Duisburg/Essen. Kommunalpolitik ist immer noch überwiegend eine Männerdomäne. Doch warum ist das so? Forscherin Dr. Isabelle Borucki kennt die Gründe:

„Der Anteil der Frauen in der Kommunalpolitik ist beklagenswert“, sagt Dr. Isabelle Borucki, Nachwuchsgruppenleiterin des Projektes „DIPART – Digitale Parteienforschung. Parteien im digitalen Wandel“ an der „NRW School of Governance“ der Universität Duisburg-Essen. Doch was sind die Ursachen für den geringen Frauenanteil in der Kommunalpolitik?

Frauenmangel in der Kommunalpolitik: Das sind die Gründe

„Ratssitzungen reichen oft bis spät in den Abend“, sagt Dr. Isabelle Borucki. Bürgermeisterinnen und weibliche Ratsmitglieder müssen sich die Zeit dafür nehmen können – häufig neben Familie und Beruf. „Es ist immer noch so, dass die Frauen den Großteil der Hausarbeit, der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen übernehmen“, erklärt Borucki. Wie so häufig liegt der Hauptgrund für den geringen Frauenanteil in Führungspositionen auch in der Politik an der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Zeit fehlt.

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Dr. Isabelle Borucki ist Nachwuchsgruppenleiterin des Projektes „DIPART – Digitale Parteienforschung. Parteien im digitalen Wandel“ an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen.
Dr. Isabelle Borucki ist Nachwuchsgruppenleiterin des Projektes „DIPART – Digitale Parteienforschung. Parteien im digitalen Wandel“ an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen. © Bea Roth | Bea Roth

Hinzu komme, dass sich viele Frauen weniger zutrauen als Männer, so die Expertin. „Dabei können sie genauso viel wie Männer.“ Vor allem auf dem Land seien auch noch viele alte Rollenbilder verankert: „Wenn ich sehr stark von einem katholischen Menschenbild geprägt bin, traue ich mich als Frau vielleicht nicht in die erste Reihe“, erklärt die Politikwissenschaftlerin.

Wie die Politik Frauen in Führungspositionen bringt

Lösungen für den Frauenmangel in der Kommunalpolitik könnten gerade Politikerinnen und Politiker erarbeiten: „Sie müssten für eine bessere und flexiblere Arbeitsstruktur und Kinderbetreuung sorgen“, sagt Borucki. So könnten auch fehlende familiäre Netzwerke aufgefangen werden.

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Ebenso könnten vermehrt digitale Wege in der Kommunalpolitik genutzt werden. Warum sollte eine Ratssitzung nicht einmal über eine Videoschalte stattfinden? „Die digitalen Wege sind möglich. Die Hindernisse liegen in den Köpfen der Menschen“, sagt Borucki.

Von der Bundes- bis zur Kommunalebene würde die Digitalisierung allerdings immer schwieriger. „Die meisten Amtsinhaber in der Kommunalpolitik gehören zu den älteren Semestern.“ Ihnen fällt der Umgang mit neuen Medien häufig schwer. „Die Stellschraube bei einer Digitalisierung im Kommunalen ist aber gerade die Technikaffinität“, sagt Dr. Isabelle Borucki.