Hagen. Hitzewelle, Maskenpflicht, Schulstart: Wie die Schüler und Lehrer eines Gymnasiums in Hagen mit den Corona-Schutzmaßnahmen leben.

Kurz nach dem Schulstart um 7.45 Uhr begann Michael Pütz (61) seinen Gang durch das Gebäude. Jede Klasse einzeln will der Schulleiter des Christian-Rohlfs-Gymnasiums in Hagen-Haspe an diesem Tag begrüßen. Ist ja schließlich ein besonderer Tag. Erster Schultag nach den Sommerferien. Erster Tag im Regelbetrieb unter Corona-Schutzmaßnahmen überhaupt.

Die Schüler der Klasse 6a sitzen alle mit Mund-Nasen-Maske vor Pütz. Die ist nun Pflicht im Unterricht und auf dem gesamten Gelände. Pütz stimmt die Schüler ein. „Die persönliche Ansprache und die Erklärung der Dinge, die hier nun gelten, halte ich für wichtig. Das fördert die Einsicht“, sagt er hinterher. Eine Schülerin habe vor ihm gesessen und sich permanent Luft mit einem Fächer zugewirbelt. „Eine andere hatte sich einen Tischventilator mitgebracht, den sie über den Akku ihres Handys betrieb“, sagt Pütz und schmunzelt. „Am besten wäre, jeder brächte sich sowas mit.“

Maskenpflicht bei mehr als 30 Grad

Heiß ist es am Mittwoch, mehr als 30 Grad. Gerade Gebäudeteil, auf den die Sonne den ganzen Tag steht, heizt sich stark auf. 26, 27, 28 Grad sind es dann am Nachmittag manchmal in den Zimmern. „Lüften bringt ja dann bei diesen Temperaturen auch keine Abkühlung, im Gegenteil“, sagt Pütz.

Lotte und Finja mit Maske. Foto: Matthias Graben / FUNKE Foto Services
Lotte und Finja mit Maske. Foto: Matthias Graben / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Es schellt. Zweite große Pause. Auf dem Pausenhof sind Areale mit Kreide markiert, damit sich die Stufen und Klassen so wenig mischen wie möglich. Schülertrauben an Bänken, an Tischtennisplatten, am Geländer zur Ennepe, die an der Schule verläuft. 800 Schüler sind es hier. Sie alle tragen die Maske. Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine Blondine trägt den Mundschutz wie einen Schal am Hals, eine Mitschülerin hat ihn scheinbar ganz abgelegt. Ein anderer Schüler geht ins Gebäude und vergisst den Mundschutz umzulegen. „Die Maske muss getragen werden“, ruft eine Lehrerin freundlich, aber bestimmt. Schuldigung. Vergessen.

Die Wahl der richtigen Maske ist wichtig

Schulstart, Hitzewelle, Corona-Pandemie, Maskenpflicht - es ist dieser Tage eine vertrackte Mischung. „Irgendwann wird es schon stickig unter der Maske“, sagt Lisa Wittek (18), Schülersprecherin, nach der vierten Unterrichtsstunde „Das ist eine zusätzliche Belastung. Aber es kommen ja auch wieder Tage, an denen das leichter wird.“ Lisa hat sich extra eine Maske mitgenommen, die sie am Hinterkopf zusammenbinden kann, weil sie die Schlaufen hinter den Ohren bei der anderen Variante schmerzen. „Ich habe mir die dünnste meiner Masken rausgesucht, um gut atmen zu können“, sagt Fabio Ribjitzki (18), Schülersprecher. „Fast jeder hat auch eine zweite Maske mit zum Wechseln.“

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Die beiden machen im kommenden Jahr Abitur. Sie freuen sich, dass es wieder losgeht, dass sie lernen können und im Präsenzunterricht fragen stelle können. Es geht um ihre Zukunft. Andere sind weniger begeistert, unter diese Bedingungen zur Schule zu müssen. „Die Einsicht, dass es weitergehen muss, ist bei einem großen Teil der Schüler da“, fasst Fabio im Stile eines Diplomaten zusammen. Die Lehrer hätten zudem darauf hingewiesen, dass jederzeit Maskenpausen möglich seien. „Wem es zu viel wird, der kann sich im Unterricht melden und den Klassenraum kurz mal verlassen, sich einen ruhigen Ort draußen suchen und durchatmen“, berichtet Lisa.

Maskenverweigerer sollen der Schule verwiesen werden

Es gäbe im Zuge der Maskenpflicht auch so etwas wie Selbstregulierung unter den Schülern. Es komme durchaus vor, dass der eine den anderen erinnere, die Maske zu tragen oder wenigstens dann den Mindestabstand einzuhalten, sagt Fabio. Maskenverweigerer gäbe es am Christian-Rohlfs-Gymnasium bislang nicht, auch keine Proteste von Eltern, sagt Michael Pütz, der Schulleiter. Maskenverweigerer sollen, so sieht es die Handreichung des Landes NRW vor, nach Hause geschickt werden.

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Pütz setzt aber auf Kommunikation, auf Verständnis, auch auf Entgegenkommen. Die Schulstunden hat er in den ersten drei Tagen des neuen Schuljahres wegen der Hitze von 45 Minuten auf 30 Minuten verkürzt, um die Belastungen geringer zu halten. „Ohne die Maskenpflicht hätte ich das nicht gemacht. Aber so gehen wir auf die Schüler zu und schaffen die richtige Atmosphäre“, sagt er. „Wir müssen lebbare Formen finden.“

Feierlicher Akt zur Begrüßung der Fünftklässler fällt aus

Es schellt. Die Pause ist zuende. „Herr Pütz“, ruft ein Schüler aus einer kleinen Gruppe kurz danach, „wissen Sie, wo wir jetzt Unterricht haben? Wir haben Sport, aber da ist niemand.“ Herr Pütz weiß es auch nicht genau. Er erkundigt sich. Ist alles nicht so einfach. Sportunterricht vor allem. Die Turnhalle soll eigentlich nicht genutzt werden, die Umkleidekabinen nur in rollierendem System.

Herr Pütz muss jetzt auch weiter. Um 10.30 Uhr werden die Fünftklässler an ihrer neuen Schule begrüßt. Normalerweise ist das ein festlicher Akt, „mit Musik und Tanz“, sagt Pütz und es ist zu merken, dass er die Umstände bedauert. Musik und Tanz bleiben aus, es wird eine kurze Begrüßung werden. „Aber wir kriegen das schon alles hin“, sagt er.