Hagen. Ob Garten, Balkon oder Blumenkasten: Gerade in Corona-Zeiten bringen Blumen und Pflanzen Farbe ins Leben. Fünf Expertentipps, was nun zu tun ist.

Schönes Frühlingswetter, die ersten warmen Sonnenstrahlen – und jetzt auch noch Osterferien. Trotz oder gerade wegen der Corona-Krise mit Home-Office und Kontaktsperre freuen sich besonders jene, die ihre freie Zeit im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse verbringen können. Doch in den meisten Fällen muss dort erst einmal Hand angelegt werden, um die „Wohlfühl-Oase“ aus dem Winterschlaf zu holen. Gehölze, Rosen und Hecken zurück schneiden, den Rasen mähen und dann? Was der Hobby-Gärtner beachten sollte und welche Pflanzen bei den aktuellen Temperaturen bedenkenlos gepflanzt werden können, um die heimische Botanik aufzupeppen, verraten unsere Experten. Sie geben Tipp und stellen aktuelle Trends vor.

1. Tipp: Das Gemüse vorziehen

Gemüse auf der Fensterbank vorziehen und erst im Mai raus pflanzen, wenn die Temperaturen konstant wärmer sind und es nicht mehr friert. „Das ist wichtig, da vor allem Gurken und Tomaten sehr kälteempfindlich sind“, weiß Martin Dahlmann, Vorstandsmitglied des Fachverbands Einzelhandelsgärtner NRW. Dennoch spreche nichts dagegen, jetzt schon mit der Aussaat in kleinen Töpfchen zu beginnen. Auch Aubergine, Brokkoli, Erdbeeren und Kräuter könnten, so der Experte, im Warmen bereits jetzt ausgesät werden. „Bei Temperaturen um die 20 Grad können die Vorzuchten dann draußen eingepflanzt werden. Wichtig ist, dass es nachts nicht mehr friert.“

Martin Dahlmann, Vorstandsmitglied im Fachverband Einzelhandelsgärtner NRW.
Martin Dahlmann, Vorstandsmitglied im Fachverband Einzelhandelsgärtner NRW. © Privat | Privat

Wer zu seinen Tomaten frischen Basilikum pflücken möchte, der sollte auch hier darauf achten, die Pflanze nicht zu früh rauszusetzen. Dahlmann: „Basilikum ist absolut kälteempfindlich. Alles unter 15 Grad bringt gar nichts und die Pflanze geht kaputt.“ Wer im Garten Platz hat, kann außerdem Folientunnel, Frühbeet oder Gewächshaus nutzen, um Gemüsepflanzen und Kräuter vor Frost zu schützen.

2. Tipp: Was jetzt schon raus darf

Pflanzen aus der Überwinterung erst langsam an die Sonne gewöhnen. Olivenbäume, Oleander und Hanfpalmen können jetzt schon raus. Zitruspflanzen wie Zitronenbäume oder Feigen sollten hingegen nicht vor Mitte Mai raus, lautet die Empfehlung des Experten. Frühblüher wie Zwiebelpflanzen (Narzissen, Tulpen, Perlhyazinthen oder Schachbrettblumen), Stiefmütterchen oder Hornveilchen können hingegen auch leichten Frost überstehen. „Aktuell ist eine Gänseblümchen-Sorte mit dem Namen ‚Erdbeersahne‘ besonders beliebt“, so Dahlmann. Mit ihren rosa-weißen Blüten sehe diese auch in Kübeln neben den ebenso beliebten hellblauen Vergissmeinnicht schön bunt aus.

Warum Baumärkte geöffnet sind

Das öffentliche Leben ist weitgehend herunter gefahren, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Die meisten Geschäfte, die nicht Lebensmittel verkaufen, sind geschlossen. Bau- und Gartenbaumärkte sind aber weiterhin offen. Warum?

„Der Betrieb von Bau- und Gartenbaumärkten bleibt zur Versorgung von Gewerbetreibenden und Handwerkern zulässig. Anderen Personen darf der Zutritt nur gestattet werden, wenn zum Schutz vor Infektionen geeignete Vorkehrungen getroffen sind“, sagt die NRW-Landesregierung.

Dazu gehörten insbesondere Maßnahmen zur Sicherstellung von Mindestabständen und Schutzvorrichtungen für das Kassenpersonal. Unter diesen Voraussetzungen dürften auch Floristen ihren Betrieb fortsetzen. Aber auch hier gilt die dringende Ermahnung: Abstand halten, soziale Kontakte vermeiden.

