Hagen. Die Menschen wollen es sich in Corona-Zeiten auch mit Hilfe eines Weihnachsbaums daheim gemütlich machen. Die Branche spürt eine hohe Nachfrage.
Dirk Heimhard, Weihnachtsbaumerzeuger aus Hagen, hat den „schönen, kleinen“ Weihnachtsmarkt auf seinem Gut Kuhwiese am 3. und 4. Advent abgesagt. „Schweren Herzens“, sagt er, „der Schutz der Kunden und Mitarbeiter lässt aber keinen anderen Schritt zu.“ Trotz der Absage des Events mit Weihnachtsbaum-Verkauf können die Kunden wie gewohnt das grüne, traditionelle Weihnachts-Symbol an Ort und Stelle auf dem Hof erwerben.
„Gerade hat mich noch ein Stammkunde angerufen und gefragt, wie es denn nun aussieht“, erzählt Heimhard. „Am Ende des Gesprächs hat er voller Verständnis und Erleichterung zu mir gesagt: ,Gut, wir suchen den Baum bei Ihnen aus und trinken dann den Glühwein zu Hause’.“
Gewisse Verunsicherung in der Branche
Die Corona-Pandemie wirbelt auch die Pläne von Weihnachtsbaumerzeugern durcheinander. „Wir Bauern klagen ja immer ganz gerne“, sagt Eberhard Hennecke (60) aus Sundern-Dörnholthausen augenzwinkernd und bestätigt zwar eine gewisse Verunsicherung in seiner Branche: „Aber: Wir sind trotzdem zuversichtlich. Die Nachfrage im privaten Bereich ist sehr groß. In der Krise wollen es sich die Familien Weihnachten zu Hause gemütlich machen und stellen nach der Devise ,jetzt erst recht’ einen Baum auf“, so der Vorsitzende der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW.
Dass die Menschen es in der Krise daheim heimelig haben wollen, habe schon der sehr gute Umsatz beim Blumen- und Pflanzenverkauf für Garten, Terrasse, Balkon und Wohnung gezeigt.
Wenn schon keinen Urlaub, dann wenigstens einen Weihnachtsbaum
Henneckes Hagener Kollege Dirk Heimhard bestätigt die wiederentdeckte Sehnsucht nach dem Weihnachtsbaum. Auch bei den Menschen, die in diesem Jahr corona-bedingt ihren Weihnachtsurlaub nicht antreten werden: „Sie wollen die Tradition dieses Weihnachtssymbols wieder aufleben lassen.“
Der Verkauf im privaten Bereich, davon ist Heimhard überzeugt, könne die geringere Nachfrage bei Weihnachtsmarkt-Betreibern (wegen zahlreicher Absagen werden weniger Deko-Bäume benötigt) oder Veranstaltern von Weihnachtsfeiern (wo gerne Bäume an Mitarbeiter oder Kunden verschenkt werden) kompensieren.
Verkauf mit einem genehmigten Hygienekonzept
Dirk Heimhard verkauft seine Bäume aus „eigenen ungespritzten Kulturen“ ab dem 16. November montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr und sonntags ab 11 Uhr auf seinem Hof – „mit einem genehmigten Hygienekonzept“. Es sieht unter anderem Einbahnstraßen-Regelungen vor.
Der Hagener bittet seine Kunden, auch die Öffnungszeiten in der Woche zu nutzen: „Es darf sich nicht alles auf das Wochenende konzentrieren. Wir brauchen in Corona-Zeiten eine Entzerrung von Besucherströmen.“
Weihnachtsbäume könnten teurer werden
Und die Preise? Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Weihnachtsbaumerzeuger, Martin Rometsch, hat soeben verkündet, dass die Nadelbäume wegen höherer Kosten für Hygienekonzepte, mehr Platz und möglicherweise mehr Personal „wahrscheinlich teurer werden“. Für die beliebte Nordtanne könnten 20 bis 27 Euro fällig werden.
Der Sauerländer Eberhard Hennecke hält diesen Preis für zu hoch gegriffen. „Es kann sein, dass die Bäume teurer werden, muss aber nicht“, sagt er. Nachdem 2019 die Maßgabe im Verband „18 bis 24 Euro“ gewesen sei, rechnet er jetzt mit 20 bis 25 Euro. Verbandsgeschäftsführer Rometsch zufolge seien die Preise in Großstädten in der Regel höher als auf dem Land.
Regenphasen taten den Bäumen gut
Das Wetter hat dank einiger Regenphasen den erntefähigen Bäumen im Vergleich zu den Vorjahren eher weniger zu schaffen gemacht. „Die Ernte wird gut“, sagt Eberhard Hennecke, „die Kunden können sich auf Bäume von guter Qualität freuen.