Hagen. Fast zwei Wochen Lockdown: Gibt es schon Effekte auf die Corona-Dynamik, auf die Todeszahlen und die Krankenhäuser? Die Rangliste der Kreise.
Seit knapp zwei Wochen laufen die neuen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die als „Lockdown light“ bekannt geworden sind. Die Ausbreitung des Coronavirus soll eingedämmt werden, indem unter anderem die Gastronomie geschlossen bleibt. Aber bringt das alles etwas? Der Blick auf die Zahlen für die Region verrät: Den Durchbruch gibt es noch nicht.
- Die Zahl der im Zusammenhang mit Corona verstorbenen Menschen ist in den zwölf Landkreisen und kreisfreien Städten des Regierungsbezirks Arnsberg erneut zum Teil massiv angestiegen.
- Es liegen auch mehr Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen .
- Die Sieben-Tages-Inzidenz , die die Quote der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche misst, ist in sieben von zwölf Kreisen und Großstädten im Wochenvergleich noch einmal gestiegen.
- Auf der anderen Seite: Es gibt immer noch ausreichend Betten auf den Intensivstationen – noch zeigt sich das Gesundheitssystem also robust.
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Und Dr. Peter Kleeschulte, der Leiter des Gesundheitsamtes im Hochsauerlandkreis mahnt ohnehin Geduld an, da die Maßnahmen nur mit Verzögerung wirken: „Inwieweit der Lockdown dazu beiträgt, dass die Inzidenz sinkt, wird man erst rund um den 18./19. November sagen können.“ Der genauere Blick auf die Kreise und Großstädte zeigt die unterschiedliche Entwicklung.
Die aktuelle Dynamik
Herne hat weiterhin die höchste Dynamik bei den Corona-Neuinfektionen in der Region. Sie liegt noch einmal um 100 höher als vor einer Woche. Gefallen ist der Sieben-Tages-Wert im Wochenvergleich nur im Kreis Olpe sowie in Hagen, Bochum und Dortmund. Fast gleich geblieben ist er im Märkischen Kreis. Die aktuelle Rangliste für den Regierungsbezirk Arnsberg basiert auf den Angaben des Robert-Koch-Instituts, Stand Freitag 0 Uhr.
- 1. (Vorwoche 2.) Herne: 341,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (21 Tote, 3 mehr als vor einer Woche )
- 2. (4.) Hamm: 234,0 (45 Tote, +3)
- 3. (1.) Hagen: 207,8 (30 Tote, + 4 )
- 4. (3.) Dortmund: 187,8 (39, +7)
- 5. (6.) Märkischer Kreis 183,6 (39, +3)
- 6. (10.) Hochsauerlandkreis: 172,1 (28 , +4)
- 7. (5.) Bochum: 158,1 (36 , + 1)
- 8. (8.) Ennepe-Ruhr-Kreis: 157,4 (47, + 7)
- 9. (9.) Kreis Unna: 129,7 (66+ 13)
- 10. (11.) Siegen-Wittgenstein: 124,6 (9 Tote, +/-0)
- 11. (7.) Olpe: 103,0 (62, + 3)
- 12. (12.) Kreis Soest: 83,8 (15, +1)
Hier gibt es eine Übersicht zu den Sieben-Tages-Inzidenzen in Nordrhein-Westfalen, die sich täglich aktualisiert:
Die Verstorbenen-Zahlen
Im Regierungsbezirk Arnsberg sind seit März 437 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben, das sind 53 neue Todesfälle innerhalb einer Woche. Zum Vergleich: Anfang Oktober lag die Zahl noch bei 290 – es sind also 147 Menschen an oder mit Corona in gut sechs Wochen gestorben. Im Kreis Unna waren binnen einer Woche gleich 13 Todesfälle zu beklagen.
Die Intensivstationen
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Und auch die Zahl der Corona-Infizierten, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, steigt weiter. Das zeigt das Intensivbettenregister: Aktuell sind es in den zwölf Kreisen und kreisfreien Städten im Regierungsbezirk Arnsberg 182 Covid-Patienten, eine Woche zuvor waren es noch 157 und vor knapp drei Wochen 78. Noch sind dennoch überall Kapazitäten auf den Intensivstationen frei – auch wenn der Anteil abnimmt. Vor einer Wochen waren noch 366 von zu dem Zeitpunkt 1422 verfügbaren Intensivbetten frei. Aktuell sind es nur 322 von verfügbaren 1494. Die Corona-Patienten machen auf den ersten Blick nur einen Bruchteil aus. Das Intensivbettenregister zeigt:
- 1. Hagen: 22,7 % der Intensivbetten mit 20 Corona-Patienten belegt.
- 2. Kreis Unna: 19,6 %, 20
- 3. Herne: 16,7 %, 11
- 4. Kreis Olpe: 16,1 %, 5
- 5. Kreis Soest: 15,0 %, 12
- 6. Hamm: 14,7 %, 15
- 7. Märkischer Kreis: 13,6 %, 20
- 8. Dortmund: 12,4 %, 40
- 9. Hochsauerlandkreis: 11,2 %, 13
- 10. Bochum: 7,3 %, 15
- 12. Ennepe-Ruhr-Kreis: 5,4 %, 7
- 13. Siegen-Wittgenstein: 2,9 %, 4
Im Klinikum Hochsauerland mit Standorten in Arnsberg und Meschede ist die Lage noch relativ entspannt, von der Leistungsgrenze ist man weit entfernt. „Aber wir haben natürlich Notfallpläne, die wir aktivieren können.“ Auch in Hagen, wo es den höchsten Anteil an Covid-Patienten gibt, ist man noch ruhig. Eines der Hospitäler, das diese versorgt, ist das Agaplesion Allgemeine Krankenhaus (AKH). Dessen Sprecherin Maren Esser sagt: „Aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen den Hagener Krankenhäusern sind wir in der Lage, auch auf eine Verschärfung noch adäquat reagieren zu können. Aufgrund der Entwicklung der Lage können wir aber keine Aussage dazu treffen, wie lange dies so gilt.“