Hagen/Menden. Die Bonpflicht wird viel kritisiert. Doch ein Sauerländer Bäckerbetrieb spart 7500 Papierrollen ein. Diese Ideen haben andere Inhaber entwickelt.

Bonpflicht? Die Frau in der Mendener Innenstadt reagiert ungläubig auf die Frage. Davon habe sie noch nichts gehört, sagt sie und schüttelt den Kopf mit ihren grauen, schulterlangen Haaren. Was sie denn mit der Quittung vom Bäcker mache? „Die nehme ich nicht mit.“ Nur wenn sie etwas mit Karte bezahle, wolle sie später den Betrag bei der Abbuchung prüfen.

Dabei gab es am Anfang des Jahres große Aufregung, als das neue Kassengesetz in Kraft trat. Es soll unter anderem Manipulation an elektronischen Registrierkassen in Geschäften verhindern. Der Staat möchte damit Steuerhinterziehung bekämpfen. Die Formel ist einfach: Für jede Bestellung einen Bon. Geschäftsleute kritisieren das und warnen vor einer „Papierflut“. Und auch die Kunden scheinen mehrheitlich die Bonpflicht weiter abzulehnen, wie Antworten einer Facebook-Befragung unserer Zeitung in der Region zeigt. Doch wie sieht die Lage aktuell aus? Vier Inhaberinnen und Inhaber aus der Region erzählen beispielhaft, wie sie mit der Bonpflicht umgehen.

Sauerländer Bäckerei Vielhaber: Papierrollen sparen trotz Bonpflicht

Drei Wochen lang druckte der Bäckerbetrieb Vielhaber Kassenbons in den damals 28 Filialen in der Region. Etwa 900 Papierrollen verbrauchte das Sunderner Familienunternehmen in dieser Zeit, drei Paletten voll mit Körben ausgedruckter Bons sammelten sich an. Um diesen „Berg“ an Papiermüll zu entgehen, wie es Juniorchefin Elisabeth Vielhaber sagt, wechselte die Firma auf eine elektronische Ausgabe in Form eines QR-Code. Die Funktion ist ganz einfach: Kunden wird die Bestellung auf einem Display an der Theke angezeigt, ihren Bon können sie mit dem Smartphone einscannen, oder ihn auf Wunsch ausdrucken lassen.

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„Diese digitale Umsetzung halten wir für die deutlich umweltfreundlichere Maßnahme“, sagt Elisabeth Vielhaber. In Zahlen bedeutet das: 7500 Rollen bis Mitte Juli konnte das Unternehmen einsparen. Neues Interesse an einem Kassenbon habe die Technik aber nicht entfacht, bestätigt die Juniorchefin.

Bio-Laden in Hagen: Öko-Bon statt Thermopapier

Auch Susanne Timmerbeil, Inhaberin des Wehringhauser Bioladens in Hagen, versteht die Bonpflicht nicht: Die elektronischen Daten seien ohnehin auf Jahre für das Finanzamt verfügbar. „Ich finde Bonpflicht äußerst albern und überflüssig“, sagt sie. Sorgen bereitet ihr das Thermopapier, auf dem die Bestellung in der Regel gedruckt wird. Ob die konventionellen Bons mit Zusatzstoffen wie Bisphenol S schädlich sind, werde vom Bundesinstitut für Risikobewertung geprüft.

In ihrem Bio-Laden hat sie bereits im Sommer 2018 auf einen Öko-Bon umgestellt. Dieser bestehe aus umweltfreundlich hergestelltem Papier, sei zwar etwas teurer, „aber nicht so viel, dass man daran sparen sollte“, sagt sie. Dass sie den Bon jedes Mal ausdrucken müsse, obwohl kaum ein Kunde ihn mitnehme, sei aber Wahnsinn, betont sie.

Eiscafé in Menden: Offene Ladenkasse von Bonpflicht ausgenommen

Ob der Kunde im im Eiscafé Dolce Vita in Menden einen Kassenbon bekommt oder nicht, entscheidet Inhaberin Sinem Gülap nicht aus ihrer Tageslaune heraus. Trotzdem muss sie nicht immer eine Quittung drucken: Bestellt der Kunde zwei Kugeln in der Waffel an der Theke, bekommt er keinen Bon, trinkt er zum Beispiel einen Cappuccino im Café, greift wieder das Kassengesetz. Der Grund: Für den Außenverkauf nutzt sie zwei sogenannte offene Ladenkassen – eine für die Münzen, eine für die Geldscheine.

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Für das Café innen verwendet sie eine elektronische Registrierkasse. Die separaten Geldkassetten sind von den Finanzbehörden erlaubt und von einer Belegausgabepflicht ausgenommen, wie das Bundesfinanzministerium bestätigt. Unabhängig davon müssten Einnahmen und Ausgaben ordnungsgemäß aufgezeichnet werden, so wie es es jeden Abend mache, versichert Sinem Gülap.

Stefan Wette, Kiosk-Besitzer in Menden, hält das Ergebnis von einem Monat Bon-Sammeln in den Händen.
Stefan Wette, Kiosk-Besitzer in Menden, hält das Ergebnis von einem Monat Bon-Sammeln in den Händen. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Im Kiosk in Menden druckt die Kasse automatisch Bons

Seinem Schicksal ergibt sich der Mendener Kioskbetreiber Stefan Wette. Seine Kasse spuckt automatisch einen Kassenbon nach jeder Bestellung aus. In manchen Branchen sei eine Kassenbonpflicht sinnvoll, meint er. Doch er verkaufe Kaugummipackungen, Zeitschriften oder Zigaretten: „Die Produkte werden nicht umgetauscht.“ Die ausgedruckten Bons sammelt er in einer gesonderten Box. Die Bonpflicht sei für ihn nur teuer und produziere Müll.