Obstgehölze und Stauden-Gewächse wie Polsterstauden, Grasnelken oder Stockrosen können ab Ende April den Garten verschönern. „Aufpassen sollte man dennoch mit Pflanzen, die schon sehr weit ausgetrieben sind“, meint Dahlmann. Diese sollte man vor Nachtfrost schützen. Das funktioniert, indem man sie abends in die Garage stellt, mit Gartenvlies einpackt oder einen großen Karton überstülpt, so der Experten-Tipp. Vorsichtig sollten Garten-Liebhaber auch noch mit Petunien und Geranien sein. Sie sehen zwar schön bunt aus, werden derzeit aber in Gewächshäusern bei 16 Grad gehalten. Stellt oder hängt man diese zu früh raus, gehen sie kaputt. „Das sind Sommerblumen“, gibt Dahlmann zu bedenken. „Wir sind im Frühling – auch wenn es tagsüber manchmal schon wärmer ist.“

3. Tipp: Das richtig Gießen

Morgens ist die beste Zeit zum Gießen. Das Wasser sollte immer in Bodennähe an den Wurzelhals gegeben werden, so Dahlmann. „Gießt man erst am Abend, bedeutet das für die Pflanze Stress.“ Gibt man den Pflanzen hingegen schon am Morgen Wasser, haben sie ausreichend Energie für den Tag. Staunässe im Bodenbereich sollte aber vermieden werden, da die Ballen- und Wurzelbereiche auch Trockenphasen brauchen, um sich weiterzuentwickeln.

4. Tipp: Das Düngen

Sommerblumen sollten regelmäßig mit Flüssigdünger unterstützt werden. „Sie wachsen oft höher und auch länger als Frühblüher, nämlich meist von Mai bis Oktober. Deshalb brauchen sie viele Nährstoffe“, sagt Dahlmann. Er vergleicht die Zugabe von Dünger mit einem Sportler: „Ich brauche auch genügend Nährstoffe, um die gewünschte Leistung zu erbringen. So geht es den Pflanzen auch.“

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Für Gemüsepflanzen eignet sich hingegen am besten organischer Dünger mit natürlichen Inhaltsstoffen. Garten-Freunde sollten bedenken, dass diese Dünger circa zwei bis drei Wochen brauchen, bis sich die Wirkung abhängig von Bodentemperatur und Feuchtigkeit komplett entfalten kann.

5. Tipp: Den Rasen vertikutieren

Das Frühjahr kann zum Vertikutieren des Rasens genutzt werden, um abgestorbene Gräser und Moos zu entfernen. Ebenfalls sollte der Rasen jetzt mit Rasenkalk bestreut werden, der weniger Moss bedingt, erklärt der Experte. Gedüngt wird die grüne Pracht bestenfalls erst ab Ende April, Anfang Mai. Solange es aber nachts noch friert, sollten Garten-Freunde davon absehen, neuen Rasen auszusäen. Für Schattenflächen und sehr trockene Standorte gibt es außerdem spezielle Rasen-Sorten.

>> DIE TRENDS FÜR 2020: Das sagen heimische Experten

Was sind die Trends in dieser Gartensaison? Fünf heimische Experte und ihre Einschätzungen:

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„Die Selbstversorgung mit Gemüse, Kräutern, Salat und Kartoffeln ist noch stärker als in den Vorjahren im Trend. Dabei sollte man jedoch beachten, dass beispielsweise Tomaten und Gurken nicht zusammen gepflanzt werden dürfen. Eine von beiden geht in dieser Kombination immer kaputt. Matthias Frings (Langjähriger Mitarbeiter in der Gärtnerei Knop)

„Hochbeete sind aktuell sehr im Trend – sowohl im Garten, auf der Terrasse als auch auf dem Balkon. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man braucht sich nicht bücken und der Hund kann die Pflanzen nicht ‚düngen‘. Um Schnecken fern zu halten, sollte man auch im Hochbeet vorsichtshalber ein Glas Bier versenken.“ Martin Dahlmann (Vorstandsmitglied Fachverband Einzelhandelsgärtner NRW)

Inhaberin Andrea Berwe von der Blumenwerkstatt Antoniak.
Inhaberin Andrea Berwe von der Blumenwerkstatt Antoniak. © WP | Michael Kleinrensing

„Ungebrochen ist der Trend zum Outdoor-Living, der Platz für Ruhe und Erholung im eigenem Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon. Das Motto lautet: ‘Pflanzen tun gut!’ Das ‘grüne Wohnzimmer’ bezieht sich auf bequeme Lounge-Möbel, bunte Kissen, Sonnensegel oder große Sonnenschirme. Dazu kommt ein Bereich für die ‘Außenküche’ mit Grill und integrierter Kochplatte.“ Barbara Schilling (Gartencenter Augsburg)

„Frühjahrsblüher wie Primeln, Stiefmütterchen, Tulpen, Narzissen und Ranukeln sind derzeit gefragt. Ebenso beliebt sind Kübelpflanzen wie Kätzchen-Stämmchen oder Eukalyptuspflanzen. Letztere sind besonders robust und halten auch frostige Nächte unbeschadet aus.“ Andrea Berwe (Inhaberin Blumenwerkstatt Antoniak)

„Viele Kunden achten bei der Auswahl ihrer Blumen verstärkt darauf, dass sie insektenfreundlich sind. Ganzjährige Stauden oder Lavendel sind hierbei eine gute Wahl, damit Bienen und Hummeln ausreichend Nahrung finden und sich wohlfühlen können.“ Mike Mankopf (Blumen Mankopf)