 von TWB keine Sitzschalen für die Modelle Octavia, Karoq und Superb mehr abnahm. Zu Unrecht, urteilte der Kartellsenat in Celle. Skoda müsse Entschädigung zahlen, und zwar für den Wert ausgebliebener Lieferungen von April 2019 bis Ende 2025. Es dürfte sich um einige Millionen Euro handeln. Der Streitwert selbst liegt bei 7 Millionen Euro. Skoda soll außerdem Auskunft darüber geben, welche Ersatzlieferanten seit April 2019 ausgewählt wurden.

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Prevent sieht eine Signalwirkung auch für andere Prozesse. In Bezug auf Audi hatte das OLG Düsseldorf 2019 bereits eine Kündigung der Lieferverträge mit TWB für unwirksam erklärt, allerdings auch VW Recht gegeben, das sich von der Zulieferergruppe damals erpresst fühlte und für seine Kernmarke die Verträge im März 2019 rechtmäßig gekündigt hatte.